DLR ist Mitveranstalter der internationalen GLIC-Konferenz in München
Die International Astronautical Federation (IAF) veranstaltete gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Europäischen Weltraumorganisation ESA und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie vom 23. bis 25. Juni 2015 die "Global Space Innovation Conference" (GLIC) in München. Die rund 250 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und von Raumfahrtagenturen kamen von vier Kontinenten. Dr. Gerd Gruppe, Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements, war als Co-Chair für das Panel "Finanzielle Unterstützung für Unternehmensgründungen" verantwortlich. Insgesamt diskutierten die Teilnehmer der GLIC-Konferenz in sechs Foren über Veränderungen und neue Herausforderungen im öffentlichen und privaten Raumfahrtsektor, über Internationalisierung und neue Geschäftsmodelle für Raumfahrttechnologien und -anwendungen. Im Fokus standen die Sichtweise von Unternehmern, das sozio-ökonomische Umfeld, nicht-finanzielle und finanzielle Unterstützung für Unternehmensgründungen sowie politische und juristische Rahmenbedingungen.
"Die vielfältigen Präsentationen und Diskussionen machten deutlich, dass sich der Raumfahrtsektor in einem deutlich wahrnehmbaren Wandel befindet. Dieser Wandel ist durch das Auftreten neuer Player wie Google, Amazon oder Apple, aber auch von neuen Raumfahrtnationen gekennzeichnet. Gerade im so genannten Downstream-Sektor, zum Beispiel bei der Satellitennavigation, der Wetterprognose oder beim TV-Satellitenmarkt bieten innovative Produkte und Services große Chancen", resümierte DLR-Vorstand Gerd Gruppe.
So beschrieb zum Beispiel Pierre L. Godart, Finanzvorstand bei Airbus Safran Launchers, das Umdenken, dass derzeit bei seinem Unternehmen und anderen großen Firmen der Raumfahrtbranche vor sich ginge, und die Bereitschaft, so genanntes Wagniskapital einzusetzen beziehungsweise eigene Ingenieure zu ermuntern, mit Innovationen Unternehmen zu gründen. Hierdurch würde der Forschungs- und Entwicklungsbereich deutlich flexibler.
Naoto Matsuura, Leiter der Abteilung "New Enterprise Promotion" bei der japanischen Raumfahrtagentur JAXA, verdeutlichte die Anstrengungen von öffentlicher Seite, Unternehmensgründungen zu initiieren. Hierzu sind Förderprogramme wie das "Open Laboratory" zum preiswerten Raumtransport von Kleinsatelliten für Unternehmen und Forschungseinrichtungen und zur Inkubation von Jungunternehmen ins Leben gerufen worden. In einem "Brandingprogramm" können Produkte aus Raumfahrttransfers mit einem speziellen JAXA-Logo versehen werden. Rachel Villain, Berater bei der Pariser Unternehmensberatung Euroconsult, arbeitete die signifikanten Kulturunterschiede im Raumfahrtsektor zwischen den USA und Europa heraus. So hätten beispielsweise wohlhabende Privatpersonen aus Europa ganz im Gegensatz zu den USA noch kein Interesse an Investitionen in die Raumfahrt gefunden.
Prof. Amnon Ginati, Abteilungsleiter für "Integrated & Telecommunications related Applications" der ESA, machte auf die sehr fokussierte Raumfahrtstrategie Großbritanniens aufmerksam, die sich rein auf den Downstream-Bereich mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial konzentriere. Bei Unternehmensgründungen sei besonders Startkapital ein knappes Gut.
DLR-Vorstand Dr. Gerd Gruppe: "Die Diskussion machte deutlich, dass das Image des Raumfahrtsektors als staatsdominiert, kapitalintensiv, risikoreich, konservativ und rein wissenschaftsorientiert attraktiver werden muss, um mehr private Investitionen anzuziehen. Hierbei kommt den Raumfahrtagenturen ein Bildungs- und Kommunikationsauftrag zu, um auch Nicht-Raumfahrtbranchen für die Raumfahrt zu interessieren, um Erfolgsgeschichten von Unternehmen zu verbreiten, um die etablierten Raumfahrtunternehmen auf die Marktchancen jenseits der öffentlichen Finanzierung hinzuweisen, um die Internationalisierung zu betreiben und um die massiven Veränderungsprozesse in der Raumfahrtbranche zu begleiten."