Artikel zu "ISS"

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Raumfahrt | 27. Juni 2022 | von Tom Uhlig

Wunderbare Welt der Schwerkraft

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Blick in das Columbus-Kontrollzentrum während der Wartungsarbeiten, die von der italienischen ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti durchgeführt wurden.

Die Schwerkraft ist etwas „ganz Gravierendes“. Sie war immer da (zumindest, wenn man die Evolution des Lebens auf der Erde als Maßstab nimmt) und zwar wohl immer auch in der gleichen Stärke. Buchstäblich die ganze Welt ist daher an die Erdbeschleunigung von „1g“ gewöhnt, die dafür sorgt, dass eine Masse von einem Kilogramm sich als Kraft von etwa zehn Newton Richtung Erdmittelpunkt manifestiert. weiterlesen

Raumfahrt | 07. Juni 2022 | von Manfred Gaida

100 Jahre Neuordnung des Himmels

Quelle: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Kolorierte Darstellung des nördlichen Himmels (Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1515)

Mancher Himmelsbeobachter und Sternfreund mag sich schon einmal gefragt haben, warum der Fixsternhimmel in 88 Sternbilder, auch Konstellationen genannt, unterteilt ist, die offiziell mit lateinischen Namen bezeichnet und jeweils mit drei Buchstaben abgekürzt werden. Der Anlass für die heutige Ordnung des Himmels liegt noch gar nicht solange zurück. Denn als vor 100 Jahren im Mai 1922 die Internationale Astronomische Union (IAU) in Rom zu ihrer allerersten Generalversammlung zusammenkam, legten die anwesenden Astronomen die Anzahl und Bezeichnungen der Sternbilder explizit fest und gaben ihnen eine eindeutige Nomenklatur, die bis heute weltweit gilt. Auch ein ganz banaler, ökonomischer Grund spielte damals eine Rolle: Das Ausschreiben der vollen Sternbildnamen hatte bei der Vielzahl der astronomischen Veröffentlichungen zunehmend die Druckkosten erhöht, dem durch die Verwendung schlüssiger Kurzformen entgegengewirkt werden konnte. Da in der astronomischen Pionierzeit der Stellarspektroskopie nicht wenige Sterntabellen und -kataloge in manueller Schreibarbeit angefertigt wurden, führte ihre Verwendung auch zu einer gewissen Einsparung an Zeit, die sich für astronomisch wertvollere Arbeiten verwenden ließ. weiterlesen

Verkehr | 25. Mai 2022 | von Philipp Burtscheidt

Das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 – Ein Segen oder droht der Kollaps?

Symbolbild: Regionalbahn fährt im Bahnhof ein
Quelle: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Neben dem öffentlichen Personennahverkehr wird das 9-Euro-Ticket auch deutschlandweit für den Regionalverkehr gültig sein.

Coronakrise, der Krieg in der Ukraine – die Energie- und Mobilitätskosten sind in den letzten Wochen und Monaten immer weiter gestiegen. Die finanzielle Mehrbelastung ist für die meisten Bürgerinnen und Bürger deutlich spürbar. So wundert es nicht, dass die Ideen und Pläne der Bundesregierung zur finanziellen Entlastung in Medien und Gesellschaft genau verfolgt werden. Zentrales Element ist das sogenannte 9-Euro-Ticket. In den Sommermonaten Juni bis August 2022 soll der Preis der Monatstickets für den Nah- und Regionalverkehr drastisch reduziert werden. Jetzt ist das 9-Euro-Ticket beschlossene Sache. Viele Menschen freuen sich darauf. Aber die Reaktionen fallen gemischt aus. Wieso eigentlich? Wir haben beim DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin nachgefragt. weiterlesen

Raumfahrt | 17. Mai 2022 | von Christian Krause

Weniger Energie durch Marsstaub – doch noch laufen die Messungen bei InSight

Quelle: NASA/JPL-Caltech
Staubige Angelegenheit: Dieses Bild wurde am 28. April 2022 von der Kamera am Teleskoparm des InSight-Landers aufgenommen. Die Staubschicht auf dem Lander inklusive der Solarpanele ist deutlich zu erkennen.

Seit gut eineinhalb Jahren operiert die NASA-Sonde InSight in der sogenannten Extended Mission auf dem Mars. Der Lander kämpft seit langem mit der nachlassenden Stromversorgung, die durch die zunehmende Bedeckung der Solarpanele mit Marsstaub bedingt ist. Die Panele könnten nur durch ausreichend kräftige Marswinde wieder etwas vom Staub befreit werden. Obwohl wir viele vorbeiziehende Wirbelstürme entdeckt haben, hat keiner die Sonnenkollektoren von InSight gereinigt.

