Neue Raumfahrt-Technologien im Weltraum zu testen - das ist die Aufgabe der Technologieerprobungsträger (TET). Bisher wurden Neuentwicklungen wie Batterien, Solarzellen und Antriebe zwar in Labors auf der Erde erprobt, aber erst bei ihrem Einsatz im All stellte sich heraus, ob sie unter den dortigen Bedingungen zuverlässig arbeiten.
TETs eröffnen den Herstellern nun die Möglichkeit einer Vorabprüfung und damit ein neues Maß an Sicherheit. Der erste Satellit der Baureihe, TET-1, startete am 22. Juli 2012 mit einer russischen Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur.
Extreme Hitze und Kälte, elektromagnetische Strahlung und Schwerelosigkeit wirken im Weltraum auf die einzelnen Komponenten ein - eine Belastung, der nicht alle Bauteile standhalten. Nun bieten TETs Wissenschaftlern und Wirtschaftsunternehmen eine Möglichkeit, ihre Neuentwicklungen direkt unter realen Bedingungen zu testen.
Zwergsatelliten "stemmen" bis zu 50 Kilogramm Nutzlast
TETs zählen als Mikrosatelliten zu den Zwergen unter den Raumflugkörpern. Ihr Seitenverhältnis beträgt lediglich 65 x 55 x 88 Zentimeter. Bei dieser geringen Größe können sie immerhin eine Nutzlast von rund 50 Kilogramm aufnehmen. Diese tragen sie für geplante Missionsdauer von einem Jahr in den Low Earth Orbit (LEO) also in eine Höhe von maximal 800 Kilometern über dem Erdboden.
Der Satellit ist in drei Segmente unterteilt: das Dienstsegment, das Elektroniksegment und das Nutzlastsegment. Das Dienstsegment beinhaltet satellitentypische Baugruppen wie zum Beispiel Batterien, Reaktionsräder und Kreiselsysteme. Im Elektroniksegment befinden sich elektronische Baugruppen wie etwa Energie-, Versorgungs- und Kontroll-Einheiten.
Neue Testmöglichkeiten mit altbewährter Technik
Die TETs basieren auf dem Konzept des Erdbeobachtungssatelliten BIRD (Bi-Spectral Infra-Red Detection), der von 2001 bis 2006 in Dienst war. Da Aufbau und Komponenten zu einem Großteil übernommen werden, lassen sich die Kosten für TET minimieren. Außerdem bleibt die hohe Zuverlässigkeit der Satellitenplattform - der zentralen Versorgungseinheit - gewahrt. Einige Komponenten wurden im Vergleich zu BIRD modernisiert und erweitert. Dies betrifft vor allem das Nutzlastsegment, das vergrößert wurde, und das Nutzlastversorgungssystem.
Am 22. Juli 2012 startete TET-1 mit einer Sojus-Fregat-Rakete zusammen mit vier weiteren Satelliten aus Russland, Weißrussland und Kanada vom Raumfahrtzentrum Baikonur ins All. An Bord von TET-1 befinden sich elf neue Technologie-Komponenten von wissenschaftlichen Institutionen und Raumfahrtunternehmen aus Deutschland. Neben Batterie- und Solarzellen, einem Antrieb für Kleinsatelliten und einem Infrarot-Kamerasystem sollen elektronische Bauteile, Software und ein Sensor-Bus-System im Weltraum getestet werden.
Auf seinem Zielorbit in rund 520 Kilometern Höhe hat TET-1 eine Umlaufzeit von 90 Minuten, wobei er 60 Minuten lang der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. 14 Monate lang wird der Satellit die Erde umkreisen und dabei Experimentdaten zum Boden senden. Das Bodensegment besteht aus dem DLR Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen von wo aus TET-1 gesteuert und überwacht wird, der DLR Bodenstation in Weilheim der DLR Bodenstation in Neustrelitz, wo die Nutzlastdaten empfangen werden und dem DLR Nutzerdatenzentrum in Neustrelitz.
TET - Herzstück des OOV-Programms
Die TET-Satelliten sind die Kernelemente des Programms für "On-Orbit-Verifikationen von neuen Techniken und Technologien" (OOV). Das OOV-Programm dient dazu, die Lücke zwischen den am Boden getesteten und qualifizierten Systemen und dem operationellen Einsatz zu schließen. Durch die regelmäßigen und kurzfristig realisierbaren Mitflugmöglichkeiten in dem Programm können Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen ihre neuesten Produkte unter Weltraumbedingungen erproben und deren Zuverlässigkeit und Verwendbarkeit unter Beweis stellen.
Raumfahrt-Technologie Made in Germany
Der TET-1 Satellit wird in Deutschland von einem Konsortium unter Führung der Kayser-Threde GmbH in Zusammenarbeit mit der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH und DLR-Instituten gebaut. Die Gesamtverantwortung für das Projekt liegt beim DLR Raumfahrtmanagement. Unterstützt wird es durch die DLR Programmdirektion Weltraumforschung und -technologie.
TET-Systemparameter