Unser Experiment ist zweigeteilt. Prinzipiell sind wir daran interessiert, besser zu verstehen, wie sich menschliche Nervenzellen an wechselnde Gravitationsbedingungen anpassen. Dies ist für bemannte Weltraummission von großer Bedeutung, aber auch für das bessere Verständnis des Nervensystems auf der Erde von großem Interesse.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der Frage, ob sich die Überlebensrate von Nervenzellen unter wechselnden Gravitationsbedingungen verändert: Bisher musste die Analyse der Vitalität, also wie gut es den Zellen geht, immer später im Labor erfolgen. Hierzu müssen die Zellen im Flug fixiert, also chemisch eingefroren werden. Der Einfluss der Fixierung auf die Ergebnisse ist nicht auszuschließen. Mit Hilfe eines speziellen Farbstoffs und eines umgebauten Messgeräts aus der Pharmaindustrie sind wir in der Lage die Vitalität von vielen Zellen gleichzeitig in Echtzeit zu beobachten, ohne langwierige Nachbearbeitung im Labor. Da diese Messungen sehr schnell ablaufen, können wir entsprechend viele Messungen pro Flugtag durchführen, die uns einen hochaufgelösten zeitlichen Verlauf der Zellvitalität ermöglicht.
Der zweite Teil unseres Experiments hat eine etwas abstraktere, aber trotzdem sehr wichtige Fragestellung: Klinostaten sind Geräte, die am Boden verwendet werden um Schwerelosigkeit zu imitieren. Hierbei wird beispielsweise eine Messkammer mit einer bestimmten Geschwindigkeit gedreht um durch diese Rotation die Wahrnehmung der Gravitation von Pflanzen oder Zellen aufzuheben. Es wird viel über diese Methode diskutiert, ob sie zur „Simulation von Schwerelosigkeit“ geeignet ist oder nicht. Um aufzuklären, ob die aktuelle physikalische Theorie, wie ein Klinostat funktioniert, korrekt ist, werden wir einen hierfür gebauten Klinostaten direkt im Flug verwenden, um zu untersuchen, ob die gewonnenen Daten mit denen aus „echter“ Schwerelosigkeit übereinstimmen, oder ob das mathematische Modell angepasst werden muss. Dies ist für viele Bereiche der Gravitationsbiologie von Interesse, da Klinostaten sehr gerne als erste Versuchsreihe am Boden verwendet werden.