8. Februar 2022 | Daten und Fakten für journalistische Recherche und gesellschaftliche Diskussion

Personenverkehr in Deutschland: Verkehrsmittel im Vergleich

Mit der neuen Veröffentlichungsreihe „Daten und Fakten“ stellt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Informationen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und Herausforderungen bereit. Die Zusammenstellungen basieren auf wissenschaftlichen Arbeiten und Analysen des DLR sowie weiterer Forschungseinrichtungen, Behörden und Ministerien. Die Darstellung erfolgt in Form von Grafiken und erläuternden Texten.

Schwerpunkt: Mobilität in Deutschland

Dieser erste Beitrag der Veröffentlichungsreihe nimmt die Mobilität in Deutschland in den Blick und konzentriert sich dabei auf den Personenverkehr. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Verkehrsleistung der Verkehrsträger auf Straße, Schiene und in der Luft sowie die dabei entstehenden CO2-Äquivalente.

Verkehrsleistung des Personenverkehrs in Deutschland

Personenkilometer sind eine Einheit zur Messung der Verkehrsleistung im Personenverkehr. Die Personenverkehrsleistung beschreibt die zurückgelegte Strecke von Personen innerhalb eines definierten Zeitraums. Die hier verwendeten Zahlen stammen vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) – Verkehr in Zahlen. Methodik: Die hier dargestellten Verkehrsleistungen sind abgeleitet aus einer deutschlandweiten, repräsentativen Stichproben zum Verkehrsverhalten (Mobilität in Deutschland) und werden jährlich auf Basis von zusätzlichen, jahresaktuellen statistischen Kennzahlen und Entwicklungen modellbasiert fortgeschrieben.

Kontinuierliches, moderates Wachstum

  • Im Jahr 2020 wurden insgesamt schätzungsweise 926,8 Milliarden Personenkilometer zurückgelegt. Corona-bedingt liegt dieser Wert unter dem des Jahres 2019 mit 1.108,4 Milliarden Personenkilometer.
  • In den letzten 30 Jahren ist der Personenverkehr kontinuierlich auf moderatem Level gewachsen – beginnend bei 857,9 Milliarden Personenkilometern im Jahr 1991.
    Hintergrund: Das Wachstum der Verkehrsleistung ist vor allem durch das Wachstum des motorisierten Individualverkehrs bedingt. Jedes Jahr wächst der Pkw-Bestand um eine halbe Millionen Fahrzeuge. Personen mit Zugang zu einem eigenen Pkw legen im Mittel mehr und weitere Wege zurück. Das erhöht die Verkehrsleistung.
  • Die etwas niedrigeren Zahlen in den Jahren 2017-2019 haben methodische Gründe: Hier fand eine methodische Anpassung des Personenverkehrsmodells statt.
  • Der motorisierte Individualverkehr ist mit sehr weitem Abstand das dominante Verkehrsmittel in Deutschland. Er macht im Jahr 2019 (also vor der Corona-Pandemie) rund 83 Prozent des gesamten Personenverkehrs aus. Auf den öffentlichen Straßenpersonenverkehr entfallen sieben Prozent, auf den Schienen-Personenverkehr neun und den Luft-Personenverkehr ein Prozent.
    Hinweis: Durch die Corona-Pandemie verschob sich das Verhältnis weiter zu Gunsten des motorisierten Individualverkehrs. Siehe Studien-Reihe des DLR
  • Motorisierter Individualverkehr:

    • Im Jahr 2020 wurden insgesamt 822,5 Milliarden Personenkilometer zurückgelegt.
    • In den letzten drei Jahrzehnten ist der motorisierte Individualverkehr kontinuierlich angestiegen: von einem hohen Niveau von 713,5 Milliarden in 1991 auf 917,4 Milliarden Personenkilometer in 2019 (Corona-Jahr 2020: 822,5 Milliarden). Dies ist ein Anstieg von mehr als 20 Prozent.
    • Der Sprung in 1990ern und die geringeren Zahlen der Jahre 2017 bis 2019 beruhen ebenfalls auf methodischen Faktoren.
  • Öffentlicher Straßenpersonenverkehr (Bus, Straßenbahn, U-Bahn):

    • 2020 wurden rund 44,2 Milliarden Personenkilometer mit dem öffentlichen Straßenpersonenverkehr zurückgelegt. Vor Corona im Jahr 2019 waren es noch 78,9 Milliarden Personenkilometer.
    • In den letzten dreißig Jahren war die Verkehrsleistung von Bus, Straßenbahn und U-Bahn annähernd stabil. 1991 lag der Wert bei 81,6 Milliarden.
  • Personenverkehr auf der Schiene (S-Bahn, Regionalbahn, Interregio-, IC und ICE):

    • Mehr als 100 Milliarden Personenkilometer wurden im Jahr 2019 auf der Schiene zurückgelegt. Corona-bedingt waren es im Jahr 2020 nur noch 57,5 Milliarden Personenkilometer.
    • In den letzten drei Jahrzehnten konnte die Schiene einen kontinuierlichen Anstieg verzeichnen. Die Personenkilometerzahl hat sich vom Ausgangswert bei 57 Milliarden im Jahr 1991 fast verdoppelt.
  • Personenverkehr in der Luft:

    • Im Jahr 2019 betrug die Verkehrsleistung rund 10 Milliarden Personenkilometer. 2020 waren dies nur noch 2,6 Milliarden Personenkilometer aufgrund der weitgehenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.
    • In den letzten dreißig Jahren hat sich die Verkehrsleistung verdoppelt – ausgehend von 5,8 Milliarden Personenkilometern im Jahr 1991. Leichte Einbrüche verzeichnete der Personenverkehr in der Luft in den Jahren 2001/2002 im Kontext der Terroranschläge in den USA sowie 2008 bis 2010 im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise.
      Hintergrund: größeres Angebot und niedrigere Preise im Rahmen des Aufkommens von Low-Cost-Airlines
    • Methodische Anmerkung: Diese Zahlen beziehen sich auf Flüge, die ihren Start- und Endpunkt in Deutschland haben.

