Raumfahrt | 21. Dezember 2018 | von Clemens Plank

SOFIA und der "Weihnachtskomet" 46P/Wirtanen

Quelle: Jeffery A. Cox/USRA
Der Komet 46P/Wirtanen, gesehen durch die Augen von SOFIA

Auf unserem Nachthimmel ist zurzeit ein besonderer Gast zu sehen: der Komet 46P/Wirtanen. Passend zur Jahreszeit könnte man auch von einem "Weihnachtsstern" sprechen. Der berühmte Stern von Bethlehem ist 46P/Wirtanen aber sicherlich nicht gewesen - das war wohl eher sein bekannterer Bruder 1P/Halley. Noch wahrscheinlicher ist allerdings, dass es sich um eine besonders helle Planetenkonstellation aus Jupiter und Saturn im Jahre 7 vor Christus gehandelt hat. Ganz genau wird sich diese Frage wohl nie beantworten lassen.

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Die bekannte Weltraumsonde Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation ESA hätte ursprünglich auf 46P/Wirtanen landen sollen. Durch Verzögerungen des Raketenstarts konnte man den Kometen aber nicht mehr erreichen. Daher entschied man sich für eine Planänderung, und Rosetta mit ihrem DLR-Lander Philae landete auf einem anderen Kometen: 67P/Churyumov-Gerasimenko.

Quelle: Carlos A. Durán/MPIfR
Auf Bildschirmen verfolgen die Wissenschaftler und Ingenieure an Bord von SOFIA die Bilder, die mit Hilfe des Teleskops und des GREAT-Instruments erfasst werden.
Quelle: Jeffery A. Cox/USRA
Das Bild vom "Weihnachtskometen" wurde mit der optischen Kamera "FPI+" aufgenommen. Die Falschfarbendarstellung hilft den Ingenieuren bei der Bedienung des Teleskops.

Unser fliegendes Infrarotobservatorium SOFIA hingegen hat 46P/Wirtanen nicht verpasst und in den Nächten von 13. bis zum 19. Dezember 2018 auf fünf Beobachtungsflügen den Kometen jeweils rund zweieinhalb Stunden lang beobachtet. Mit dem deutschen Wissenschaftsinstrument GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz frequencies) wollen wir nun neue Erkenntnisse über die Eigenschaften dieses Kometen aus der "Jupiter-Gruppe" erlangen.

Je näher ein Komet aus den Tiefen des Sonnensystems an Sonne und Erde vorbeifliegt, desto besser können wir Erdenbewohner ihn beobachten. Einerseits natürlich wegen der Nähe zu unserem Planeten, die am 16. Dezember für Wirtanen nur den 30fachen Mondabstand betrug. Andererseits weil der kalte Kometenkern beim Vorbeiflug an der heißen Sonne mehr und mehr Gas, Dampf und Staub ausstößt. Dieser Schweif ist das "Markenzeichen" aller Kometen und sieht im sichtbaren Lichtspektrum faszinierend aus.

Quelle: FlightAware.com
Der oben abgebildete 540. Flug von SOFIA namens "NICOLE" war der 150 Flug des erfolgreichen deutschen Instruments GREAT.

Im Infrarotlicht, welches für den Menschen leider unsichtbar ist, geht es aber noch viel faszinierender weiter. SOFIA kann mit GREAT spannende Informationen sammeln, wie etwa die Molekülzusammensetzung, Kinematik,Temperatur oder Gasdichte des Schweifs. Diese Daten helfen uns, den Ursprung und die Geschichte des Wassers in unseren Ozeanen sowie im gesamten Sonnensystem besser zu verstehen. Im konkreten Fall wollten die Wissenschaftler das genaue Verhältnis von normalem Wasserstoff (H) zu schwerem Wasserstoff (D) messen. Für die Experten unter uns: Hydrodeuteriumoxid HDO im Verhältnis zum Wasserisotop H218O.

Durch den gigantischen Schweif erstrahlt der kleine Komet, dessen Durchmesser rund 1200 Meter beträgt, auch für das bloße Auge sichtbar am südöstlichen Nachthimmel in den Sternbildern Stier und Fuhrmann. Seine Leuchtkraft ist allerdings etwa 60 Prozent geringer als die des Polarsterns.

Nach dem 19. Dezember geht der Betrieb für SOFIA ohne Pause weiter. Über Weihnachten werden unsere Teleskopingenieure und Flugzeugtechniker das deutsche Wissenschaftsinstrument GREAT abbauen und die US-amerikanischen Instrument FORCAST sowie HAWC+ einbauen. Mit HAWC+ an Board wird SOFIA dann ab dem 3. Januar 2019 weitere spannende Objekte, wie zum Beispiel das typische Wintersternbild Orion am Sternenhimmel beobachten. Die Besonderheit des HAWC+ Instruments: Es kann Magnetfelder im Weltraum sichtbar machen.

Frohe Weihnachten wünscht das gesamte SOFIA-Team!

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
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Über den Autor

Clemens Plank studierte Maschineningenieurwesen mit Schwerpunkt Raumfahrttechnik und Nukleartechnik an der TU München. Seine Abschlussarbeit absolvierte er am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA wo er sich mit der Computersimulation von Wasserstoffverpuffungen beschäftigte. Seit 2016 arbeitet Plank in Bonn am DLR Raumfahrtmanagement in der Abteilung für Extraterrestrik und ist deutscher Projektingenieur für die fliegende Sternwarte SOFIA. zur Autorenseite

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