Europäische Raumfahrt ist eng mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA verknüpft – und das schon seit über 35 Jahren. Sie gilt seit dieser Zeit als Synonym für Raumfahrt in Europa. Doch seit einigen Jahren hat auch die Europäische Union die Raumfahrt für sich entdeckt. Mit Unterzeichnung des Lissabon-Vertrages im Dezember 2007 hat sie hierfür ein politisches Mandat erhalten. Als Ausdruck der Raumfahrtambitionen der EU wurde die Raumfahrtforschung im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm fest verankert. Dieses Programm wird nun ab 2014 von "Horizon 2020" abgelöst. Raumfahrt unter Horizon 2020 ist eins der Themen, das im Rahmen von SpaceEU, einer großen Veranstaltung zur europäischen Raumfahrt vom 28. bis 29. Februar 2012 in Brüssel vorgestellt wird. Die Veranstaltung wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitorganisiert.
Brücken bauen
Wer hat welche Aufgabe in der europäischen Raumfahrt? Mit dieser Kernfrage setzen sich über 450 Teilnehmer der SpaceEU-Veranstaltung aus 38 Ländern hauptsächlich auseinander. Europäische und nichteuropäische Raumfahrtakteure informieren sich über die Pläne der EU, knüpfen Kontakte und suchen Partner für zukünftige Projekte. Vertreter nicht europäischer Raumfahrtnationen wie den USA, Russland, Japan und China berichten über die Highlights ihrer Raumfahrtaktivitäten – insbesondere über Gebiete mit Kooperationsinteresse. "Netzwerke stehen vielfach in dem Ruf, keine unmittelbar greifbaren Ergebnisse zu liefern. Sie sind aber äußerst wichtig. Sie bringen Menschen zusammen, die sich normalerweise nie treffen würden. Zum Beispiel Satellitenbauer aus Bremen und den Endnutzer von den Azoren. Sie gewähren Einblicke in Projekte, die sie sonst nicht kennenlernen würden. Wenn GMES ein Erfolg werden soll, dann müssen die praktischen Fragestellungen aus den Regionen verstanden werden. Dies haben zwei Beispiele aus Europa mit deutscher Beteiligung gezeigt: Das European Research Area (ERA) Netzwerk und das Network of European Regions Using Space Technologies (NEREUS), eine Initiative europäischer Regionen", sagte DLR-Vorstandsmitglied Dr. Gerd Gruppe in Brüssel. Hier soll im Rahmen der Raumfahrtforschung von Horizon 2020 eine globale Brücke zwischen europäischen und nichteuropäischen Raumfahrtnationen aufgebaut werden. Horizon 2020 ist ein Forschungsprogramm, das mit einem 80-Milliarden-Euro-Budget von der EU ausgestattet wird und alle Forschungsbereiche fördert. Raumfahrt nimmt in diesem Programm eine "führende Rolle bei grundlegenden und industriellen Technologien" ein und wird mit einem Budget von 1,7 Milliarden Euro für sieben Jahre gefördert. Zurzeit ist Horizon 2020 in der Vorbereitungsphase. Hier unterstützt die EU-Abteilung des DLR Raumfahrtmanagements das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in fachlichen Fragen und hilft bei der Erarbeitung der Raumfahrtinhalte.
Raumfahrt in der EU
Doch in welche Richtung geht dieses Programm? Der Entwurf der Europäischen Kommission legt dar, dass Horizon 2020 sich darauf konzentrieren wird, Exzellenz in der Wissenschaft zu unterstützen, gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen und die Spitzenposition der Industrie sowie wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sicherzustellen. In der Raumfahrt werden einzelne Projekte gefördert, welche die gesamte Wertschöpfungskette abdecken: Raumtransport, Satellitentechnik, Robotik, Instrumente und Sensoren. Operationelle Konzepte werden von der Idee bis zur Umsetzung begleitet. Auch das Prozessieren, die Validierung und Standardisierung von Daten europäischer Weltraummissionen, die strategische Planung von internationalen Weltraummissionen und Forschung unter Weltraumbedingungen können im neuen Programm gefördert werden, solange die Projektanträge den EU-Richtlinien entsprechen.