Für eine qualitätvolle Forschung zu biologischen Fragen benötigen die Wissenschaftler bestimmte Geräte und Verfahren. Besonders in der molekularbiologischen Forschung werden im Weltraum bisher einige Verfahren noch nicht angewendet, die im Erdlabor bereits Standard sind. Dies liegt unter anderem an der potentiellen Gefahr, die die notwendigen Chemikalien in einer schwerelosen Umgebung, etwa auf der ISS, darstellen. Daher ist es das Ziel unserer Arbeitsgruppe, ein automatisiertes Gerät zu entwickeln, mit dem man Zellen, z. B. einzellige Mikroalgen, während ihres Aufenthalts im All untersuchen kann: wir möchten vollautomatisch eine Probe der Algenkultur nehmen, die Zellen aufschließen und diejenigen Moleküle der Zellen isolieren, die als Bauplan für Zellbausteine dienen. Wir denken, dass die Zellen in Schwerelosigkeit diejenigen Eiweiße verstärkt produzieren, die ihnen auf der Erde normalerweise dabei helfen, die Richtung der Schwerkraft wahrzunehmen, um den Mangel an Richtungsinformation auszugleichen. Natürlich ist so ein Automat nicht auf Algen beschränkt, er könnte für eine ganze Reihe von Organismen oder Gewebetypen verwendet werden. Und das nicht nur im All: angepasst an die unterschiedlichen Erfordernisse könnte er auch eingesetzt werden, um Lebensmittel auf Verunreinigung zu überprüfen, zum Beispiel, ob auch wirklich nur Rindfleisch in einer Tiefkühllasagne enthalten ist. Er könnte eingesetzt werden, um gefährliche Keime in der Luft aufzuspüren, etwa an Flughäfen oder in Krankenhäusern. Oder, wenn er klein genug ist, könnte man auf anderen Himmelskörpern nach Spuren von Leben suchen.
Während des Parabelfluges möchten wir eine Komponente des ganzen Systems daraufhin untersuchen, ob sie in Schwerelosigkeit tatsächlich so funktioniert, wie wir uns es vorstellen. Dazu nehmen wir vor dem Flug eine Probe unserer Algen und mischen sie mit einerFlüssigkeit, die sie aufschließt. In dieser Lösung befinden sich kleine Metallkugeln, an deren Oberfläche die Bauplanmoleküle, die mRNA, hängen bleiben. Mit einem Magnet werden die Kügelchen zunächst festgehalten und dann gespült, um Zelltrümmer und unerwünschte Bestandteile zu entfernen. Anschließend werden sie ausgespült und aufbewahrt, um nach dem Flug im Labor genauer untersucht zu werden. Dabei wollen wir sehen, wie gut die Isolierung und Reinigung im Vergleich zu im Labor genauso behandelten Proben funktioniert. Dies wäre eine gute Vorbedingung dafür, einen optimalen Automaten für künftige molekularbiologische Weltraumexperimente zu bauen.