Unter normalen Bedingungen auf der Erde sind Luft und Blut in der gesunden menschlichen Lunge schon allein durch den Schwerkrafteinfluss ganz unterschiedlich verteilt. Am Beginn eines Atemzuges befindet sich im unteren Teil der Lunge deutlich weniger Luft und mehr Blut als im oberen Teil des Organs. Bei der Atmung kann also mehr frische Luft in die unteren Bereiche transportiert werden, die auch besser durchblutet sind. Die Natur hat so ein sinnvolles Verteilungsmuster für die Belüftung der Lunge entwickelt. Dies scheint jedoch nicht bei allen Menschen der Fall zu sein. Die Gründe hierfür sind weitgehend unbekannt. Der kurzzeitige Wechsel zwischen normaler Schwerkraft, doppelter Schwerkraft und Schwerelosigkeit bei Parabelflügen bietet eine ideale Möglichkeit, diese Phänomene zu untersuchen.
Um die Verteilung von Luft und Flüssigkeit in der Lunge verfolgen zu können, ohne den Versuchspersonen zu schaden, werden Schnittbilder der Verteilung des spezifischen elektrischen Widerstandes im Körper erzeugt. Die eingesetzte Methode wird Elektrische Impedanz-Tomographie genannt und abgekürzt als "EIT" bezeichnet. Mit der EIT haben wir schon 1999 zeigen können, dass sich die lokale Belüftung bei Schwerelosigkeit innerhalb von Sekunden angleicht. Durch eine verbesserte Methodik können wir nun beispielsweise auch bestimmen, wie stark die Lunge lokal am Beginn des Atemzuges mit Luft gefüllt ist.
Der Einfluss der Schwerkraft spielt auch in der kranken Lunge eine wichtige Rolle, so dass die während der Parabelflüge untersuchten Phänomene auch von großer Bedeutung für die Steuerung der Beatmungstherapie von intensivmedizinisch betreuten Patienten sein können. Es ist wichtig, die Verteilung der Luft bei künstlicher Beatmung zu kennen und gegebenenfalls beeinflussen zu können. Denn einerseits muss die Lunge ausreichend belüftet werden und andererseits eine Schädigung durch lokale Überblähungen sicher vermieden werden. Daher wird die von uns weiter entwickelte Messmethode EIT in naher Zukunft auch als Überwachungsmethode bei beatmeten Patienten in der klinischen Routine eingesetzt werden.