Blasensieden nennt man den wärmetechnischen Vorgang, bei dem Flüssigkeiten so stark erhitzt werden, dass an der Heizfläche Dampfblasen entstehen. Diese wachsen an der Heizeroberfläche, bis sie schließlich abreißen und in der Flüssigkeit aufsteigen. Beim Blasensieden werden sehr hohe Wärmeströme auf kleinstem Raum bei sehr geringen Temperaturdifferenzen übertragen. Daher findet es vielfach Anwendung, beispielsweise in den Bereichen Kraftwerks- und Reaktortechnik, in der Klima- und der Verfahrenstechnik, aber auch in alltäglichen Gebrauchsgegenständen, wie beispielsweise Kühlschränken oder Klimaanalagen. Zukünftig soll Blasensieden auch zur Kühlung von Hochleistungselektronik eingesetzt werden. Auch für Raumfahrtanwendungen ist die Komponentenkühlung mittels Blasensieden aufgrund der hohen erreichbaren Wärmeströme interessant. Um Siedeapparate für die Praxis sicher auszulegen und neuartige, effizientere Geräte zu entwickeln, werden allgemeingültige Berechnungsmethoden für die Siedeprozesse benötigt. Die Erstellung der Rechenmodelle setzt ein genaues Verständnis der komplexen, dynamischen Transportvorgänge in der wandnahen, aus Flüssigkeit und Dampf bestehenden, Grenzschicht voraus. Um ein solches Verständnis zu entwickeln und mathematisch-theoretische Modellansätze zu validieren, sind Experimente erforderlich. Maßgeblich am Wärmetransport beteiligt ist die nur etwa ein Tausendstel Millimeter dicke Flüssigkeitsschicht am Blasenfuß. Die Experimente haben daher zum Ziel, die Temperaturverteilung an der Heizeroberfläche und die Geometrie der Dampfblasen zeitlich und räumlich hoch aufgelöst bei genau definierten Bedingungen zu messen. Selbst modernste Messtechnik stößt hierbei jedoch unter normaler Schwerkraft aufgrund der geringen Größe der Dampfblasen und der hohen Frequenz, mit der die Blasen sich von der Heizeroberfläche ablösen, an ihre Grenzen. Da bei Schwerelosigkeit die dynamischen Vorgänge langsamer ablaufen und die Dampfblasen größer werden als bei normaler Schwerkraft, betrachtet man beim Parabelflug die Vorgänge quasi in Zeitlupe unter einem Vergrößerungsobjektiv. Die zeitliche und räumliche Auflösung der Vorgänge wird somit gegenüber Normalschwerkraft deutlich verbessert. Hinzu kommt, dass natürliche, schwerkraftbedingte Aufstiegsbewegungen der wärmeren Flüssigkeitsvolumina und des Dampfes, die einige Wärmetransportphänomene überdecken können, unterbunden werden. Durch die Variation der Schwerkraft kann deren Einfluss, der in die Modelle einfließen muss, zudem gezielt erforscht werden. Während vorangegangener Parabelflugkampagnen konnten bereits einige Untersuchungen an Einzelblasen durchgeführt werden, die eindrucksvoll zeigten, dass die lokale Verdampfungsrate in der mikrometerdünnen Flüssigkeitsschicht am Blasenfuß besonders hoch ist. Die 21. DLR-Parabelflugkampagne ermöglichte es, gezielt Untersuchungen des Druckeinflusses durchzuführen und somit dessen Einfluss genau zu beurteilen. Der Flug dient außerdem dazu, messtechnische Komponenten und Bauteile einer Versuchsanlage zu testen, die später im Rahmen eines umfassenderen Verdampfungsversuchs genutzt werden sollen. Dieser wird später auf der Internationalen Raumstation ISS gemeinsam von mehreren europäischen Forschergruppen durchgeführt.