Satellitendaten für das internationale Krisenmanagement
Am 2. Mai 2008 wurde Myanmar schwer durch den tropischen Zyklon "Nargis" getroffen. Amtliche Meldungen bestätigen mehr als 30.000 Tote und mehr als 40.000 Vermisste. Durch die restriktive offizielle Informationspolitik war das ganze Ausmaß der Katastrophe lange Zeit unklar. Erst durch die Aufnahmen des neuen deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X und des japanischen ALOS konnte nun das exakte Ausmaß der Überschwemmungen bestimmt werden. Das erstellte Kartenmaterial dient der Koordination und Vorbereitung der internationalen Hilfsmaßnahmen.
Die Hilfsaktion wurde durch die Zusammenarbeit der Vereinten Nationen (UN), des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Welternährungsprogramms (WFP) und der ITHACA (Information Technology for Humanitarian Assistance, Cooperation and Action; Politecnico di Torino) möglich. Initiiert wurde diese Kooperation am 6. Mai durch das UN-SPIDER Office in Bonn. UN-SPIDER (Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response) hat die Aufgabe, Staaten und Hilfsorganisationen schnellen Zugang zu raumfahrtbasierten Informationen zu gewährleisten.
DLR-Chef Wörner: "Das DLR engagiert sich intensiv für humanitäre Hilfe"
Satelliten ermöglichen die schnelle, objektive und flächendeckende Kartierung auch entlegener Krisengebiete. Im Fall Myanmar kam, ähnlich wie im Rahmen der Überflutungen in Namibia im März 2008, mit TerraSAR-X die neueste Generation der Radarsatelliten zum Einsatz, die auch bei Nacht und dichter Bewölkung ein genaues Bild der Situation am Boden liefern. Verarbeitet wurden die Radardaten am Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation, einem Service des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) des DLR. Die abgeleiteten Überflutungskarten dienen dazu, aktuelle Schäden einzuschätzen und kommende Bedrohungen, beispielsweise durch Ernteausfälle im Reisanbau zu prognostizieren.
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Professor Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner lobte die Zusammenarbeit von ZKI und UN-SPIDER: "Das DLR engagiert sich seit Jahren intensiv im Bereich humanitärer Hilfe nach Naturkatastrophen über sein Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI). Ergänzend hat das DLR Wissenschaftler zum UN-SPIDER Büro in Bonn abgeordnet. Mit dem anerkannten Know-How des DLR in der Fernerkundung und weiteren Raumfahrtanwendungen kann hier schnell und effektiv über Ländergrenzen hinweg geholfen werden. UN-SPIDER zeigt dabei auch die Einbindung des DLR in herausragende Programme und Projekte auf höchster internationaler, politischer Ebene."
Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation des DLR liefert bereits seit einigen Jahren raumfahrtgestützte Informationen an nationale, europäische und internationale Einrichtungen. Auf nationaler Ebene sind dies vor allem das Bundesministerium des Innern, das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW). Auf europäischer Ebene ist es die gemeinsame Forschungsstelle der EU in Ispra (Italien), und auf internationaler Ebene sind es das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), die UNESCO sowie das Rote Kreuz.