Luftfahrt | 11. Juli 2018 | von Johann Dauer

Unbemannter Hubschrauber superARTIS liefert humanitäre Güter aus

Credit: DLR (CC-BY 3.0)
Vorbereitungen des nächsten Fluges.

Während der zweiten Woche in der Dominikanischen Republik führte das Team um superARTIS mit Wings for Aid und dem World Food Programme (WFP) verschiedene humanitäre Liefermissionen durch. Die Flüge fanden in einem Gebiet namens "Bajo Yuna" statt, das häufig von Überschwemmungen betroffen ist und mit der Notfallversorgung abgeschnittener Siedlungen zu kämpfen hat. Dieser Testbetrieb ist einer der Grundsteine, um Anwendungen der humanitären Hilfe mit Projekten des DLR zu unbemannten Luftfahrzeugen zu verbinden.##markend##

Eine Woche mit erfolgreichen Flügen ist bereits vergangen, in der unser unbemannter Hubschrauber superARTIS mit humanitären Gütern beladene, neuartige Boxen von Wings for Aid auslieferte. Diese Woche sind wir in einem Gebiet namens Bajo Yuna aktiv. Bajo Yuna befindet sich im nordöstlichen Teil der Dominikanischen Republik. Während unserer Erkundungsmission im Mai erfuhren wir von Vertretern des World Food Programmes (WFP) und des Roten Kreuzes, dass dieses Gebiet zur Hurrikane-Saison oft überflutet wird. Gemeinden können dann von der Umwelt abgeschnitten werden und benötigen Unterstützung. Aus diesem Grund haben wir Bajo Yuna ausgewählt, um unser Konzept für die humanitäre Hilfe zu testen. Die geplanten Missionen sind von vergangenen Vorfällen inspiriert und stellen repräsentative Beispiele für reale Einsätze dar. Auf diese Weise können wir die für unser Projekt notwendigen Daten erheben, insbesondere aus dem Betrieb des unbemannten Hubschraubers außerhalb der Sichtweite. Wir haben einen engen Zeitplan für diese Woche, da verschiedene Missionen geplant sind. Wird das Wetter mitspielen?

Am Montag beginnen wir mit der ersten Mission, die eine Strecke von etwa 800 Meter überbrückt und Nahrungsmittel an einen Bauernhof am Rande des Dorfes Barraquito transportiert. Es stellt sich heraus, dass die Sorge um den Zeitplan unbegründet ist. Die Erfahrungen der letzten Woche beschleunigen die Planung und Durchführung der Flüge. Bereits am Montag haben wir das erste Missionsbeispiel mehrmals abgeschlossen. Allerdings sind wir nicht ganz zufrieden mit den Boxen. Haben wir etwas falsch gemacht? In der Woche zuvor haben die Boxen perfekt funktioniert, aber heute öffnen sich nicht alle wie erwartet. Liegt das Problem an unseren Verfahren, haben wir möglicherweise seit Jimani etwas verändert, ohne es zu bemerken? Da die Mission selbst erfolgreich war, gehen wir am Dienstag zur nächsten Mission über, wahrscheinlich wird die Veränderung der Bedingungen der nächsten Mission mehr Klarheit über das Verhalten der Boxen bringen.

Credit: DLR (CC-BY 3.0)
Wings for Aid-Box nach erfolgreichem Abwurf.

Dieses Mal legt der Hubschrauber eine längere Strecke zurück, etwa 3,5 Kilometer. Der Startplatz ist in der Nähe einer kleinen Stadt namens Arenoso und die Flugroute führt unseren Hubschrauber über Reisfelder zu einem Dorf, das häufig von den Überschwemmungen betroffen ist. Auch hier führen wir die Versorgungsmission mehrmals erfolgreich durch. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns bereits eine gewisse Routine erarbeitet, welche die Vorbereitung und Planung der Mission außerhalb der Sichtweite entsprechend erleichtert - ein Hinweis darauf, dass dieses Konzept von Hubschrauber und Box bei einer realen Situation zeitgerecht anwendbar ist. Aber dennoch, die Boxen öffnen sich auch heute nicht bei allen Missionen. Viele Hypothesen werden gebildet, und wir unterstützen das Team von Wings for Aid bei den Modifikationen der Boxen. Dabei funktionieren einige der Abwürfe und andere nicht. Dieses Verhalten überrascht uns, da wir in Deutschland bereits viele Tests mit beinahe 100 Prozent Erfolgsquote durchgeführt hatten. Was ist die Ursache für das Verhalten der Boxen? Ist es das andere Klima in der Dominikanischen Republik im Vergleich zu Deutschland oder eine Veränderung in der Herstellung der Boxen selbst?

Wir beschließen, unseren letzten Flugtag mit dedizierten Versuchen für die Boxen zu verbringen, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Sorgfältig und systematisch variieren wird die bisher durchgeführten Modifikationen erneut. Als Ergebnis finden wir schlussendlich eine Konfiguration, die auch in der neuen Umgebung zuverlässig funktioniert. Dieses neue Design wird den Flug der Box in unterschiedlichen Einsatzbedingungen und Klimasituationen in Zukunft sicher verbessern.

Credit: DLR (CC-BY 3.0)
superARTIS hebt ab, um die nächste Box auszuliefern.

Als Ergebnis der zweiten Woche in der Dominikanischen Republik können wir jetzt mit einer ganzen Reihe erfolgreicher Missionen und vielen gewonnenen Erfahrungen nach Hause zurückkehren. Die Boxen funktionieren nun auch im neuen Einsatzgebiet zuverlässig, und die Planung und Ausführung der Missionen funktioniert nachweislich in Situationen, in denen Menschen von der Versorgung abgeschnitten sind. Jede Mission der vergangenen Tage hatte ihre eigenen Herausforderungen, sei es ein schwieriger Startort, eine schwierige Kommunikationssituation zwischen dem Abwurfgelände und der Einsatzmannschaft oder zusätzliche Koordination, die für die Sicherung der Start-, Flug- und Liefergebiete erforderlich war. Das Team ist von den langen Einsatztagen erschöpft, aber auch stolz und zufrieden. Wir haben alles, um die Ergebnisse dieser Mission mit unseren Forschungsprojekten zur Entwicklung von unbemannten Luftfahrzeugen für die humanitäre Hilfe zu verbinden.

Parallel zu uns kehrt auch unser Hubschrauber und Ausrüstung nach Hause zurück. Der Transport und die Verzollung selbst ist eine derart aufwändige Aufgabe, dass es eigentlich ein Projekt für sich darstellt. Vielen Dank an Wings for Aid und Rhenus Logistics für die Bewältigung dieser Herausforderung und für die gemeinsame Durchführung dieses großartigen Projekts!

Credit: DLR (CC-BY 3.0)
Hubschrauber superARTIS bereit für den Rücktransport.
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Über den Autor

Johann Dauer ist fasziniert von den Möglichkeiten, die neue Technologien der zivilen unbemannten Luftfahrt mit sich bringen. Seit 2008 forscht er am DLR-Institut für Flugsystemtechnik in Braunschweig an unbemannten Luftfahrzeugen (Unmanned Aircraft Systems, UAS) und deren Anwendungsbereichen. zur Autorenseite

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