Artikel zu "Raumfahrtkontrollzentrum"

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Raumfahrt | 09. November 2016 | von Tom Uhlig

Außergewöhnlicher "Zuschauer" beim Simulationslauf für einen geostationären Satelliten

Käpt´n Blaubär beim GSOC
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Käpt´n Blaubär - Ein Zuschauer im Kontrollraum

Zahlreiche Codezeilen laufen über den großen Bildschirm in einem Kontrollraum des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums, kurz GSOC (German Space Operations Center). Alles Kommandos, die an einen Satelliten im All geschickt werden - diesmal ist es allerdings eine Simulation. Bei aller Konzentration, die wir bei unserer Arbeit brauchen, ein außergewöhnlicher Zuschauer ist ab und zu willkommen. Heute "schaut" uns Käpt‘n Blaubär, die beliebte Figur aus der Sendung mit der Maus, bei der Arbeit zu. Er hat gut lachen. Er hat keinen Stress. Wir dagegen sind sehr beschäftigt: Unter den aufmerksamen und erfahrenen Augen von Flugdirektor Franck Chatel und Mission Operations Director Ralf Faller testen wir gerade einen Satelliten in seiner "geostationären Box" aus - aber nur in der Theorie. In Wirklichkeit steht die kleinwagengroße Maschine noch in einem Reinraum und wartet auf ihren Transport nach Kourou.

Mit dieser Simulation wird unser Team auf ein komplexes Zusammenspiel trainiert, verschiedene Prozeduren und Kommandosequenzen, die fließend und fehlerfrei durchlaufen werden müssen. Unsere Flight Controller müssen mit den Tools an der Konsole wie im Schlaf umgehen können und stets wissen, wer mit wem interagieren muss, wo die notwendigen Daten und Dateien zu finden sind. Und auch unter Stress müssen Probleme mit dem Satelliten oder dem Bodensystem gelöst werden können. weiterlesen

Raumfahrt | 17. Juni 2016 | von Jan Marius Bach

Ein letztes Mal - Crew Conference mit Tim Peake

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)

Die Zeit vergeht wie im Flug sagt man - doch für Tim Peake trifft dies wirklich zu. Nach einem halben Jahr auf der ISS wird er am Samstag wieder zur Erde zurückkehren. Auch wir am Boden fiebern natürlich "all"täglich mit ihm mit, und so ist es plötzlich schon wieder Zeit für uns, Abschied zu nehmen.

Um unsere ESA-Astronauten regelmäßig auf dem neuesten Stand zu halten und auch das ein oder andere Feedback einzuholen, führen wir für gewöhnlich einmal pro Woche eine sogenannte "Crew Conference" durch - 15 Minuten, in denen sich unser Increment Lead Flight Director und ESA Increment Manager privat mit Tim Peake unterhalten können. weiterlesen

Raumfahrt | 14. April 2016 | von Tom Uhlig

Alarm für Col-CC!

Auf eine ruhige Nachtschicht hatten sie sich eigentlich eingestellt, die Kollegen vom Dienst. Aber manchmal kommt es anders als erwartet - und genau deswegen sind wir ja ständig im Columbus Kontrollzentrum  (Col-CC) auf Schicht. Der Adrenalinpegel steigt aber immer noch, wenn im Kontrollraum der dezente Ton erklingt, der mich irgendwie immer an "Das Boot" erinnert und der uns Flight Controller auf einen Alarm an Bord der ISS hinweist. Der Blick richtet sich dann beinahe automatisch sofort an unser großes Mitteldisplay, wo ständig das Caution-and-Warning-Tool läuft, das den Alarm auf der Internationalen Raumstation (ISS) anzeigt. Gelb - naja, glücklicherweise schon mal nicht so schlimm. Und dann noch der Blick auf den eigentlichen Text: Ein "- COL" am Ende zeigt an: Es betrifft uns!
Ein "- JEM" hätte die Japaner in Aktionismus versetzt, ein "- LAB", "- N2" oder anderes die Kollegen der NASA. weiterlesen

Raumfahrt | 29. Februar 2016 | von Tom Uhlig

Tim Peakes Flying Circus

Samantha Cristoforetti hatte uns, indem sie ihre ISS-Mission unter das Motto "Per Anhalter durch die Galaxis" stellte, eine exzellente Vorlage gegeben, die wir sehr gut für Public Relations nutzen konnten. Für Tim Peake - dem einzigen Briten im europäischen Astronautenkorps - hätte sich meiner Meinung nach die britische Komikertruppe Monty Python gut angeboten - mit deren Film "Das Leben des Brian" die coolen Religionslehrer gerne vor Ostern bei den Schülern punkteten. Zumindest zu meiner Schulzeit...

