Luftfahrt | 25. November 2019 | von Johann Dauer

ALAADy-Symposium: Neue Transportdrohnen für schweres Gepäck

ALAADy Symposium in Braunschweig
Quelle: DLR

Lassen sich kostengünstig Drohnen bauen und betreiben, die so viel Gewicht transportieren können wie ein Kleintransporter? Ein interaktives Veranstaltungsformat brachte Vertreter aus der Industrie und der humanitären Hilfe mit Wissenschaftlern des DLR zusammen, um diese Frage zu diskutieren. Ein neuer Technologiedemonstrator wurde gemeinsam mit Ergebnissen aus knapp vier Jahren Forschungsarbeit auf dem Symposium zum automatischen tieffliegenden Lufttransport am 6. November in Braunschweig präsentiert.##markend##

Medien berichten schon seit einiger Zeit über die Idee, Pakete mittels kleiner unbemannter Luftfahrzeuge auszuliefern. Auch beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forschen wir seit nunmehr vier Jahren an Transportdrohnen. Allerdings widmen wir uns größeren Nutzlasten bis hin zu einer Tonne. Hier wird es interessant: beispielsweise beim Transport zwischen Fabriken, beim zeitkritischen Transport großer Ersatzteile oder bei der Auslieferung humanitärer Güter. Zu Beginn des Projektes ALAADy (kurz für Automated Low Altitude Air Delivery) entwickelten wir 2016 die folgende Vision:

Mittlerweile sind knapp vier Jahre vergangen. In der Zwischenzeit entwarfen wir nicht nur denkbare Einsätze und Betriebskonzepte für diesen Transport, sondern entwickelten und bauten auch einen Technologiedemonstrator mit einer Nutzlast von 200 kg. Der ALAADy-Demonstrator ist immerhin eine der größten zivilen Drohnen Europas. Acht Einrichtungen des DLR brachten ihre Expertise in das Projekt ein. Die erreichten Ergebnisse können sich sehen lassen. Aus diesem Grund haben wir am 6. November 2019 zu einem Symposium in Braunschweig eingeladen, um mit möglichen Nutzern, Herstellern und interessierten Wissenschaftlern die Ergebnisse zu teilen. Insgesamt folgten 100 Teilnehmer der Einladung. Wir begrüßten Gäste des UN World Food Programmes, Wings for Aid, Volocopter, Robert Bosch, der DRF Luftrettung und vieler anderer Einrichtungen. Ziel des Symposiums war das Vorstellen der bisherigen Projektergebnisse. Gleichzeitig war es der Startschuss für die Vorbereitung der ersten Überlandflüge und einen längerfristigen Probebetrieb des ALAADy Demonstrators.

Quelle: DLR
Industrie, humanitäre Hilfe und DLR treffen sich auf dem ALAADy Symposium in Braunschweig

Das Veranstaltungsformat stellte neben Vorträgen den persönlichen Austausch zwischen Gästen und Entwicklern in den Vordergrund. Eine Ausstellung mit Postern und Exponaten verriet Details des Projektes. Die Teilnehmer entdeckten Aspekte vom Start bis zur Landung dieser Transportdrohnen. Wie sehen beispielsweise Start- und Landeplätze einer solchen Drohne aus und wie integriert man sie in Logistikketten von Flughäfen oder auch in Gebieten geringer Infrastruktur? Ist eine solche Drohne gestartet und unterwegs, muss sie in den Luftraum gemeinsam mit anderen Verkehrsteilnehmern integriert werden. Dabei fliegt die ALAADy Drohne möglichst niedrig, um das Gros des Luftverkehrs zu vermeiden. Zusätzliche Infrastruktur ermöglicht dabei die Koordination zwischen bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen. Geeignete Datenlinktechnologien wurden auf Postern präsentiert, um die Überwachung und Steuerung des Fluges zu ermöglichen. Eine virtuelle Simulation vermittelte grafisch einen Eindruck, wie man sich den Betrieb einer solchen Drohne vorstellen kann.

Eingebettet sind all diese Fragen in kommende, EU-weite Verfahren , in denen die Sicherheit des Drohnenbetriebs nachgewiesen werden soll. Eine automatische Routenplanung findet hierbei nicht nur möglichst kurze Strecken zum Ziel. Durch Vermeidung von Risikobereichen im Flug, beispielsweise das Überfliegen eng besiedelter Gebiete, wird eine möglichst hohe Betriebssicherheit ermöglicht. In ALAADy wurden die Grundlagen geschaffen, um in Zukunft die Sicherheit der Drohne während des Fluges automatisch zu überwachen.

Welche Rolle spielen verschiedene Flugzeugkonfigurationen und welche Vor- und Nachteile haben sie? Die Beantwortung grundlegender Fragen führte zu weiter ins Detail gehende Diskussionen – zum Beispiel die Art der Antriebe: sind klassische Verbrenner geeignet oder doch elektrische oder hybrid-elektrische Antriebskonzepte? Eine ausgestellte Brennstoffzelle lud in diesem Zusammenhang zu angeregten Gesprächen ein. Aus dieser Konfigurationsstudie entstand der ALAADy-Demonstrator, der von den Gästen direkt in Augenschein genommen wurde. In Präsentationen haben wir Details aus Flugversuchen verschiedener Demonstratoren verraten. Beispielsweise wurden Daten zur Konzeptbewertung im nachgestellten Realbetrieb der humanitären Hilfe erhoben und Erfahrungen im realen Umfeld gesammelt.

Nach diesem erfolgreichen Symposium starten wir in die nächste Runde des Projektes, um Überlandflüge und einen längerfristigen Betrieb unseres ALAADy Demonstrators zu ermöglichen.

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Über den Autor

Johann Dauer ist fasziniert von den Möglichkeiten, die neue Technologien der zivilen unbemannten Luftfahrt mit sich bringen. Seit 2008 forscht er am DLR-Institut für Flugsystemtechnik in Braunschweig an unbemannten Luftfahrzeugen (Unmanned Aircraft Systems, UAS) und deren Anwendungsbereichen. zur Autorenseite