Im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizon 2020 hat sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit fünf Partnerorganisationen aus der Industrie zusammengeschlossen, um in dem Projekt RETALT (RETro propulsion Assisted Landing Technologies) gemeinsam die Erforschung und Entwicklung von Schlüsseltechnologien für europäische rückwärtslandende Raketen voranzutreiben. Über drei Jahre untersucht das Konsortium die Aerodynamik, die Aerothermodynamik, also die Oberflächentemperaturen während des Fluges, die gesamte Flugdynamik bei Flug und Rückflug, Navigation und Steuerung sowie Strukturteile, Materialien und Mechanismen.
Während des Projekts werden zwei Konzepte für senkrecht startende und landende Raketen untersucht: Die Konfiguration RETALT1 hat zwei Stufen – ähnlich den konventionellen Raketen Falcon 9 oder Ariane 5. Die erste Stufe dieser Trägerrakete soll wieder landen. Der zweite Launcher (Konzept RETALT2) hat nur eine einzige Stufe. Er ist eher als akademische Konfiguration gedacht und bremst bei der Rückführung nicht nur mit dem Retro-Schub, sondern zusätzlich mit Hilfe einer großen aerodynamischen Grundfläche an der Unterseite.
Das RETALT-Team untersucht die Aspekte und physikalischen Grundlagen zum Landen mithilfe von Retro-Propulsion anhand der Referenzkonfigurationen und mithilfe von Modellen im kleineren Maßstab. So werden bei den Aerodynamiktests in den Windkanälen des DLR Modelle im Maßstab von etwa 1:100 eingesetzt. Demonstratoren zur Untersuchung von Strukturkomponenten wie den Landebeinen entstehen in Maßstäben von bis zu 1:3. Während des Projekts werden die Technologien in repräsentativen Umgebungen getestet. Davon ausgehend können in Folgeprojekten Prototypen gebaut und tatsächlich im Weltall getestet werden.
Das DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik ist mit der Abteilungen Über- und Hyperschalltechnologien am DLR-Standort Köln und der Abteilung Raumfahrzeuge am Standort Göttingen an RETALT beteiligt. Die Abteilungen Über- und Hyperschalltechnologien ist verantwortlich für die Koordination des Projekts, das Design der Referenzkonfigurationen und die Bewertung von Aerodynamik und aerothermodynamischem Verhalten durch Windkanaltests. Die Abteilung Raumfahrzeuge charakterisiert die Aerothermodynamik der Konfigurationen durch Numerische Strömungssimulationen (CFD) und ist zuständig für die Validierung des DLR-eigenen Strömungslösers „TAU“ für solche Anwendungen.