Dienstag, 29. Januar 2008
Strahlender Sonnenschein lässt die Schneefelder glänzen, und bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt ist sogar ein längerer Aufenthalt im Freien angenehm. Das Wetter in Nordschweden zeigt sich von seiner besten Seite, und es hat sogar noch eine Besonderheit zu bieten: Rings über dem Gelände schimmern Perlmuttwolken in zarten Rosa- und Blautönen.
Diese Wolken entstehen nur in den Polargebieten in einer Höhe von etwa 20 Kilometern bei etwa Minus 80 Grad Celsius. Sie bestehen aus einem Gemisch von Salpeter- oder Schwefelsäure und Wasser. Die schillernden Farben treten auf, wenn die Wolken das Licht der tief stehenden Sonne reflektieren. Leider werden diese hübschen Wettererscheinungen von Klimaforschern mit dem Ozonabbau in Verbindung gebracht.
Das Wetter bestimmt den Starttermin
Um 9 Uhr treffen sich die Techniker der Missionsteams, Sicherheitsexperten, Projektleiter und Meteorologen zu ihrer morgendlichen Besprechung. Themen sind die Missionskontrolle, der Raketenstatus und die Wetterprognosen für die nächsten Tage: Am Donnerstag, dem geplanten Starttag von TEXUS 44, sollen die Windbedingungen am günstigsten sein. Die Karten für einen planmäßigen Raketenstart stehen also nicht schlecht, denn vom Wind hängt alles ab.
Kurz nach dem Start, also in Bodennähe, hat die Rakete ihre volle Schubkraft noch nicht erreicht und kann daher durch Sturmböen von ihrer Bahn abgelenkt werden. Da die Flugbahn der TEXUS-Rakete nicht über Steuerungsdüsen korrigiert werden kann, würde der Flug misslingen - ähnlich wie bei einem Pfeil, der vom Wind gepackt wird. Noch genauere Wetterinformationen soll morgen ein Ballon bringen, der in den unteren Schichten der Atmosphäre meteorologische Daten sammelt.
Spannende Momente: Die Booster kommen auf die Startrampe
Während der Missionsbesprechung herrscht in der Skylark-Halle emsige Betriebsamkeit. Techniker rollen die zweite Raketenstufe auf der Führungsschiene durch ein tunnelartiges Gebäude in das Innere des Startturms. Grelle Scheinwerfer tauchen die riesige Kuppel in ein unwirkliches Licht. In ihrer Mitte ragt die Startrampe in die Höhe. An ihr richten die Techniker nun die Führungsschiene auf und ziehen den Booster in die Höhe.
Es herrscht gespannte Konzentration. Doch alles verläuft nach Plan und schon bald hängt der Motor auf seinem Platz. Nun wiederholt sich die Transport-Prozedur mit der ersten Stufe. Zusammen mit dem Zündmechanismus montieren die Ingenieure von der Mobilen Raketenbasis des DLR (Moraba) mit ihren brasilianischen und schwedischen Kollegen sie unter der zweiten Stufe.
In der Integrationshalle werden derweil die Experiment-Module, das Servicemodul für die Übertragung der Daten, der Bergungsmechanismus und die Raketenspitze zusammengesetzt. Das geschieht in der so genannten Kirche. Dieser Mittelteil der Halle ist höher und läuft nach oben spitz zu wie ein Kirchenschiff. Nur hier hat die aufgerichtete Konstruktion genügend Platz. Zum Schluss verschrauben die Techniker alle Teile sorgfältig miteinander.
Am Nachmittag findet der so genannte Radio Frequency Interferenztest statt. Bei diesem Test prüfen die Ingenieure, ob die Technik einwandfrei funktioniert. Stimmen die zeitlichen Abläufe? Können Befehle von ESRANGE aus an TEXUS 44 gesendet und Daten von dort empfangen werden? Klappt die Übertragung der Kamerabilder aus der Rakete? Auch eine Flugsimulation wird durchgeführt.
Nach eineinhalb Stunden ist klar: TEXUS hat den Test bestanden. Alle Systeme arbeiten einwandfrei. Als letzte größere Aktion des Tages wird das fertige Raketenelement mit der Nutzlast senkrecht auf einem Anhänger befestigt, der morgen zur Startrampe rollen soll.