Sonstiges | 27. Oktober 2010 | von Jan Wörner

"Mit Forschung und Innovation in die Zukunft"

Unter dieser Überschrift fand am 11. Oktober 2010 in München eine Veranstaltung statt. Nach einem Vortrag des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und einer Talkrunde mit Wirtschaftsminister Zeil und Wissenschaftsminister Heubisch hatte ich Gelegenheit, in einem Keynote-Vortrag auf zentrale Aspekte von Innovation und Invention einzugehen. Dabei konnte ich auch die Voraussetzungen darstellen, die erfolgreiche Forschung und Entwicklung ermöglichen.

An den Anfang meiner Präsentation stellte ich eine Erklärung der Begriffe Invention und Innovation:

Invention ist das Ergebnis von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Bereich der Wissenschaft. Der Begriff Invention geht auf einen Erfindungsprozess zurück, das Ergebnis kann mit dem Ausdruck "Wissen" beschrieben werden, der Erkenntnis, die Technologie, Verfahren oder auch Produkte umfasst. Demgegenüber steht ein Innovationsprozess, der auf die Schaffung eines marktgängigen Produktes setzt. Inventionsprozess und Innovationsprozess sollten sich gegenseitig befruchten können. Die übliche Aufgabenteilung, hier Wissenschaft - dort Wirtschaft, ist nicht immer trennscharf. Das DLR versucht, mit seinem Instrument "Cooperative Lab" die Verbindung beider "Welten institutionell zu schaffen, um den Prozess bis zur Schaffung eines neuen Marktprozesses zu beschleunigen.

Um die Erfolgsparameter für erfolgreiche Forschungs-  und Entwicklungsarbeiten zu beschreiben, ist zunächst festzustellen, dass Kompetenz, Motivation, Kreativität und Arbeitsumgebung von zentraler Bedeutung sind. Aspekte zur Gewährleistung der Grundlagen sind Bildung und Ausbildung, Freiraum (persönlich/institutionell), Vermeidung von Detailsteuerung, Balance Steuerung/Freiraum, ggf. strategische Vorgaben, inventions- bzw. innovationsorientierte Steuerung, gute Ausstattung (personell/sachlich), Arbeitsklima und Anreize (monetär und nichtmonetär) für Erfolg.

Diesen grundlegenden Aussagen wird wohl niemand wirklich widersprechen, gleichwohl weicht die Praxis in Wissenschaft und Wissenschaftsmanagement häufig genug von diesen Prinzipien ab. Als Argumente werden meist öffentliche Finanzierung und damit verbundene "Steuerungsnotwendigkeit im Auftrag des Steuerzahlers" genannt. Die Entwicklung der Hochschulpolitik der Länder, gekennzeichnet durch eine zunehmende Selbstständigkeit hat gezeigt, dass mit der Verlagerung der Entscheidungen an die Einrichtungen keinesfalls Beliebigkeit und Chaos entstehen, sondern die klar definierte dezentrale Verantwortung zu effizienterem Mitteleinsatz führt und die politische Steuerung durch Zielvorgaben und übergeordnete strategische Festlegungen, z.B. in Zielvereinbarungen verbunden mit definierter Berichtspflicht an Wert gewinnt. Dieser Prozess muss weiter intensiviert werden und verlangt auch von der Ministerialbürokratie ein neues, moderneres Selbstverständnis: Strategisches Denken statt Detailsteuerung, Verantwortungsdelegation statt Obrigkeitsverständnis, Zielorientierung statt "hoheitliche" Maßnahmenentscheidungen. Diese Forderung muss für möglichst viele Bereiche öffentlichen Handelns, aber auch für die internen Strukturen von Einrichtungen gelten, um die Potenziale der Institutionen und Personen optimal zu nutzen.

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Über den Autor

Im Jan-Wörner-Blog bloggte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich "Jan" Wörner, selbst. Seit dem 1. Juli 2015 ist er Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. zur Autorenseite