Raumfahrt | 17. August 2018 | von Elke Heinemann

ICARUS - Das Leben auf der Erde verstehen und schützen durch die Kommunikation mit Tieren

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Infografik: Das Experiment ICARUS auf einem Blick

Wenn Tiere sprechen könnten, dann könnten sie uns viel über das Leben auf der Erde erzählen. Ihre Wanderbewegungen helfen uns, besser zu verstehen, wie wir die menschliche Gesundheit und die wild lebenden Tiere auf der Erde schützen können. Aber die Wissenschaftler sind noch nicht in der Lage, kleinen Tieren auf ihrer langen Reise zu folgen. Milliarden Singvögel wandern jedes Jahr von Kontinent zu Kontinent. Dasselbe tun auch Fledermäuse und zahllose Insektenarten, aber wir wissen darüber kaum etwas. Dieses Wissen könnte uns Einblicke in das Verhalten der Tiere, die Ausbreitung von Epidemien wie der Vogelgrippe und Ebola, die Auswirkungen der Klimaveränderung und die Ernährungssicherheit in einigen Regionen ermöglichen. Es würde uns aufgrund der Erschließung der hochentwickelten Sinne der Tiere, die häufig schneller auf solche Gefahren reagieren als Menschen, auch helfen, Naturkatastrophen vorherzusagen.

Zur Beobachtung der globalen Wanderbewegungen kleiner Tiere über ein Satellitensystem nutzt die Initiative ICARUS (International Cooperation for Animal Research Using Space) miniaturisierte Sender, die an den Tieren angebracht werden, um Daten über deren Wanderungsmuster zu erfassen.##markend## Die mit Solarzellen betriebenen Geräte wiegen weniger als fünf Gramm und verfolgen die Tiere über das Global Positioning System (GPS), bevor die Informationen an die Antennen gesendet werden, die am 15. August 2018 auf der Internationalen Raumstation (ISS) installiert wurden. Das User Data Center von ICARUS am Boden empfängt die Daten über das Netzwerk der Bodenstation der ISS zur Verarbeitung und legt sie in einer wissenschaftlichen Datenbank (der sogenannten Movebank) ab. Die Wissenschaftler am Boden können die Geräte über einen Umkehrprozess auch rekonfigurieren.

Die ISS stellt vielfache Überflüge zur Verfügung, die große Teile der Erdoberfläche abdecken, was die Erfassung von mehr Daten gestattet, als es anderweitig möglich wäre. Das erlaubt den gleichzeitigen Empfang einer großen Zahl miniaturisierter Sender im Bereich der drei Empfangsantennen von ICARUS, die an der ISS angebracht sind. Die ISS umkreist die Erde pro Tag 16 Mal und liefert so kurze Wiederholungszyklen in höheren Breitengraden - auf denen der größte Teil der Landmasse des Planeten zu finden ist - und bietet den ICARUS-Geräten eine optimale Ablesehäufigkeit. Auf diese Weise stellt die ISS eine Plattform zur Verfügung, die es ermöglicht, dass Tiere effektiv mit Menschen kommunizieren.

Für Wissenschaft und Gesellschaft

ICARUS ist eine Kooperation der Max-Planck-Gesellschaft, des russischen Staatskonzerns für Weltraumaktivitäten "Roskosmos" und der DLR Raumfahrtagentur und dient fünf der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: Kein Hunger (2), Gesundheit und Wohlergehen (3), Leben unter Wasser (14), Leben auf dem Land (15) und Partnerschaft für die Ziele (17). Diese Ziele sind Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 als Aktionsplan für Menschen, Erde und Wohlstand von den Vereinigten Nationen beschlossen wurde.

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Über den Autor

Elke Heinemann arbeitet seit 2003 für die Kommunikations-Abteilung des DLR. Für das Web Portal realisiert sie Sonderseiten zu Missionen und Projekten des DLR wie beispielsweise über die Kometenmission Rosetta, die Internationale Raumstation ISS oder Mars Express. zur Autorenseite