Raumfahrt | 26. Juni 2018 | von Felix Fuchs

Von der Wüste auf den Mars 5: Eine typische Grabung

Beprobung bei Tag
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Felix Fuchs bei der Beprobung an einer der Grabungsorte in der Atacamawüste in Chile.

Im März war Felix Fuchs, Doktorand am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, mit einem Forscherteam in der Atacama-Wüste unterwegs. Dort führte er mikrobielle Versuche anhand von Bodenproben durch. Die Expedition in die Atacama-Wüste wurde von Wissenschaftlern der Leibniz Universität in Hannover geleitet. Mit den gesammelten Ergebnissen der Expedition können ökologische Zusammenhänge von Leben unter extremen Umwelteinflüssen analysiert und bewertet werden.##markend##

Ein Grabung oder auch "Bodenansprache" genannt benötigt eine gründliche vorausgehende Planung und Beurteilung von möglichen Grabungsorten. Dazu wurden im Vorfeld der Expedition interessante Gebiete mittels verschiedener geologischer Daten und Satellitenbilder ausgewählt. Orte, die aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheit besonders interessant sind und somit zur Klärung von wissenschaftlichen Fragen dienen, können so bereits vorsortiert und in die Routenplanung einbezogen werden. Zudem kamen noch Gebiete, die vorher schon beprobt wurden, um die bisher bekannten Daten zu erweitern und zu bestätigen. Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten ist der Standort der Beprobung ausschlaggebend für die nachfolgende Analyse und Diskussion der gewonnenen Daten. So ändert sich beispielsweise die Niederschlagshäufigkeit, Niederschlagsmenge oder die relative Luftfeuchte von Ort zu Ort. Auch die Temperatur und Witterungsbedingungen (enorme UV-Strahlung, große Temperaturdifferenzen) bieten abwechslungsreiche Bodenproben. Die Atacama-Wüste ist im Allgemeinen neben den antarktischen Trockentälern als trockenste Wüste bekannt.

Nach der Auswahl der Grabungsstelle werden die Koordinaten überprüft und anschließend genau vermerkt, damit später eine exakte Zuordnung der Proben möglich ist. Nun wird der ausgewählte Ort begutachtet und Besonderheiten werden notiert (naher Bewuchs, Besonderheiten in der Bodenoberfläche etc.) und dann wird beprobt. Manchmal kann es durchaus zu Überraschungen am Standort kommen. Plötzlich gibt es beispielsweise eine kleine Minenstraße, die es via Satellit kurz vorher noch nicht gegeben hat. Oder es kommt zu sintflutartigen Regenfällen wie 2016, wodurch einige Gebiete entlang der Küste nicht befahrbar waren.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Einige Beprobungen fanden bei Nacht statt.

Bevor nun ein Bodenprofil eröffnet wird, muss zuerst geklärt werden, ob die Oberfläche noch in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Auch die Windrichtung spielt eine große Rolle. Entlang der Oberfläche des Standortes werden an verschiedenen Stellen Proben genommen, welche in sterile Plastikgefäße überführt werden. Anschließend wird ein Profilschnitt entlang einer Seite der jeweiligen Bodenansprache eröffnet. Kurz: Es wird gegraben. Der Aushub wird auf der dem Profil-abgewandten Seite aufgehäuft, sodass das Profil keinen Schaden und Verunreinigungen durch die Grabung erhält. Nach Freilegung des Profils auf die Wunschtiefe wird nur noch mit sterilisiertem Arbeitsgerät gearbeitet. Vorsichtig wird die äußere Bodenschicht des Profils abgetragen. Anschließend wird mit einer Schaufel eine Probe aus einer festgelegten Beprobungstiefe in ein Sieb gegeben. Die feinkörnigen gesiebten Partikel werden abschließend in sterile Probenbehälter überführt, beschriftet und je nach Fragestellung gekühlt, eingefroren oder mit weiteren Substanzen vorbehandelt.

Wichtig ist die vollständige Dokumentation jedes Schrittes in ein Feldbuch. Zudem wird die nähere Umgebung sowie das Profil mit Maßstab fotografiert. Ganz wichtig: Nach der Probenentnahme wird das Profil mit dem Aushub wieder in die Natur eingeebnet.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Weiter Weg: Bis zur nächsten Tankstelle sind es 470 Kilometer!

 

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Über den Autor

Felix Fuchs arbeitet als Doktorand am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln in der Strahlenbiologie. In seiner Arbeitsgruppe, der Weltraummikrobiologie, erforscht er den Einfluss von simulierten Weltraumbedingungen auf Bakterien und Biofilme. zur Autorenseite

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