Scanning Imaging Absorption Spectrometer for Atmospheric CHartographY
Start: 1. März 2002, 02.07 Uhr MEZ an Bord von ENVISAT
Ende: 8. April 2012
Das Instrument SCIAMACHY wurde konzipiert, um die globalen Zusammenhänge in Physik und Chemie der Erdatmosphäre (Troposphäre, Stratosphäre und Mesosphäre) besser zu verstehen. Dabei bildete der Beitrag des Menschen an den globalen Veränderungen des Systems Atmosphäre einen besonderen Schwerpunkt.
SCIAMACHY war ein Spektrometer, welches das Sonnenlicht im ultravioletten, sichtbaren und nahinfraroten Wellenlängenbereich (240-2380 Nanometer), das auf die Erde fällt und von dieser zurückgeworfen wird, gemessen hat. Dabei verschlucken die Spurenbestandteile in der Atmosphäre charakteristische Wellenlängen, so dass aus dem Spektrum auf die Zusammensetzung der Luft zurückgeschlossen werden konnte. Die spektrale Auflösung lag zwischen 0.2-1.5 Nanometer. Die Absorptions-, Reflektions- und Streueigenschaften der Atmosphäre und des Erdbodens wurden durch Vergleich mit der direkten Sonnenstrahlung bestimmt.
Durch ein Spiegelsystem konnte SCIAMACHY in unterschiedlichen Richtungen beobachten, unter anderem direkt nach unten gerichtet (Nadir) und streifend zum Horizont (Limb). Die richtige Kombination von Limb- und Nadirbeobachtungen erlaubte den Rückschluss auf die Gase, Aerosole und Wolken verschiedener Atmosphärenschichten, von der schützenden Ozonschicht in der Stratosphäre bis hinunter zur Stickoxid-Belastung der Atemluft in der bodennahen Troposhäre.
Die Mission wurde von einem internationalen Team unter der Leitung des SCIAMACHY-Initiators Prof. J.-P. Burrows (Institut für Umweltphysik und Fernerkundung der Universität Bremen, IUP) als Beistellung zu ENVISAT vorgeschlagen. Er führte das Projekt wissenschaftlich zusammen mit Prof. I. Aben vom Niederländischen Institut für Raumfahrtforschung (SRON) und Dr. Ch. Muller vom Belgischen Institut für Weltraum-Aeronomie (BIRA-IASB). 1989 wurde SCIAMACHY als Teil der ENVISAT Nutzlast ausgewählt. Bis zum Ausfall von ENVISAT funktionierte SCIAMACHY einwandfrei. Die Daten wurden vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA prozessiert und für Nutzer aus aller Welt bereitgestellt.
Das SCIAMACHY-Instrument war ein deutsch-niederländisch-belgisches Gemeinschaftprojekt, wobei die industrielle Leitung bei den gemeinsamen Hauptauftragnehmern Airbus Defence and Space (vormals Dornier) aus Deutschland und Dutch Space (vormals Fokker) aus den Niederlanden liegt. Weitere Beiträge stammten von OHB, Jena-Optronik, Carl Zeiss, TNO-TPD, SRON und Delft Sensor Systems. Die Entwicklung erfolgte als nationale Beistellung zum europäischen Umweltsatelliten ENVISAT unter dem Projektmanagement des DLR und der niederländischen Raumfahrtagentur NSO (vormals NIVR) mit Unterstützung des Belgischen Instituts für Weltraum-Aeronomie.