Energie | 01. Februar 2010 | von Jan Oliver Löfken

Energie-Frage der Woche: Wie lange reichen unsere Erdölvorräte noch?

Die weltweite Wirtschaftskrise hatte auch eine gute Seite. So ging in den Jahren 2008 und 2009 der weltweite Erdölverbrauch geringfügig zurück. Doch schon in diesem Jahr wird er voraussichtlich wieder ansteigen und sich auf eine Menge von etwa 85 Millionen Barrel (Fass) pro Tag summieren. Bis 2030 - so die Prognose im aktuellen World Energy Outlook 2009 der Internationalen Energieagentur (IEA) - steigt der Bedarf um jährlich ein weiteres Prozent auf 105 Millionen Barrel pro Tag an. Wie lange kann diese wachsende Nachfrage überhaupt noch gedeckt werden?

Genaue Zeitangaben, ob das Erdöl noch 40, 60 oder 100 Jahre lang reicht, wird kaum ein seriöser Analyst geben. Zu unsicher sind Faktoren wie Ölpreis, neue Technologien oder gar neue Ölfunde. Rein rechnerisch ergeben sich jedoch mit den laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover (BGR) derzeit bekannten Welt-Erdölreserven von knapp 160 Milliarden Tonnen, kurz Gigatonnen, und einem jährlichen Verbrauch von vier Gigatonnen maximal 40 Jahre. Allerdings bezieht sich diese Zahl nur auf die bekannten, so genannten konventionellen Quellen, das heißt Vorkommen, in denen Erdöl direkt aus dem Boden gepumpt werden kann.

Regionale Verteilung des Gesamtpotenzials an konventionellem Erdöl 2008. Bild: BGR.

(Regionale Verteilung des Gesamtpotenzials an konventionellem Erdöl 2008. Bild: BGR.)

Unerschlossene Quellen: Ölsande und Ölschiefer

Bisher unerschlossene Ressourcen aus konventionellen Quellen summieren sich auf weitere 80 Gigatonnen. Dazu kommen die unkonventionellen Quellen wie Ölsande in Kanada, Ölschiefer in den USA und sogar in Niedersachsen oder Schwerstöl beispielsweise in Venezuela. Alle diese Vorkommen zusammen werden derzeit auf gut 300 Gigatonnen geschätzt, also etwa doppelt so viel wie die derzeit verfügbaren konventionellen Reserven. Allerdings ist die Gewinnung von Rohöl aus Sanden oder Schiefer ungleich aufwendiger und viel teurer als die heutige Erdölförderung. Daher steht die Ausschöpfung dieser Vorkommen wie in Kanada noch am Anfang. Mit steigendem Ölpreis jedoch wird das Interesse zunehmen.

"Peak-Oil" in Nicht-OPEC-Staaten schon 2010 erwartet

Für hochwertige Produkte der Chemischen Industrie wird noch lange genug Erdöl zur Verfügung stehen. Für die schlichte Verbrennung in Motoren sollte diese vielseitige Ressource aber in den kommenden Jahrzehnten zu schade und zu teuer werden. So wird das Maximum der Erdölförderung, "Peak Oil" genannt, weltweit innerhalb der nächsten 20 Jahre erwartet. "In den Nichtmitgliedstaaten der OPEC - zum Beispiel USA, Norwegen, Argentinien, Russland - wird die Förderspitze bei konventionellem Rohöl um das Jahr 2010 erreicht sein", heißt es im World Energy Outlook 2009. Die Belastung des Klimas mit dem Treibhausgas Kohlendioxid wird - global gesehen - durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen die kommenden Jahrzehnte nicht abnehmen. Aber zumindest in Europa, Japan und den USA könnte der vom Verkehr verursachte CO2-Anteil durch Autos mit geringerem Verbrauch und Elektromobilen sinken. Höchste Zeit also, sich über eine Mobilität Gedanken zu machen, die nicht wie heute zu einem Anteil von weit über 90 Prozent auf fossilen Brennstoffen basiert.

Die DLR-Energiefrage der Woche im Wissenschaftsjahr "Die Zukunft der Energie"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Wissenschaftsjahr 2010 unter das Motto "Die Zukunft der Energie" gestellt. Aus diesem Anlass beantwortet der Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken in diesem Jahr jede Woche eine Frage zum Thema Energie in diesem Blog. Haben Sie Fragen, wie unsere Energieversorgung in Zukunft aussehen könnte? Oder wollen Sie wissen, wie beispielsweise ein Wellenkraftwerk funktioniert und wie effizient damit Strom erzeugt werden kann? Dann schicken Sie uns Ihre Fragen per E-Mail. Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken recherchiert die Antworten und veröffentlicht sie jede Woche in diesem Blog.

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Über den Autor

Der Energiejournalist Jan Oliver Löfken schreibt unter anderem für Technologie Review, Wissenschaft aktuell, Tagesspiegel, Berliner Zeitung und das P.M. Magazin. Derzeit diskutiert er im DLR-Energieblog aktuelle Themen rund um die Energiewende. zur Autorenseite