Die zur Verfügung stehende Energie musste in den vergangenen Monaten sehr sorgsam verplant und genutzt werden. Der Fokus lag dabei insgesamt besonders auf den wissenschaftlichen Messungen der Mission. Die beteiligten Teams unter der Führung des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA und Lockheed Martin, die den Lander betreiben, haben es geschafft, diese einmalige Mission bis heute in Betrieb zu halten. Bei der Landung von InSight (26. November 2018) produzierten die Solarpanele noch etwa 5.000 Wattstunden pro Marstag oder Sol. Jetzt produzieren sie mit 500 Wattstunden pro Sol nur noch etwa ein Zehntel. Und der Marsstaub auf den Panelen nimmt weiter zu, während der Sonnenstand mit dem einsetzenden Winter an der Landestelle abnimmt. weiterlesen

Raumfahrt | 11. Mai 2022 | von Thomas Berger

Mondflug für MARE: Unser Strahlungsmessgerät M-42 mit smarter Lösung zum Stromsparen

DLR-Strahlungsmessgerät M-42
Quelle: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
Ein Flugmodell des M-42-Strahlungmessgeräts des DLR mit den zwei eingestöpselten Batterien und der Batteriehalterung

Ein Teil des MARE-Experiments sind die 16 Strahlungsmessgeräte mit dem Namen M-42, die unsere Arbeitsgruppe Biophysik der Abteilung Strahlenbiologie am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin entwickelt, getestet und jetzt auch final für die NASA-Mission Artemis-1 gebaut hat. M-42 ist ein aktives Strahlungsmessgerät. Es braucht also Strom, um den Strahlungsdetektor (eine kleine Si-Diode) und die dazugehörige Mess-Elektronik zu versorgen, um die dabei generierten Messdaten abzuspeichern. Die Stromzufuhr kann entweder direkt über ein USB-Kabel oder über Batterien erfolgen, die einfach an zwei Anschlüssen in unser M-42 eingestöpselt werden.

Das klingt im Prinzip alles ganz einfach. Aber jeder, der schon einmal gehofft hat, sein Handy möge bis zur nächsten Lademöglichkeit durchhalten, weiß um unsere Abhängigkeit von Batterien beziehungsweise Akkus und deren Kapazität. In diesem Zusammenhang haben wir gerade bei dieser Mission ein großes Problem: Unsere M-42-Messgeräte und unsere Messkörper Helga und Zohar sind zwar Teil der NASA-Mission Artemis-1, aber wir bekommen keine Daten- und Stromschnittstelle zum Orion-Raumschiff. weiterlesen

Raumfahrt | 05. Mai 2022 | von Tom Uhlig

Der Letzte macht die Tür zu

Quelle: NASA TV
Das Raumschiff Endurance kurz nach dem Abdocken von der Internationalen Raumstation.

Wenn ich von einer längeren Dienstreise endlich, endlich wieder die Heimfahrt zu meiner Familie antreten darf, dann genieße ich die verschiedenen Schritte und „letzten Handlungen“, die mich meiner Frau und meinen Kindern näher bringen: Das Loswerden des Hotelschlüssels, dann das Zurückgeben des Leihwagens am Flughafen, die Gepäckabgabe, bis man letztlich im Abflugbereich sitzt – nur noch mit dem MP3-Player und dem Buch in der Hand, welches man in den vielen Flugstunden gerne lesen möchte. Irgendwie ein Gefühl der Freiheit...

Vielleicht ging es Matthias Maurer ähnlich, als er sich heute Nacht auf der ISS verabschiedete und sich in die Dragon-Kapsel „Endurance“ setzte, die ihn zurück auf die Erde bringen wird? Für ihn kommen sicher noch andere Aspekte dazu: Seine „Dienstreise“ hat Monate gedauert, auf ihn wartet ein großes „Hallo“ auf der Erde und viele weitere Wochen des „Missionsabschlusses“. Ob er jemals nochmal auf die Internationale Raumstation ISS zurückkehren wird in der Zukunft steht buchstäblich in den Sternen. Und es wird schwierig sein, das Erlebte noch zu toppen. weiterlesen

Raumfahrt | 29. April 2022 | von Tom Uhlig

Bammm, bammm, bammm...

Quelle: NASA
Herzliche Begrüßung der Crew-4 von den Mitgliedern der Crew-3.

Bei der letzten Fußballweltmeisterschaft habe ich per Handy meinem kroatischen Astronautentrainer-Kollegen alles Gute gewünscht, als plötzlich die kroatische Nationalmannschaft – zumindest für mich als Fußball-Nullchecker überraschend – im Endspiel gegen Frankreich gestanden ist. Seine Antwort war typisch Nicola: „Wir fegen die Franzosen vom Platz, das geht so: Bammm, bammm, bammm“...