Monty Python - Tim Peake: damit drängt sich der Titel dieses Blogs geradezu auf - als Hommage an die frühere Comedy-Show der BBC "Monthy Python‘s Flying Circus". weiterlesen

Raumfahrt | 22. Februar 2016

Am Anfang steht der In-Orbit-Test

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Antenna Mapping

Wie schon im letzten Beitrag beschrieben, findet gerade der In-Orbit-Test statt. Und das wird noch mehrere Wochen dauern. Ein sehr wichtiger Test ist dabei das "Antenna-Mapping". Hierbei geht es darum, herauszufinden in welcher Richtung die Antennen wie stark abstrahlen und ob die Abdeckung am Boden den Erwartungen und Berechnungen entspricht. Hier spielen verschiedene Dinge herein. Zuerst, wieso "Antenna"? Es geht doch um einen Laser!

Schon richtig, aber Antennen gibt es auch. Nur die Übertragung zwischen Kundensatellit zum Relais-Satellit findet per Laser statt. Für die Übertragung von und zur Bodenstation geht das nicht so einfach. Der Laser kann z.B. nicht durch Wolken hindurchstrahlen. Also verwendet man für die Strecke zum Boden eine herkömmliche Funkverbindung über die sogenannte Feeder Link Antenne im "Ka-Band". Dieser Begriff steht für Frequenzen zwischen 27 und 40 Gigahertz. UKW-Rundfunk wird bei etwa 100 Megahertz übertragen, Handys senden bei etwa 2 Gigahertz. Je höher die Frequenz, desto mehr Daten lassen sich übertragen, man spricht von einer höheren Bandbreite. Eine der großen Antennenschüsseln des EB9B-Sateliten ist für die Übertragung zum Boden reserviert. Zusätzlich gibt es für EDRS-Zwecke noch eine weitere, schwenkbare Ka-Band Antenne - die Ka-ISL Antenne - für Verbindungen zu Satelliten, die keinen Laser an Bord haben. weiterlesen

Raumfahrt | 15. Februar 2016

Das Kontrollzentrum geht in Betrieb - die erste Hürde ist genommen

Kontrollraum beim DLR in Oberpfaffenhofen
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Hochspannung im Kontrollraum beim DLR in Oberpfaffenhofen

Wie geplant wurde letzten Freitag der Betrieb der EDRS-Nutzlast aufgenommen. Anfangs mussten wir uns aber noch etwas gedulden, denn in dieser frühen Phase wurden alle Schaltkommandos noch vom Kontrollzentrum in Toulouse gesendet. Die Einzelkomponenten wurden der Reihe nach ausgeklappt und eingeschaltet. Wir konnten dies in den Daten (Schalterstellungen, Ströme und Temperaturen) verfolgen, mussten aber immer wieder etwas Phantasie einsetzen, da die Kollegen in Toulouse recht wortkarg waren.

Erst an Tag 3, dem Sonntag, kamen wir zum Zug. Am Nachmittag konnten wir das erste eigene Kommando, nun über das Pariser Kontrollzentrum, erfolgreich zum Satelliten schicken. Dieses erste Test-Kommando wurde ohne Probleme verschickt, dennoch war die Erleichterung groß, als über die Telemetrie bestätigt werden konnte, dass es am Satellit angekommen und bestätigt worden war. Die jahrelange Vorbereitung auf diesen Moment hat sich ausgezahlt und so manchem im Kontrollraum fiel ein großer Stein vom Herzen. weiterlesen

Raumfahrt | 05. Februar 2016 | von Frank Wallrapp

Nach der Party ist vor der Arbeit - Heute geht's los

EDRS-Kontrollraum beim DLR in Oberpfaffenhofen

Letzten Freitag fand bei uns im Kontrollzentrum eine Feier anlässlich des Starts des EDRS-A-Satelliten statt. Es war eine sehr gelungene Veranstaltung. Unser Team hatte die Gelegenheit, unsere Arbeit zu präsentieren. Da der Start kurzfristig um zwei Tage verschoben worden war, konnten die ursprünglich geladenen VIPs nicht kommen. Stattdessen waren sehr viele lokale Pressevertreter da sowie viele Mitarbeiter und deren Familien.

