Die Fertigstellung des fliegenden Höhenobservatoriums SOFIA wird überprüft
Washington, Köln - Der amerikanische Präsident Bush hat heute die Budgetplanung 2007 der amerikanischen Weltraumbehörde NASA zur Beratung durch den Kongress freigegeben. Betroffen ist hiervon auch die Finanzierung von Raumfahrt-Projekten, die für die deutsche Raumfahrt von großer Bedeutung sind.
Forschungslabor Columbus mit hohem deutschen Anteil startet zur Internationalen Raumstation
So wurde entschieden, dass die Internationale Raumstation (ISS) mit weiteren 16 Flügen des Space Shuttles bis 2010 fertig gestellt wird. Damit ist sichergestellt, dass nach dem Flug des deutschen ESA-Astronauten Thomas Reiter in diesem Jahr das europäische Forschungslabor Columbus an die ISS angedockt wird. Deutschland trägt mit 41 Prozent den höchsten Anteil an der Konstruktion des europäischen Labors, das in Bremen zur Auslieferung bereit steht: "Auf diese wichtigen Entscheidungen der Amerikaner haben wird mit Spannung gewartet", erklärte Prof. Sigmar Wittig, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. "Damit sind wichtige deutsche und europäische Wissenschafts- und Technologie-Projekte in der Raumfahrt gesichert, insbesondere die Forschung in der Schwerelosigkeit", fügte er hinzu.
Ungewisse Aussichten für das fliegende Höhenobservatorium SOFIA
Weitreichende Konsequenzen können sich hingegen aus der Tatsache ergeben, dass Präsident Bush ab 2007 im gegenwärtigen Haushalt keine weiteren Mittel für das amerikanisch-deutsche Projekt SOFIA vorsieht. Dies könnte das Ende des Projektes bedeuten. In einem Gespräch am 6. Februar 2006 zwischen Prof. Wittig und der stellvertretenden NASA-Direktorin Shana Dale legte die amerikanische Seite dar, dass NASA in den nächsten zwei Monaten eine eingehende Prüfung der in den USA beim Umbau des Trägerflugzeuges (Boeing 747) entstandenen Mehrkosten und der zeitlichen Verzögerung durchführen wird. Hierbei wird der deutsche Projektpartner mit dem Status eines Beobachters teilnehmen. Vom Ergebnis dieser Prüfung wird es abhängen, ob die USA für 2007 weitere finanzielle Mittel für SOFIA einstellen werden. Diese neue Perspektive eröffnete sich als Ergebnis intensiver Gespräche im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie von verantwortlichen Bundestagsabgeordneten mit Frau Dale im Januar in Berlin. In den Verhandlungen verdeutlichte die deutsche Seite nachdrücklich die hervorgehobene Bedeutung dieses bilateralen Vorhabens, insbesondere deshalb, weil das Teleskop als deutscher Beitrag fristgerecht bereitgestellt wurde.
Flugzeuggetragene Astronomie im Infrarot
Das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie (SOFIA) ist ein gemeinsames deutsch-amerikanisches flugzeuggetragenes Teleskop für astronomische Beobachtungen im Infrarotbereich. In der 1996 vereinbarten Zusammenarbeit hat Deutschland das Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 2,70 Metern gebaut, in die USA geliefert und 2003 gemeinsam mit NASA in eine umgebaute Boeing 747 integriert. Vom Boden aus wurden 2004 erste Testmessungen (Sternbeobachtungen) erfolgreich durchgeführt. Die notwendige Infrastruktur des Betriebszentrums in den USA sowie erste Beobachtungsinstrumente aus Deutschland und USA sind fertig gestellt. Der Erstflug ist für Ende 2006 geplant.
Für dieses weltweit einzigartige Teleskop hat Deutschland vor allem aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bisher mehr als 80 Millionen Euro aufgewendet. Beteiligt sind neben dem DLR die Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und deutsche Universitäten. Die NASA hat für den Kauf und Umbau der Boeing 747, für die Einrichtung eines Betriebszentrums in Kalifornien und für den Bau von acht Beobachtungsinstrumenten bisher umgerechnet ca. 400 Millionen Euro investiert.