CO2-Äquivalente des Personenverkehrs in Deutschland

Ausgewiesen sind in der Grafik die sogenannten CO2-Äquivalente (CO2e). Diese sind eine Maßeinheit, um die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase zu vereinheitlichen. Berücksichtigt sind die Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O). Nicht berücksichtigt sind Nicht-CO2-Effekte, die im Flugverkehr eine Rolle spielen. Die CO2e-Emissionen sind auf Basis von fahrzeugspezifischen Emissionsfaktoren und den entsprechenden Verkehrsleistungen ermittelt. Das hierfür eingesetzt Modell ist Transport Emission Model (TREMOD 6.21: Entwicklung der CO2e-Emissionen für den Inlandsverkehr) des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu), welches die Berechnungen für das Umweltbundesamt (UBA) durchführt.

Effizienzbedingt leichte Rückgänge bis Mitte der 2000er Jahre, dann relativ konstant

  • Im Jahr 2019 betrugen die CO2e-Emissionen des Personenverkehrs insgesamt 122,76 Millionen Tonnen. Corona-bedingt lag diese Zahl im Jahr 2020 deutlich darunter mit 102,70 Millionen Tonnen.
  • Bis Mitte der 2000er Jahre nahmen die CO2e-Emissionen zunächst ab. Der Grund dafür war der Rückgang der mittleren spezifischen Emissionen pro Kilometer. Dieser wurde bedingt durch den steigenden Anteil an Dieselfahrzeugen in der Fahrzeugflotte – insbesondere bei Fahrzeugen mit hoher Fahrleistung – und durch technologische Verbesserungen bei der Effizienz. Bis Mitte der 2000er Jahre waren diese Effekte dann ausgeschöpft. Es setzten Seitwärtsbewegungen ein: Der Bestand von großen Fahrzeugen nahm zu, vor allem zählen dazu die sogenannten Sport Utility Vehicle (SUV). Außerdem stieg die Fahrleistung insgesamt weiter. Alternative Antriebe sind hier noch vernachlässigbar.
  • Auch was die CO2e-Emissionen betrifft, dominiert der motorisierte Individualverkehr mit sehr weitem Abstand. Er macht im Jahr 2019 (also vor der Corona-Pandemie) rund 94 Prozent der gesamten CO2e-Emissionen des Personenverkehrs aus. Auf den öffentlichen Straßenpersonenverkehr entfallen drei Prozent, auf den Schienen-Personenverkehr ein und den Luft-Personenverkehr zwei Prozent (gerundete Zahlen).
  • Motorisierter Individualverkehr:

    • Im Jahr 2019 verursachte der motorisierte Individualverkehr etwas mehr als 115 Millionen Tonnen CO2e-Emissionen. Im Corona-Jahr 2020 lag der Wert bei 97,80 Millionen Tonnen.
    • In den letzten drei Jahrzehnten ist der Emissions-Ausstoß nur leicht gestiegen: von 112,65 Millionen Tonnen im Jahr 1991 auf rund 115 Millionen Tonnen CO2e, obwohl die Verkehrsleistung um mehr als 20 Prozent gestiegen ist.
  • Öffentlicher Straßenpersonenverkehr (Bus, Straßenbahn, U-Bahn):

    • Im Jahr 2019 verursachten Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen insgesamt 4,13 Millionen Tonnen CO2e. Für 2020 sank die Zahl auf 3,20 Millionen Tonnen.
    • In den letzten drei Jahrzehnten war die Entwicklung vergleichsweise konstant mit leichten Rückgängen bis Ende der 2000er Jahre und einem leichten Anstieg auf das vorherige Niveau – unter anderem bedingt durch die Liberalisierung des Fernbusmarkts.
  • Personenverkehr auf der Schiene (S-Bahn, Regionalbahn, Interregio-, IC und ICE):

    • 2019 stieß der Personenverkehr auf der Schiene 0,80 Millionen Tonnen CO2e aus. Im Jahr 2020 waren es 0,72 Millionen Tonnen.
    • 1991 waren es noch 1,60 Millionen Tonnen. Der CO2e-Ausstoß hat sich halbiert – und dies, obwohl sich die Verkehrsleistung fast verdoppelt hat.
    • Hintergrund: Steigende Elektrifizierung von Bahnstrecken, weniger Einsatz von Diesel-Triebzügen, gegebenenfalls aber auch Außerbetriebnahme nicht elektrifizierter Strecken im Rahmen der Bahnreform ab 1994.
  • Personenverkehr in der Luft:

    • Im Jahr 2019 stieß der innerdeutsche Personenverkehr in der Luft rund 2,14 Millionen Tonnen CO2e aus. Durch die massiven coronabedingten Rückgänge im Flugverkehr beträgt die Zahl für 2020 0,99 Millionen Tonnen.
    • In den letzten drei Jahrzehnten sind die Emissionen relativ konstant geblieben – und dies obwohl sich die Verkehrsleistung um nahezu 80 Prozent erhöht hat. Ausgangswert im Jahr 1991 waren 2,10 Millionen Tonnen CO2e.
    • Hintergrund: Effizientere und oft sehr neue Maschinen (Flottenerneuerung), Auslastung gestiegen, besseres Routing

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