Raumfahrt | 14. September 2022 | von Tom Uhlig

1.000 Quadratmeter Mond in Köln – los geht’s, LUNA

Quelle: ESA/DLR
Blick in das Innere der LUNA-Halle (Visualisierung)

Nachdem ich zufällig diese zeitliche Koinzidenz entdeckt habe, komme ich nicht umhin, sie jetzt auch in diesem Blog zu erwähnen – auch wenn mir bewusst ist, dass die historischen Tragweiten freilich sehr unterschiedlich sind: Beinahe auf den Tag genau (12. September 1962) vor 60 Jahren hat Präsident Kennedy seine berühmte Rede an der Rice-Universität gehalten, die als eins der „Kickoff-Events“ des Apollo-Programms gesehen werden kann.

Und wir haben heute – 60 Jahre danach – am Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln das „Kickoff-Event“ unseres LUNA-Projekts gehabt! Vielleicht ein weniger großer Schritt für die Menschheit als das Apollo-Projekt damals, aber für uns doch ein großer: Mit der LUNA-Anlage werden wir in Köln auf dem Gelände des DLR eine weltweit einzigartige Simulationsmöglichkeit für viele Aspekte haben, die bei zukünftigen Mondlandungen eine Rolle spielen. Offen für alle, gemeinschaftlich konzipiert, finanziert und betrieben durch die ESA und das DLR zusammen.##markend##

Freilich ist unser Projekt schon sehr lange „in der Mache“: Bereits 2017 wurden die ersten Vorüberlegungen angestellt, seitdem wurde das Konzept der Halle immer wieder verfeinert, die verschiedenen wissenschaftlichen und technischen Bedürfnisse führten dazu, dass die Anlage immer größere Ausmaße annahm. Schließlich musste auch der Bauplatz noch einmal geändert werden: Schützenswerte Zauneidechsen wären „dem Mond“ sonst zum Opfer gefallen. Und 2021 stieg auch das Land Nordrhein-Westfalen mit einer 25-Millionen-Förderung in das Projekt ein.

Inzwischen liegt die Baugenehmigung vor, die Suche nach dem Bauunternehmen läuft und die Finanzierung steht – Zeit also, das Unterfangen in die Realisierungsphase überzuführen.

Quelle: DLR/Lea Adams

Zu dem Kickoff („Start des Projekts“) am EAC waren mit Frank de Winne (Astronaut und Leiter des Europäischen Astronautenzentrums), Giorgio Magistrati (Leiter des ESA Studien- und Technologie-Team), Anke Pagels-Kerp (Bereichsvorständin Raumfahrt im DLR), Melanie von der Wiesche und Rolf-Dieter Fischer (beide Standortleitung des DLR in Köln) hochrangige Gäste gekommen, die das Projekt auch als Lenkungskreis begleiten und strategisch ausrichten werden.

Auch Matthias Maurer nahm sich – trotz seiner vielen Termine als aktiver Astronaut – die Zeit zur Teilnahme: LUNA liegt ihm besonders am Herzen, vor seinem Raumflug agierte er als Projektleiter für LUNA auf ESA-Seite und – wie Frank de Winne in seinem Grußwort betonte – es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Matthias sich einst in LUNA für die erste Mondlandung eines Europäers vorbereiten wird.

Die NASA und andere Raumfahrtagenturen haben bereits starkes Interesse an der Einrichtung bekundet – daher wird es jetzt Zeit, dass es richtig los geht!

Quelle: Jürgen Schlutz/ESA

Am LUNA-Projekt werden sich sieben DLR-Institute und verschiedene ESA-Entities beteiligen, von denen sich die entsprechenden Ansprechpartner beim Kickoff nun auch persönlich kennenlernen konnten. Auch vom Projektträger Jülich, der uns seitens des Landes Nordrhein-Westfalen begleiten wird, waren Vertreter gekommen. Diese ganzen Gruppen und Belange zu koordinieren und zu integrieren, wird für meinen Projektleiterkollegen Jürgen Schlutz auf der ESA-Seite und mich seitens des DLR sowie unsere Vertreter Petra Mittler und Andrea Casini wohl Herausforderung und Abwechslung zugleich. Oder, um mit Kennedys Worten zu spielen: „Wir haben uns entschieden, den Mond nachzubauen, nicht weil es leicht ist, sondern weil wir die Herausforderungen annehmen“...

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Über den Autor

Als Kind wollte Tom Uhlig Astronaut werden. Beim DLR kam er dabei seinem Traum sehr nahe: Er arbeitete als Columbus-Flugdirektor an der Konsole und leitete sowohl das Col-CC-Trainingsteam als auch Gruppe für den Betrieb von geostationären Satelliten bis Dezember 2016. zur Autorenseite