Grau in Grau zeigt sich auch heute der Himmel über dem Köln Bonn Airport. Viele der Wissenschaftler sind bereits abgereist. An ihrer Stelle sind neue Gäste für den Parabelflug eingetroffen. Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft erhalten die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Forschung in Schwerelosigkeit zu machen. Als so genannte Multiplikatoren tragen sie ein positives Bild des Parabelflugs in die Öffentlichkeit und unterstützen so die Wissenschaft.
Bereits gestern fand im Internationalen Kongresszentrum Bundeshaus Bonn die obligatorische Informationsveranstaltung für alle Mitfliegenden statt.
Der Vorsitzende des DLR-Vorstandes, Prof. Dr. Wittig, begrüßte die Anwesenden und gab dann an den Direktor von Novespace weiter. Jean-Francois Clervois betonte nachdrücklich, dass es sich beim A300 ZERO-G um das beste Parabelflugzeug der Welt mit der ebenfalls weltbesten Crew handelt. Intensiver wird kaum ein Flugzeug gewartet.
Wie schon bei der Veranstaltung am Montag kamen anschließend auch Projektleiterin, Flugkapitän, Sicherheitschef und Fliegerarzt zu Wort. Sie erläuterten den genauen Ablauf der Manöver und gaben den zukünftigen Parabelfliegern Ratschläge, wie sie durch ihr Verhalten das Aufkommen von Reisekrankheit vermeiden können.
Trotz der recht bildlichen Schilderung der Sicherheitsmaßnahmen ließ sich keiner der Anwesenden von seinem Vorhaben abbringen. Die Möglichkeit, Forschung in Schwerelosigkeit miterleben zu können, ist einfach zu reizvoll.
Auch heute hebt der A300 ZERO-G wieder zur gewohnten Zeit von Köln ab, doch dieses Mal startet er nur zu einer "kleinen Runde". Statt der 31 Parabeln, die in den vergangenen Tagen geflogen wurden, stehen heute lediglich zehn auf dem Plan. Wieder mit an Bord ist unter anderem das Team von Dr. Johannes vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin.
Der Wissenschaftler ist auf den Parabelflügen gleich mit zwei Experimenten vertreten. Bei einem beobachten die Forscher 24 Stunden lang den Herzrhythmus ihrer Probanden und zwar vor, während und nach deren erstem Parabelflug.
Hierfür tragen die Versuchspersonen während der gesamten Zeit ein Funktions-T-Shirt der Firma Actimon. Das ActiShirt verfügt über Sensoren, die Bewegungswerte erfassen und ein Elektrokardiogramm (EKG) als Indikator der Beanspruchung aufzeichnen.
Bei der Auswertung der Daten nehmen die Wissenschaftler unter anderem eine Verlaufsanalyse der so genannten Respiratorischen Sinusarrythmie vor. Diese wird aus den Herzschlag-Intervallen in Verbindung mit Messdaten aus der Atmung und anderen Kreislaufdaten berechnet.
Mit dem Experiment testet das Team zum einen die Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Sensor-Shirts. Zum anderen möchte es herausfinden, ob Personen, die während des Parabelflugs reisekrank werden, schon vor dem Flug kardiologische Besonderheiten aufweisen.
Besonders interessant sind die Werte, die in der Nacht vor dem Flug ermittelt werden. Denn es deutet einiges darauf hin, dass beispielsweise ein Zusammenhang zwischen Schlafmangel und dem Auftreten der Bewegungskrankheit besteht. Wenn sich die Vermutung der Forscher bestätigt, könnte mit Hilfe des Acti-Shirts vorhergesagt werden, ob ein Mensch auf einer See-, Flug- oder auch Autoreise bewegungskrank wird oder nicht.
Das zweite Experiment widmet sich der Stressforschung. Das autonome, also nicht willentlich beeinflussbare Nervensystem, reagiert nicht bei allen Menschen gleich auf Stress-Situationen. So wird die Anstrengung bei einigen Personen dadurch kompensiert, dass verstärkt Blut in das Herz strömt.
Bei anderen wird das Blut stärker aus dem Herzen heraus in den Körper gepumpt. Bei einer dritten Gruppe erhöht sich die Herzschlagrate. Dies alles wird über Stresshormone, wie etwa Adrenalin, gesteuert.
Alle drei Reaktionstypen werden bei dem Experiment untersucht. Dabei beobachten Wissenschaftler das Herzminutenvolumen. Dies bezeichnet das Volumen des Blutes, das in einer Minute vom Herzen durch den Kreislauf gepumpt wird.
Bestimmt wird dieses Volumen durch Werte wie Puls, Herzschlag und Widerstand der dünnsten Aderverzweigungen in Armen und Beinen. Parallele Untersuchungen an den gleichen Probanden im Kreislauf-Labor des DLR unterstützen die Ergebnisse aus den Parabelflügen.
Auch nach der zehnten Parabel fühlen sich alle Beteiligten wohl und sind so von dem Wissenschaftsflug angetan, dass sich Kapitän Gilles Le Barzic noch spontan zu zwei weiteren Parabeln überreden lässt. Dann geht es wieder zurück nach Köln. Hier bekommen die tapferen Flieger vom Vorstands-Vorsitzenden feierlich ihre Teilnahme-Urkunden überreicht. Die Wissenschaftler wenden sich anschließend wieder ihren Experimenten zu, die sie für den morgigen und letzten Flugtag der 8. DLR-Kampagne vorbereiten.