Berlin/Friedrichshafen - Das Deutsche Zentum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und Europas führender Satellitenhersteller EADS Astrium gaben heute auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin den Startschuss für die Satellitenmission TanDEM-X. Nach dem Abschluss des Vorvertrages kann nun mit dem Bau dieses deutschen Radarsatelliten begonnen werden.
Das Projekt TanDEM-X wird - wie schon die "Schwestermission" TerraSAR-X - in einem Public-Private-Partnership (PPP) zwischen EADS Astrium und DLR realisiert. Das PPP-Abkommen regelt unter anderem die Finanzierung und Datennutzung von TanDEM-X. Demnach finanzieren die Partner (DLR und EADS Astrium) den knapp 85 Millionen Euro teuren Satelliten gemeinschaftlich: 56 Millionen Euro trägt das DLR, 26 Millionen Euro steuert EADS Astrium bei, drei Millionen Euro werden durch die Vermarktung von Zusatznutzlasten auf dem Satelliten erbracht. Die Nutzung der Daten für wissenschaftliche Zwecke liegt in Händen des DLR-Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme. Die kommerzielle Vermarktung übernimmt exklusiv die Firma Infoterra GmbH (Friedrichshafen), eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der EADS Astrium.
Mit Hilfe der Doppel-Formation TerraSAR-X/TanDEM-X wird es möglich sein, die komplette Landoberfläche der Erde, das sind 150 Millionen Quadratkilometer, innerhalb von nur 2,5 Jahren vollständig zu vermessen. Für ein 12-Meter-Raster (Straßenbreite) wird eine Höheninformation mit < 2 Metern Genauigkeit bestimmt.
Der entscheidende Vorteil der satellitengestützten Vermessung der Erde liegt in der Erzeugung eines weltweit durchgehenden, homogenen Geländemodells ohne Brüche an regionalen oder Ländergrenzen oder Inhomogenitäten, die aus unterschiedlichen Messverfahren und zeitlich gestaffelten Messkampagnen entstehen (Mosaike). Hierbei spielt der Einsatz des Radars eine entscheidende Rolle, da es vollkommen unabhängig von Wetter und Wolken bei Tag und Nacht betrieben werden kann.
Das Verfahren ist derzeit konkurrenzlos und findet insbesondere auch in den USA erhebliche Beachtung. TanDEM-X ist ein Schlüsselprojekt zur Demonstration, zur Sicherung und zum Ausbau der deutschen Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit in der satellitengestützten Radartechnik.
Die Ingenieure der EADS Astrium in Friedrichshafen beginnen jetzt mit dem Bau des Satelliten TanDEM-X. Ziel ist es, diesen Satelliten im Jahr 2009 auf eine Umlaufbahn zu schicken. Er soll dann zusammen mit dem nahezu baugleichen Radar-Satelliten TerraSAR-X, der im Herbst dieses Jahres vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus gestartet wird, ein hochpräzises Radar-Interferometer bilden.
Deutschland wird mit dem Digitalen Geländemodell der Erde ab 2010 über ein attraktives und weltweit einmaliges Datenprodukt verfügen, welches in Initiativen und Programmen wie z. B. ZKI (Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation), GMES (Global Monitoring for Environment and Security) und GEOSS (Global Earth Observation System of Systems), aber auch in sicherheitsrelevante Kooperationsabkommen eingebracht werden kann.
Über EADS Astrium
EADS Astrium ist der führende Satellitenspezialist in Europa. Die Aktivitäten reichen von kompletten Systemen für zivile und militärische Telekommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten über wissenschaftliche Raumfahrtprogramme bis hin zur Satellitennavigation sowie die dazugehörige Avionik und Ausrüstung. EADS Astrium ist eine Tochtergesellschaft der EADS SPACE, einer der weltweit führenden Anbieter von zivilen und verteidigungstechnischen Raumfahrtsystemen. Im Jahr 2005 erreichte EADS SPACE einen Umsatz von 2,7 Milliarden EURO und beschäftigte rund 11.000 Mitarbeiter in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Spanien.
Der EADS-Konzern ist ein global führender Anbieter in der Luft- und Raumfahrt, im Verteidigungsgeschäft und den dazugehörigen Dienstleistungen. Im Jahr 2005 lag der Umsatz bei rund 34,2 Milliarden EURO, die Zahl der Mitarbeiter bei mehr als 113.000.
Über das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr. Seine umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind in nationale und internationale Kooperationen eingebunden. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR als Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig.
Das DLR beschäftigt ca. 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es unterhält 31 Institute bzw. Test- und Betriebseinrichtungen und ist an acht Standorten vertreten: Köln-Porz, Berlin-Adlershof, Bonn-Oberkassel, Braunschweig, Göttingen, Lampoldshausen, Oberpfaffenhofen und Stuttgart. Das DLR unterhält Außenbüros in Brüssel, Paris und Washington D.C.