Raumfahrt | 12. Januar 2023 | von Tom Uhlig

Außerirdisches Netzwerk – Alles neu macht der Januar auf der ISS

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Quelle: NASA
Columbus, Europas Beitrag zur ISS, ist ein Mehrzwecklabor für die multidisziplinäre Forschung unter Schwerelosigkeit und wurde am 11. Februar 2008 dauerhaft an die ISS montiert und in Betrieb genommen. Es ist 6,9 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern.

Bis vor kurzem waren wir bei mir daheim noch wie das „kleine gallische Dorf“, das sich dem Glasfasernetz und hohen Datenraten standhaft verwehrt hatte. Das änderte sich im Frühling vor zwei Jahren, als ein paar Herren bei uns im Garten standen und über Kabelverläufe und Grabungsrechte diskutierten. Und kaum vergehen nochmal eineinhalb Jahre, schon hat man den Bagger in der Blumenwiese stehen, es werden Leerrohre verbuddelt, Leitungen „durchgeschossen“ und das Haus angebohrt – und Schwupps … ist man in der Moderne angekommen!

Ähnliches passiert in diesen Tagen auch in unserem Columbus-Modul: Columbus wird im Februar dieses Jahres sein 15-jähriges Jubiläum im Orbit feiern. Davor war es schon einige Jahre „in der Mache“ und in der Raumfahrt wird grundsätzlich eher auf altbewährte und robuste Technologie zurückgegriffen.##markend##

Quelle: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Angi Schlerf verfolgt den LAN-Switch-Austausch, den sie monatelang mit dem Flight-Control-Team und den Experten von Airbus vorbereitet hat

Aber in diesen Tagen ändert sich das: Bereits am 6. Januar 2023 haben die beiden Astronauten Koichi Wakata und Frank Rubio hinter einem der Racks in Columbus einen unserer beiden LAN-Switches gegen ein neues und hochmodernes Modell getauscht und dabei auch zwei Patch-Panels installiert, um eine möglichst flexible Verschaltung der verschiedenen „Netzwerk-Teilnehmer“ in Columbus auf die Ports des neuen Switches zu erlauben.

In den folgenden Tagen war dann vor allem unser Flight-Control-Team gefragt: Der neue LAN-Switch musste aktiviert und konfiguriert werden. Unsere Experten konnten sich dabei davon überzeugen, dass das Gerät grundsätzlich funktionierte und seiner zentralen Aufgabe in unserem Data-Management-System (DMS) gewachsen war – und somit waren wir bereit für den heutigen Tag.

Unter den Augen zahlreicher Experten des Columbus Control Centers (Col-CC) und der Herstellerfirma Airbus steckte Frank Rubio die entsprechenden Verbindungen auf dem neu eingebauten Patch-Panel und schloss damit alles „intelligente“ Columbus-Equipment an den neuen LAN-Switch an.

Quelle: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Norbert Illmer wartet auf seinen Einsatz: Fragen des Astronauten gehen an ihn als EUROCOM – heute wie damals vor 15 Jahren bei der Erstinbetriebnahme des DMS-Systems…

Alles lief „sehr rund“, war aus dem Kontrollraum zu hören. „Nur die Patch-Kabel hätte ein paar Zentimeter länger sein können“, meint Angi Schlerf, die eine der Hauptverantwortlichen für das „DMS-Mod“ ist, wie das gesamte Vorhaben im Haus genannt wird und sich seit mehr als einem Jahr mit diesem Thema auseinandersetzt.

Mit in ihrem Team und heute für die Kommunikation mit den Astronauten zuständig: EUROCOM Norbert Illmer. Norbert hatte übrigens schon vor 15 Jahren die Erstinbetriebnahme des DMS in Columbus begleitet und die Besatzung damals über die zahlreichen Stolpersteine beim „Hochfahren“ des Weltraumlabors auf dem Laufenden gehalten. Er ist nach wie vor begeistert von seinem Job an der Konsole – und kommt selber nach eigenen Angaben auch nach 15 Jahren noch ohne „Update“ klar.In den kommenden Tagen steht nochmal ein genaues Prüfen an, bevor dann – nach einer hoffentlich erfolgreichen Testphase – kommende Woche auch der zweite LAN-Switch umgerüstet werden soll.

Quelle: DLR / Adriane Woito
An der STRATOS-Konsole wird die Telemetrie des neuen Switchs genau im Auge behalten

Dann wären wir netzwerktechnisch mit Columbus wieder „up-to-date“, schneller, sicherer und einfacher. Bereit für die kommenden Jahre im All – ob es wirklich nochmal 15 weitere werden, das steht freilich in den Sternen…

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Über den Autor

Als Kind wollte Tom Uhlig Astronaut werden. Beim DLR kam er dabei seinem Traum sehr nahe: Er arbeitete als Columbus-Flugdirektor an der Konsole und leitete sowohl das Col-CC-Trainingsteam als auch Gruppe für den Betrieb von geostationären Satelliten bis Dezember 2016. zur Autorenseite