Raumfahrt | 12. November 2021 | von GSOC-Team

Hatch Opening – das Ankommen auf der ISS

Quelle: NASA TV
Die Crew der Expedition 66 nach Ankunft der Crew-3 auf der Internationalen Raumstation ISS.

Das sogenannte „Hatch Opening“ – das Öffnen der Luke – ist nicht einfach nur eine schöne Inszenierung für die Kameras und die Öffentlichkeit, es ist tatsächlich auch für die Astronautinnen und Astronauten ein durchaus bemerkenswerter Moment. Da ist zum einen die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS, für die es seit oft vielen Wochen die ersten „anderen Menschen“ sind, die sie zu Gesicht bekommen – oft gute Freunde durch die gemeinsam durchgestandene Ausbildung und Missionsvorbereitung. Und da ist zum anderen die neu ankommende Mannschaft – voll Vorfreude, Tatendrang, mittendrin in der Verwirklichung eines Traums.##markend##

Quelle: NASA TV
Endlich auf der ISS!

Und noch etwas habe ich mir von einem Astronauten erzählen lassen, was mir nicht so klar war: Mit der Öffnung der „Haustür“ der ISS haben die oft vielen Stunden, früher sogar Tage, in der engen Kapsel oder dem engen Space Shuttle ein Ende, die ISS kommt einem riesig vor – „endlose Weiten“... Mit dem „Hatch Opening“ hat nun die neue Crew-Dragon-Kapsel „Endurance“ auch den ersten Teil ihrer Jungfernfahrt mit Bravour absolviert.

Für die ISS gab es vor dem Andocken und dem „Hatch Opening“ auch noch ein kleineres Problem, das man vorausschauend aus dem Weg räumen musste: Einige Minuten nach dem Andocken von „Endurance“ wäre es zu einer gefährlichen Begegnung der Raumstation mit einem Teil Weltraumschrott gekommen. Daher wurde entschieden, ihre Flugbahn noch vor dem Start der Dragon-Kapsel so zu korrigieren, dass es zu keiner „Konjunktion“ mehr kommen würde. Über solche „Pre-determined Debris Avoidance Maneuver“ (PDAM) werden wir in einem späteren Blogbeitrag nochmal ausführlich berichten. Leider ist so etwas des Öfteren nötig – die Müllsituation ist auch im Weltall besorgniserregend.

Matthias Maurer ist nun endlich auf der Raumstation angekommen. Für ihn persönlich auch im übertragenen Sinn ein „weiter Weg“: In der Astronautenauswahl von 2008 ist er bis in die allerletzte Runde gekommen. Damals hat man sich für Alexander Gerst als nächsten deutschen ESA-Astronauten entschieden. Matthias wurde zum stellvertretenden Leiter des Europäischen Astronautenzentrums (EAC) der ESA in Köln, und bei uns im Team des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums (GSOC) hat er zeitweise als EUROCOM gearbeitet – viele Simulationen und Schichten haben wir gemeinsam an der Konsole verbracht.

Quelle: NASA
Matthias Maurers neuer Arbeitsplatz: das europäische Columbuslabor auf der ISS.

Dann 2017 „die Wende“ und die offizielle Meldung: Matthias wird nachnominiert, in das ESA-Astronautenkorps aufgenommen, kann mit seiner Ausbildung beginnen, bekommt seinen Flug. Den Moment hätte ich gerne miterlebt, wie diese „Info“ erstmalig bei ihm aufgeschlagen ist... Oder ob das von Beginn an immer schon als Möglichkeit im Raum stand? Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit mal fragen müssen. Aber diese Gelegenheit wird noch auf sich warten lassen. Eine ganze ISS-Mission lang.

Daher jetzt erst einmal: Herzlich willkommen auf der Raumstation, Matthias!

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