Raumfahrt | 23. August 2018 | von Johannes Weppler

Nächtlicher Nervenkitzel im Kontrollzentrum

Quelle: DLR, MPO, Roskosmos
Das ICARUS-Team im russischen Kontrollzentrum am Abend des Starts der Antenne zur ISS (15.8.18).

Es ist der 16. August 2018, 01:28 Uhr, als im russischen Kontrollzentrum für die Internationale Raumstation ISS, dem sogenannten MCC-M, Beifall aufkommt und man in viele glückliche Gesichter blickt. Gerade wurde die ICARUS-Antenne, mit der in Zukunft Tiere aus dem All verfolgt werden sollen, erfolgreich an der Außenhaut des russischen Swesda-Moduls der ISS installiert.##markend##

Seit 16 Uhr saß ich mit den Kollegen im MCC-M. Nach einer Vorbesprechung der Projektingenieure begann gegen 19 Uhr der Außenbordeinsatz der beiden russischen Kosmonauten Sergei Prokopjew und Oleg Artemjew. Als erstes installierten sie einen Mast. Dann schlossen sie einige Kabel an. Dank der Helmkameras konnten wir hautnah miterleben, wie einer der Kosmonauten versuchte, zwei Stecker zu verbinden. Unserem Systemingenieur stand der Schweiß auf der Stirn. Schnell zeigte sich, dass eines der beiden Enden das Falsche war. Als dann das richtige Gegenstück gefunden wurde, hielt die Verbindung.

Quelle: ESA/NASA
Installation der ICARUS-Antenne.

Die Kosmonauten kehrten zur Luftschleuse zurück und holten dort die ICARUS-Antenne ab. Auf der Erde wiegt sie 120 Kilogramm, im All ist sie schwerelos. Trotzdem dauerte der Transport des sperrigen Pakets zum Installationsort länger als gedacht. Nach der Montage auf dem Mast und der Verlegung weiterer Kabel folgt der "Schlussakkord": das Entfalten der Antenne. Die beiden Männer arbeiteten bis zu diesem Zeitpunkt bereits schon mehr als fünf Stunden im All und ausgerechnet in diesem Moment ging die Sonne unter. Wir brauchen also etwas, bis wir die frisch installierte Antenne an der ISS erkennen konnten.

Nun kann das deutsch-russische Forschungsprojekt ICARUS wirklich starten!

TrackbackURL

Über den Autor

Johannes Weppler arbeitet seit 2012 beim DLR Raumfahrtmanagement in der Abteilung „Bemannte Raumfahrt, ISS und Exploration“. Dort betreut er das ISS-Betriebsprogramm, die nationale Nutzung der Station und den europäischen Beitrag zum neuen U.S.-amerikanischen Crew-Raumschiff Orion. zur Autorenseite