Es war für uns sehr angenehm, denn anders als bei "normalen" Missionen am GSOC (Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum) steuern wir diesmal nicht den Satelliten selbst, sondern nur die Nutzlast, die aber noch ausgeschaltet ist. Daher mussten wir nicht direkt nach dem Start mit der Arbeit beginnen. Wir greifen erst sieben Tage später, also heute, in das Geschehen ein. Seit Sonntag können wir aber schon ein wenig lauschen, da wir den gesamten Datenstrom des Satelliten (die Telemetrie) bereits jetzt empfangen können. weiterlesen

Raumfahrt | 28. Januar 2016 | von Tom Uhlig

Bad Vibes

ESA-Astronaut Tim Peake an Bord der ISS

Man muss nicht Luft- und Raumfahrt studiert haben, um bei uns im Flight Control Team mitarbeiten zu können. Ich zum Beispiel bin Physiker - und habe in der Elektronenmikroskopie geforscht, wo man sich kleinste Teilchen, bis hinunter auf das atomare Niveau anschauen kann. Um die riesige, raumfüllende und sehr teure "Maschine", die hierfür nötig ist, alleine bedienen zu dürfen mussten wir Diplomanden damals an der Uni in Regensburg zunächst einen "Führerschein" (und dafür eine schöne Aufnahme von Siliziumatomen) machen.

Das Mikroskop so an seine Auflösungsgrenzen zu treiben ist nicht einfach - die elektromagnetischen Linsen müssen perfekt justiert, die Probe gut beschaffen, das Vakuum gut, die Temperatur stabil sein (flüssiger Stickstoff sorgt für entsprechende Kälte) und vor allem: Vibrationen sind ein "no go": Unser Mikroskop war dafür extra auf einem tonnenschweren Sockel im Keller der Uni montiert, komplett vom Gebäude entkoppelt. Schon ein schwungvoller Studentenkollege auf einer Treppe irgendwo im Gebäude hätte sonst meine "Führerscheinprüfung" zunichte gemacht. Manche Labore, wie das der Elektronenholografiekollegen aus Dresden, sind daher auch aus der Stadt mitten in den Wald gezogen, um nicht durch die "Vibrationen der Stadt" gestört zu werden. Selbstverständlich ist auch absolute Ruhe im Raum erforderlich - ein Elektronenmikroskop ist ein hochempfindliches Mikrofon, aber im negativen Sinne... weiterlesen

Raumfahrt | 27. Januar 2016

T minus 1 Tag: Ruhe vor dem Start? Weit gefehlt.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Der EDRS-Kontrollraum im Multimissions-Kontrollzentrums GSOC des DLR

Ganz knapp vor dem Start des EDRS-Betriebs startet mit diesem Beitrag der EDRS-Blog. Dieser soll die wichtigsten und spannendsten Momente der Mission darstellen und Einblicke in den täglichen Kontrollraumbetrieb ermöglichen. Hauptsächlich werden die im Betrieb beteiligten Personen von ihren Eindrücken und ihrer Arbeit berichten. weiterlesen

Raumfahrt | 22. Dezember 2015 | von Tom Uhlig

Hilfe, es weihnachtet sehr!

Eigentlich wollte ich diesen Blog mit "Britannia rules space" beginnen - in Abwandlung eines Spruchs, den wir im Geschichtsunterricht thematisiert hatten: "Britannia rules the waves"... Denn wir haben wieder einen Europäer an Bord seit letzter Woche: Tim Peake, der erste Astronaut seiner Majestät. Das erste Mal hört man das typisch britisch-vornehme Englisch auf den Space-to-Ground-Funkkanälen. weiterlesen