Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist der "International Charter Space and Major Disasters" beigetreten. Im Rahmen einer Festveranstaltung in Paris zum zehnjährigen Bestehen unterzeichnete Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR, den Text der Charta. Als elfte Weltraumagentur erklärt sich das DLR damit bereit, seine Kompetenzen und Ressourcen, insbesondere im Bereich der Erdbeobachtung, zur Bewältigung von Naturkatastrophen und großen Unfällen beizusteuern.
DLR kann wichtige Beiträge leisten
"Die Charta hat in den zehn Jahren ihres Bestehens bewiesen, wie wertvoll die Erdbeobachtung aus dem Weltraum in Katastrophenfällen ist. Diese Aktivitäten haben Menschenleben gerettet und Leiden gelindert", würdigte Prof. Wörner in Paris die Verdienste der Charta. Mit TerraSAR-X (SAR=Synthetic-Aperture-Radar) verfügt Deutschland über einen leistungsfähigen Erdbeobachtungssatelliten, der im Rahmen von Naturkatastrophen und Unfällen wertvolle Daten zur Kartierung beisteuern kann. "Wir sind überzeugt, dass TerraSAR-X einen wichtigen Beitrag für die Aufgabe der Charta leisten wird", sagte Prof. Wörner den Vertretern der anderen Mitglieder der Charta.
Zentraler Beitrag des DLR sind zunächst Radarbilddaten des TerraSAR-X-Satelliten. "TerraSAR-X liefert sehr schnell detaillierte Bilder und nimmt unabhängig von Wolken oder Tageszeit auf. Gerade für Überschwemmungen eignet er sich daher sehr gut", erläuterte Dr. Stefan Voigt, Koordinator des Zentrums für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR, am Rande der Veranstaltung.
Viel Erfahrung in Deutschland
Mit dem Beitritt zur Charta ergänzt das DLR in seiner Rolle als Raumfahrt-Agentur der Bundesrepublik das breite Engagement Deutschlands im Rahmen der Satelliten-Nutzung im Fall von großen Naturkatastrophen, Großunfällen oder humanitären Hilfsaktionen.
Das ZKI ist weltweit eines der wichtigsten Zentren für die Aufbereitung von Informationen aus Satellitendaten zur Anwendung in Krisenfällen. Daneben entwickelt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe seit Jahren als wichtiger Nutzer den Notfall-Dienst des europäischen "Global Monitoring for Environment and Security (GMES)"-Programms mit. Die DLR Raumfahrt-Agentur hat darüber hinaus mit dem Projekt "DeSecure" die Entwicklung technischer Kapazitäten in diesem Bereich gefördert und die Bundesregierung unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) das Programm "Platform for Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response" der Vereinten Nationen, UN-SPIDER. Alle diese Aktivitäten haben das Ziel, die Verfügbarkeit und den Einsatz von Satelliteninformation für die Notfall-Reaktion und Krisenbewältigung weltweit zu verbessern.
In der Charta kein Neuling
Das DLR war bereits in der Vergangenheit für die Charta aktiv. Daten des TerraSAR-X-Satelliten werden seit dessen Start im Juni 2007 immer wieder für Charta-Einsätze angefragt und bereitgestellt. Die Wissenschaftler des ZKI haben für Charta-Aktivitäten vielfach Kartenprodukte erstellt und in verschiedenen Fällen auch bereits Charta-Einsätze koordiniert.
Über die Charta
Die Charta ist ein internationales Abkommen zwischen Weltraumbehörden und Satellitenbetreibern. Die Mitglieder der Charta bekennen sich zu ihrer Bereitschaft, ihre Weltraum-Infrastrukturen im Katastrophenfall zur Unterstützung des Krisenmanagements zur Verfügung zu stellen. Die Beteiligung ist freiwillig und basiert auf dem Prinzip, dass jedes Mitglied seine Systeme nach besten Kräften in den Mechanismus der Charta einbringt. Derzeit hat die Charta 10 Vollmitglieder, zu denen unter anderen die Europäische Weltraumorganisation ESA, die französische Weltraumagentur CNES, Canadian Space Agency (CSA), Indian Space Research Organisation (ISRO), Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) und die US-amerikanischen Behörden National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und United States Geological Survey (USGS) gehören.
Seit Gründung wurde die Charta über 280 mal aktiviert, so dass Satellitenbildkarten schnell bereitgestellt werden konnten, zum Beispiel im Fall des Elbe-Hochwassers (2002), des Tsunamis im Indischen Ozean (2004) oder des Erdbebens in Haiti (2010).