Letztlich ist es dann etwas anders gekommen, aber sein „Bammm, Bammm, Bammm“ ist mir in Erinnerung geblieben und kommt mir jetzt wieder in den Sinn, wenn ich an die derzeitige europäische Präsenz auf der Internationalen Raumstation ISS denke: Ich glaube nicht, dass wir schon mal so dicht aufeinander „unsere Missionen“ hatten: Auf Thomas Pesquets Mission „Alpha“ folgte direkt Matthias Maurers „Cosmic Kiss“ – nur die Startverschiebungen hatten verhindert, dass die beiden die „Stabübergabe“ direkt im Orbit vollzogen. Und nun ist diesen Mittwoch Samantha Cristoforetti auf der Raumstation angekommen und kann mit ihrem Corps-Kollegen Matthias einige gemeinsame Tage auf der ISS verbringen, bevor es in Kürze für ihn heimwärts geht. weiterlesen

Raumfahrt | 27. April 2022 | von Thomas Berger

Projekt MARE: Mit der Orion zum Mond – und wieder zurück

NASA-Raumschiff ORION
Quelle: NASA
Mit dem Raumschiff Orion soll die unbemannte NASA-Mission Artemis-I innerhalb von 42 Tagen zum Mond und wieder zurück zur Erde fliegen

Im Sommer des Jahres 2022 ist es endlich soweit: Unser MARE-Experiment fliegt mit der NASA-Mission Artemis-I einmal um den Mond. Seit Jahren haben wir auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet und mussten damit zu leben lernen, dass es bei Weltraumprojekten immer wieder zu Verzögerungen kommt. Auch hatten wir sehr mit den Auswirkungen der Coronakrise zu kämpfen. Sie stellte uns bei der Fertigstellung des Experiments vor große und ganz neue Herausforderungen.

MARE ist das Matroshka AstroRad Radiation Experiment, mit dem wir mit den zwei "nicht-menschlichen Passagieren" Helga und Zohar die Strahlenbelastung auf dem Mondflug der Orion-Kapsel messen werden. Die beiden 95 Zentimeter großen, weiblichen Phantome sind in ihrem Inneren schichtweise (genauer: in 38 Schichten) mit Kunststoffelementen verschiedener Dichte ausgerüstet. Diese Elemente simulieren die Knochen und Organe des Körpers, zum Beispiel Lunge, Magen, Gebärmutter und Knochenmark. Zohar wird auf dem Orion-Mondflug mit der Schutzweste AstroRad, Helga ohne Schutz fliegen. So sammeln die baugleichen Modelle vergleichbare Datensätze, um die Wirksamkeit der Schutzweste bewerten und verbessern zu können. weiterlesen

Raumfahrt | 14. April 2022 | von Ulrich Köhler

Vor 50 Jahren: Apollo 16 und die „falschen“ Steine

Quelle: NASA
Jump! Ob dieses Foto Eddie van Halen 1983 zu seinem wohl bekanntesten Song animiert hatte? John Young salutierte jedenfalls am ungewöhnlichsten von allen zwölf ‚Moonwalkern‘ vor dem Star Spangled Banner; links die Mondfähre Orion.

„Habt ihr heute bei Eurer Exkursion irgendwelche Felsen gesehen, bei denen ihr sicher seid, dass es keine Brekzien sind?“ bohrte Tony England nach, der Capcom während der zurückliegenden Stunden, als die beiden Apollo-16-Astronauten ihre erste Mondexkursion absolvierten. Der ‚Capsule Communicator‘, jener Astronaut am Boden, der die Kommunikation mit den Apollo-Astronauten auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn führte, wurde von den Wissenschaftlern im ‚Backroom‘, einem Raum hinter dem Kontrollzentrum, intensiv bearbeitet, noch einmal nach den Gesteinen entlang der ersten Exkursionsroute nachzuhaken. Denn John Young und Charly Duke hatten nicht das gefunden, was sie nach Meinung der Geologen hätten finden müssen: Vulkangesteine. Entsprechend fiel Charly Dukes Antwort aus: „Negativ. Ich habe nichts gesehen von dem ich überzeugt wäre, dass es keine Brekzie ist.“ weiterlesen

Raumfahrt | 13. April 2022 | von Tom Uhlig

Hotel am Ende des Universums

Quelle: NASA TV
Blick von der ISS auf die sich annähernde Dragon-Kapsel Endeavour von SpaceX mit den vier Astronauten der Mission Axiom 1 an Bord (rechts oben). Links unten im Bild ist der Mond zu erkennen.

Zugegeben, die Überschrift zu diesem Blog habe ich wieder mal bei Douglas Adams geklaut – leicht abgewandelt allerdings: Da trägt der zweite Band seiner fünfteiligen Trilogie den Titel „Das Restaurant am Ende des Universums“. Weiterhin ist die Überschrift eigentlich denkbar ungeeignet für diesen Artikel, denn mit einem Hotel hat die Internationale Raumstation ISS eigentlich nur den Übernachtungsaspekt gemein. Obwohl: Im Augenblick vollzieht sich gerade ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel: Seit Samstag befindet sich erstmals für einige Tage eine rein privatwirtschaftlich finanzierte Gruppe von Astronauten an Bord der ISS. Für die Vier ist es freilich kein „Hotelaufenthalt“ mit Bedienung und Erholungsprogramm, sondern sie verfolgen ein ambitioniertes Forschungsprogramm mit über 25 Experimenten, vielen Fotoprojekten und einer Menge Öffentlichkeitsarbeit. weiterlesen