Raumfahrt | 28. März 2023 | von Tom Uhlig

Science Debrief nach ISS-Mission: Astronaut Matthias Maurer bei uns in Oberpfaffenhofen

Ein festes Ritual nach einer erfolgreichen Mission: Matthias Maurer verewigt seine Mission im DLR%2dKontrollraum
Quelle: © DLR / German Zoeschinger
Ein festes Ritual nach einer erfolgreichen Mission: Matthias Maurer verewigt seine Mission in unserem Kontrollraum

Sind Sie vielseitig interessiert? Kennen Sie sich in verschiedensten Wissensgebieten aus und können Sie schnell komplexe Zusammenhänge verstehen? Sie können beim Pflanzenwachstum ebenso mitdiskutieren wie bei der Mikrostrukturierung von Oberflächen, dem Fourierraum oder der künstlichen Intelligenz? Dann wären Sie letzte Woche bei uns richtig gewesen!

Donnerstag und Freitag hatten wir einen Teil der zahlreichen europäischen Forscherinnen und Forscher am Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum zu Gast, die für die Experimente der Cosmic-Kiss-Mission von Matthias Maurer verantwortlich waren. Sie gaben erste Einblicke in die Ergebnisse ihrer Arbeiten, bei denen das Experiment auf der Raumstation selbst meist nur ein sehr kleiner Bruchteil war – wenn auch ein unverzichtbarer.##markend##

Quelle: © DLR / German Zoeschinger
Das Mission-Management-Team der ESA stellt sich zusammen mit Flugdirektorin Daria Margiotta den Fragen der Wissenschaftler

Experimente auf der ISS – in keinem Labor auf der Erde durchführbar

Von den Materialwissenschaften über die Grundlagenphysik, Physiologie, Biologie, Bakteriologie und Virologie bis zur Medizin, Strahlungs- und Plasmaphysik – Die eng getakteten Vorträge gaben einen Eindruck, wie vielfältig die Forschungslandschaft auf der ISS ist. Und ich habe nur einige der wissenschaftlichen Disziplinen genannt.

Sogar Kunst war ein Thema, wir haben sogar über Kinderbücher und Wildpflanzen gesprochen…

Quelle: © DLR / German Zoeschinger
DLR-Moderator Martin Fleischmann und Matthias Maurer in Diskussion mit den Experten aus der Wissenschaft

Auch Matthias Maurer war zugegen. Freilich interessierte den promovierten Materialwissenschaftler, was aus seinen Versuchen an Bord an Ergebnissen abgeleitet werden konnte. In den auf die Kurzpräsentationen folgenden Diskussionen meldete er sich mehrfach zu Wort und trug seine Sicht bei oder konnte wichtige Informationen zur Interpretation der Daten geben.

Gespannt und interessiert folgten die Anwesenden auch seiner Schilderung der Mission aus ganz persönlicher Sicht. Besonders faszinierend war seine Beschreibung vom „ersten Schritt“ eines Weltraumausstiegs – dem Moment, wo man die schützende Raumstation verlässt und plötzlich die Erde in 400 Kilometern Entfernung unter sich hat. Maurer beschrieb, wie der Puls hochgeht, man den Griff an der Ausstiegsluke etwas fester umfasst und es einige Augenblicke dauert, bis man sich das Loslassen zutraut – und wie Houston die „Aussteiger“ mit der chiffrierten Funknachricht „Take you time and check your systems“ zu beruhigen versucht – Klartext kann man nicht sprechen, weil die ganze Welt mithören kann…

Quelle: © DLR
„Thermo Moni“ hat mit dem auf der ISS durchgeführten Experiment „Thermo Mini“ nicht wirklich etwas zu tun, wie Dr. Opatz zu Beginn seines Vortrags klarstellt

Flugdirektorin Daria Margiotta stellte die Mission aus Betriebssicht dar, Volker Schmid, Pierre Devautour und Simon Challis aus Management-Sicht. Auch die zahlreichen Aktivitäten aus dem Feld der Öffentlichkeitsarbeit wurden präsentiert. Sogar mein Rechtschreibfehler in der Agenda – ich hatte statt „Thermo Mini“ „Thermo Moni“ geschrieben – fand Erwähnung auf einer Folie. Eine etwas zweifelhafte Ehre...

War die Veranstaltung erfolgreich?

Es war sehr aufschlussreich, mehr über die verschiedenen Experimente zu hören, mehr zu ihren Hintergründen und Ergebnissen zu erfahren. Die Forschenden der verschiedenen Disziplinen hatten Gelegenheit, miteinander und mit „uns Ops-Leuten“ zu reden. Es wurden Ideen und Gedanken ausgetauscht, und neue Kontakte geknüpft. Ich für mich habe jetzt zwei konkrete, neue Projekte im Auge. Wenn das für alle Anwesenden ähnlich der Fall ist, dann würde ich die Veranstaltung sogar SEHR erfolgreich nennen!

TrackbackURL

Über den Autor

Als Kind wollte Tom Uhlig Astronaut werden. Beim DLR kam er dabei seinem Traum sehr nahe: Er arbeitete als Columbus-Flugdirektor an der Konsole und leitete sowohl das Col-CC-Trainingsteam als auch Gruppe für den Betrieb von geostationären Satelliten bis Dezember 2016. zur Autorenseite