Metallische Gläser sind aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften (unter anderem geringe Dichte, Bruchfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit) für zahlreiche Anwendungen interessant. Trotzdem ist ihre Vermarktung ist seit jeher eine Herausforderung, da die meisten metallischen Gläser aus teuren und sicherheitsbedenklichen Elementen wie Beryllium und Phosphor bestehen. Kürzlich entdeckte metallische Gläser auf Schwefel-Basis versprechen hingegen eine kostengünstige Herstellung, dies geht auf die einfache Handhabung und das globale Vorkommen von Schwefel zurück.
Durch die Zugabe von Schwefel gelang erstmals die Bildung von metallischen Gläsern im Titan-Nickel-System. Ausgehend von der eutektischen Zusammensetzung (Ti75Ni25) wurde Nickel durch Schwefel ersetzt. Dabei zeigt die Zusammensetzung mit 8 at. % Schwefel die besten glasbildenen Eigenschaften. Um die Auswirkung von Schwefel auf die Glasbildung zu verstehen, muss die Dynamik der metallischen Schmelze näher untersucht werden. Dabei spielt die Viskosität, welche die Fließeigenschaften der Schmelze beschreibt, eine wichtige Rolle.
Mit Hilfe von elektrostatischer Levitation (ESL) wurden bereits Viskositätsmessungen von Ti75Ni17S8 unter Laborbedingungen durchgeführt. Diese zeigen eine geringe Viskosität der Proben (wenige mPa.S) und eine hohe Schmelztemperatur. Beides spricht gegen einen guten Glasbildner. Zudem verhindern diese Ausgangsbedingungen die Bestimmung der Viskosität über einen großen Temperaturbereich im ESL. Um die Plausibilität der Ergebnisse zu prüfen und den Temperaturebereich zu erweitern, sind Referenzdaten von TEMPUS unter µg-Bedingungen notwendig. In TEMPUS werden elektrisch leitende Proben durch elektromagnetische Levitation (EML) berührungsfrei prozessiert. Neben der Zusammensetzung mit 8 at. % Schwefel wird eine weitere Zusammensetzung mit 4,9 at. % Schwefel auf dieselbe Weise prozessiert. Mit dieser Kenntnis wird die Dynamik der Schmelze in Abhängigkeit vom Schwefel-Gehalt untersucht.