ISS-Commander „Faultier“
Quelle: ESA/NASA
Zweimal Faultier an Bord!
Ein paar Wochen in der Zeit zurückgespult: Ich sitze am Laptop und schaue mir den Start des dänischen ESA-Astronauten Andreas Mogensen zur Internationalen Raumstation ISS an. Und ich reibe mir verwundert die Augen: ein Faultier als „zero-g indicator“? Are you kidding? Freilich ist der zero-g indicator kein ernstzunehmendes Messgerät: Es ist eher ein Brauch, der bis auf Juri Gagarin zurückgeht, den ersten Menschen im Weltall. Auch er hatte eine kleine Puppe in seiner Kapsel. Sobald diese begann, herumzufliegen, wusste er, dass nun Schwerelosigkeit herrschte – Physiker bezeichnen die Erdbeschleunigung mit dem Buchstaben g, daher ist unter „0 g“ im Physikerslang eben Schwerelosigkeit zu verstehen: ein „Messgerät für Schwerelosigkeit“ also...##markend##
Aber ein Faultier?
Augen auf bei der Maskottchenwahl, denke ich – und mir fällt ein, dass wir am Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum des DLR einen Gecko als Maskottchen haben. Der dahinterliegende Gedankengang: Der Gecko kann wie schwerelos Wände hochklettern... aber böse Mitarbeiter haben ihre eigenen Gedanken: Der Gecko hängt faul in der Sonne herum und bewegt sich erst, wenn jemand richtig trampelt... Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Aber zurück zur Frage: Muss es denn ausgerechnet ein Faultier sein? Ich erinnere mich an einen unserer letzten Zoobesuche, als wir das Faultier im Nashornhaus, das interessanterweise den gleichen Namen wie meine Frau trägt, beobachtet haben: Lange nichts – der Arm hat gezuckt – lange nichts – lange nichts – leichte Kopfdrehung – lange nichts... ich breche hier mal ab.
In einer Internetmeldung finde ich dann den Hintergrund: Eine Wahl von Andreas‘ drei Kindern - ihr Lieblingstier, sie haben es mal alle zusammen in freier Wildbahn beobachtet. Aber auch: Andreas‘ familieninterner Spitzname – „das Faultier“, immer der Letzte, wenn die Familie aufbricht. Und zwar explizit ein Dreifinger-Faultier und kein Zweifinger-Faultier, weil letzteres „wäre offensichtlich zu schnell“...
Quelle: DLR/German Zöschinger
Angi an der Flugdirektorkonsole – die Commanderin am Boden und der Commander auf der ISS
Gestern, am 26. September 2023, hat Andreas Mogensen nun das wichtige Amt des ISS-Commanders übernommen. In einer kleinen Zeremonie überreichte ihm der bisherige Kommandant den symbolischen Schlüssel zur Raumstation. Ihm kommt nun die Rolle zu, der gesamten Crew der Raumstation vorzustehen. Diese Rolle ist insbesondere in Notfällen wichtig, denn da braucht es die eine Person, die schnell Entscheidungen trifft, die Ansagen macht… ein bisschen wie der Flugdirektor bei uns im Kontrollraum.
Aber ein Faultier als Chef?
Ich erinnere mich an Andreas aus dem Training, das er bei uns am Columbus-Kontrollzentrum (Col-CC) absolviert hat und an gemeinsame Schichten an der Konsole, wo er als EUROCOM bei uns im Team mitgearbeitet hat: Ein sehr angenehmer Mensch, nicht laut und tatsächlich nicht hektisch, sondern überlegt und fokussiert.
Wahrscheinlich kann man der Expedition 70 nur zu einem solchen Commander gratulieren!