Plasma ist ein ionisiertes Gas und enthält Atome, Elektronen und Ionen. 99 Prozent der sichtbaren kosmischen Materie bestehen aus Plasma. Es ist auch der Stoff, aus dem Blitze und Nordlichter sind. Aber auch im Haushalt finden wir es: in Energiesparlampen und Plasmabildschirmen.
Häufig ist das Plasma mit winzigen Staubpartikeln durchsetzt. Man spricht dann von staubigen oder komplexen Plasmen. Solche Plasmen werden beispielsweise verwendet bei der Herstellung von Computerchips, Nanopulvern und neuartigen Materialoberflächen. Außerdem sind sie wichtig für das Verständnis der Planetenentstehung. Im Labor können sich die Partikel unter bestimmten Bedingungen zu regelmäßigen Mustern anordnen, den so genannten Plasmakristallen. Sie stellen ein interessantes, ständig wachsendes Forschungsgebiet dar.
Wie funktioniert ein Plasmakristall? In Kristallen aus neutralen Atomen sind die Atome dicht gepackt und halten durch anziehende Wechselwirkungen zusammen. Plasmakristalle bestehen hingegen aus elektrisch gleichartig geladenen Staubpartikeln, die sich untereinander abstoßen. Sie sind in einer äußeren elektrischen Falle zwischen Elektroden eingeschlossen. Durch die Abstoßung nehmen die Staubpartikel untereinander die größtmöglichen Abstände ein. Der Kristall wird dadurch so transparent, dass man die Bewegung aller Partikel und damit die Auswirkung physikalischer Effekte auf sie direkt beobachten kann - in echten Festkörpern wäre dies völlig unmöglich.
Die Untersuchung von Plasmakristallen war bisher auf nahezu zweidimensionale Gebilde beschränkt, da sie durch die Schwerkraft zusammengedrückt wurden. In Schwerelosigkeit hingegen können die Wissenschaftler dreidimensional ausgedehnte Partikelwolken erzeugen. Trotzdem treten immer noch störende Effekte, wie der Hohlraum im Zentrum der Staubwolke und einsetzende Wellenphänomene auf, die eine nahezu perfekte kristalline Struktur verhindern. Daher besteht eine zentrale Fragestellung darin, warum sich dieser große Hohlraum bildet, und wie man das vermeiden kann.
Das Plasmaexperiment für den 10. DLR-Parabelflug ist eine Kooperation der Universitäten Kiel und Greifswald. Es werden verschiedene optische und elektrische Messungen innerhalb der Staubwolken durchgeführt. Diese Messungen sollen Aufschluss über die Dichte und Temperatur sowie die elektrischen Felder im Plasma und die daraus resultierende Anordnung der Mikropartikel liefern.
Die vorrangigen Ziele auf dieser Parabelflugkampagne sind Untersuchungen zu Wellen- und Strömungsphänomenen in den eingefangenen Staubwolken. Zu diesem Zweck werden unter bestimmten Bedingungen spontan entstehende Wellen beobachtet sowie Wellen, die mittels einer elektrischen Sonde oder eines starken Manipulationslasers gezielt angeregte wurden.
Weitere interessante Erkenntnisse versprechen direkte Messungen der Kräfte, die auf die Staubwolke im Plasma wirken. Hierzu werden gezielt einzelne Partikel mit Hilfe des Manipulationslasers aus ihrer Ruhelage verschoben und die daraus resultierende Bewegung der Partikel untersucht. Zur Vorbereitung zukünftiger Flugkampagnen wird eine neue Kamera getestet, die zur stereoskopischen Beobachtung der Staubwolke genutzt werden soll.