DLR-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen führt Netzwerk von europäischen Raumfahrt-Betriebseinrichtungen
Köln/Berlin - Mit der morgigen (19.01.2006) Unterschrift unter den Industrievertrag zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und Galileo Industries wird für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) der Weg frei, sich um weitere Aufgabenpakete zu bewerben, die für das einwandfreie Funktionieren des neuen europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo unabdingbar sind. Es geht konkret um die Positionierung der ersten vier Galileo-Satelliten in der Erdumlaufbahn, um ihren Testbetrieb im Orbit sowie den Betrieb der Satelliten bis zum Ende der so genannten "In-Orbit Validation".
DLR-Angebotsabgabe am 20. Januar 2006 für Positionierung, Test und Betrieb der vier ersten Satelliten
Das DLR wird am 20. Januar 2006 mit Unterstützung von europäischen Partnern ein Angebot für den Betrieb der vier Galileo-Satelliten und deren Test abgeben. Zur bevorstehenden Angebotsabgabe erklärte Prof. Sigmar Wittig, Vorstandsvorsitzender des DLR: "Betrieb und Validierung des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo sind äußerst anspruchsvolle Aufgaben, die viel Know-how erfordern. Das DLR kann mit seinem Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen einen entscheidenden Beitrag dafür leisten. Das Netzwerk europäischer Betriebszentren übernimmt mit dem Betrieb der Galileo-Satelliten erstmals die Verantwortung für ein großes europäisches Raumfahrtprojekt." Weiterhin betonte Wittig: "Eines der Hauptanliegen des DLR bei Galileo ist die Stärkung der deutschen Industrieposition im internationalen Wettbewerb, aber auch die gezielte Förderung der Grundlagenforschung in der Vorbereitung von kommerziell anwendbaren Technologieentwicklungen. Das DLR wird mit seinem Galileo-Kontrollzentrum einen entscheidenden Beitrag während der Erprobungsphase und im Betrieb des Satellitensystems leisten.“
So will das DLR zusammen mit europäischen Partnern die Tests und Eignungsprüfungen der ersten vier Satelliten im Weltraum, die so genannte "In-Orbit Validation", durchführen. In dieser Phase werden die Satelliten und die Galileo-Bodeneinrichtungen wie Kontrollzentren und Empfangsstationen entwickelt und das Galileo-System für den späteren operationellen Einsatz getestet und freigegeben. Um einen nahtlosen Übergang in die Betriebsphase zu gewährleisten, ist vorgesehen, schon während der "In-Orbit Validation" die für den späteren operationellen Betrieb vorgesehenen europäischen Zentren einzusetzen, damit diese Betriebserfahrungen machen können. Das Satelliten-Navigationssystem Galileo wird 2011 mit Beginn der Betriebsphase 30 Satelliten umfassen.
Europäisches Konsortium unter Führung des DLR
Das DLR hat für die Auftragsvergabe und spätere Umsetzung die Führung eines europäischen Konsortiums übernommen, das aus einem Netzwerk europäischer Zentren für Raumfahrtbetrieb besteht: Dazu gehören neben dem DLR Raumfahrt-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen das Kontrollzentrum im italienischen Fucino (Telespazio), das Europäische Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt und das französische Zentrum der CNES in Toulouse. Die Firma Inmarsat (London) übernimmt die Verantwortung für die Tests der Satelliten in der Umlaufbahn. Weitere europäische Partner wie Hispasat & AENA aus Spanien, SSC aus Schweden, Kongsberg aus Norwegen und Einrichtungen in Belgien sowie aus anderen europäischen Mitgliedsstaaten werden Beiträge liefern. Die Vorbereitung für den Betrieb der Satelliten wird in diesem Jahr beginnen, die Starts der ersten vier regulären Satelliten sollen 2008 erfolgen.
Bereits am 28. Dezember 2005 war der erste von zwei Galileo-Testsatelliten, GIOVE-A, vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. Dieser sendet nun seit 12. Januar 2006 Navigationssignale aus 23.260 Kilometer Höhe. Damit hat Europa eine wichtige Voraussetzung erfüllt, um die Frequenzen zu sichern und die Erfolgsstory des Galileo-Navigationssystems weiter zu schreiben.