Artikel zu "Question of the week"

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Raumfahrt | 29. April 2022 | von Tom Uhlig

Bammm, bammm, bammm...

Quelle: NASA
Herzliche Begrüßung der Crew-4 von den Mitgliedern der Crew-3.

Bei der letzten Fußballweltmeisterschaft habe ich per Handy meinem kroatischen Astronautentrainer-Kollegen alles Gute gewünscht, als plötzlich die kroatische Nationalmannschaft – zumindest für mich als Fußball-Nullchecker überraschend – im Endspiel gegen Frankreich gestanden ist. Seine Antwort war typisch Nicola: „Wir fegen die Franzosen vom Platz, das geht so: Bammm, bammm, bammm“...

Letztlich ist es dann etwas anders gekommen, aber sein „Bammm, Bammm, Bammm“ ist mir in Erinnerung geblieben und kommt mir jetzt wieder in den Sinn, wenn ich an die derzeitige europäische Präsenz auf der Internationalen Raumstation ISS denke: Ich glaube nicht, dass wir schon mal so dicht aufeinander „unsere Missionen“ hatten: Auf Thomas Pesquets Mission „Alpha“ folgte direkt Matthias Maurers „Cosmic Kiss“ – nur die Startverschiebungen hatten verhindert, dass die beiden die „Stabübergabe“ direkt im Orbit vollzogen. Und nun ist diesen Mittwoch Samantha Cristoforetti auf der Raumstation angekommen und kann mit ihrem Corps-Kollegen Matthias einige gemeinsame Tage auf der ISS verbringen, bevor es in Kürze für ihn heimwärts geht. weiterlesen

Raumfahrt | 27. April 2022 | von Thomas Berger

Projekt MARE: Mit der Orion zum Mond – und wieder zurück

NASA-Raumschiff ORION
Quelle: NASA
Mit dem Raumschiff Orion soll die unbemannte NASA-Mission Artemis-I innerhalb von 42 Tagen zum Mond und wieder zurück zur Erde fliegen

Im Sommer des Jahres 2022 ist es endlich soweit: Unser MARE-Experiment fliegt mit der NASA-Mission Artemis-I einmal um den Mond. Seit Jahren haben wir auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet und mussten damit zu leben lernen, dass es bei Weltraumprojekten immer wieder zu Verzögerungen kommt. Auch hatten wir sehr mit den Auswirkungen der Coronakrise zu kämpfen. Sie stellte uns bei der Fertigstellung des Experiments vor große und ganz neue Herausforderungen.

MARE ist das Matroshka AstroRad Radiation Experiment, mit dem wir mit den zwei "nicht-menschlichen Passagieren" Helga und Zohar die Strahlenbelastung auf dem Mondflug der Orion-Kapsel messen werden. Die beiden 95 Zentimeter großen, weiblichen Phantome sind in ihrem Inneren schichtweise (genauer: in 38 Schichten) mit Kunststoffelementen verschiedener Dichte ausgerüstet. Diese Elemente simulieren die Knochen und Organe des Körpers, zum Beispiel Lunge, Magen, Gebärmutter und Knochenmark. Zohar wird auf dem Orion-Mondflug mit der Schutzweste AstroRad, Helga ohne Schutz fliegen. So sammeln die baugleichen Modelle vergleichbare Datensätze, um die Wirksamkeit der Schutzweste bewerten und verbessern zu können. weiterlesen

Raumfahrt | 14. April 2022 | von Ulrich Köhler

Vor 50 Jahren: Apollo 16 und die „falschen“ Steine

Quelle: NASA
Jump! Ob dieses Foto Eddie van Halen 1983 zu seinem wohl bekanntesten Song animiert hatte? John Young salutierte jedenfalls am ungewöhnlichsten von allen zwölf ‚Moonwalkern‘ vor dem Star Spangled Banner; links die Mondfähre Orion.

„Habt ihr heute bei Eurer Exkursion irgendwelche Felsen gesehen, bei denen ihr sicher seid, dass es keine Brekzien sind?“ bohrte Tony England nach, der Capcom während der zurückliegenden Stunden, als die beiden Apollo-16-Astronauten ihre erste Mondexkursion absolvierten. Der ‚Capsule Communicator‘, jener Astronaut am Boden, der die Kommunikation mit den Apollo-Astronauten auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn führte, wurde von den Wissenschaftlern im ‚Backroom‘, einem Raum hinter dem Kontrollzentrum, intensiv bearbeitet, noch einmal nach den Gesteinen entlang der ersten Exkursionsroute nachzuhaken. Denn John Young und Charly Duke hatten nicht das gefunden, was sie nach Meinung der Geologen hätten finden müssen: Vulkangesteine. Entsprechend fiel Charly Dukes Antwort aus: „Negativ. Ich habe nichts gesehen von dem ich überzeugt wäre, dass es keine Brekzie ist.“ weiterlesen

Raumfahrt | 13. April 2022 | von Tom Uhlig

Hotel am Ende des Universums

Quelle: NASA TV
Blick von der ISS auf die sich annähernde Dragon-Kapsel Endeavour von SpaceX mit den vier Astronauten der Mission Axiom 1 an Bord (rechts oben). Links unten im Bild ist der Mond zu erkennen.

Zugegeben, die Überschrift zu diesem Blog habe ich wieder mal bei Douglas Adams geklaut – leicht abgewandelt allerdings: Da trägt der zweite Band seiner fünfteiligen Trilogie den Titel „Das Restaurant am Ende des Universums“. Weiterhin ist die Überschrift eigentlich denkbar ungeeignet für diesen Artikel, denn mit einem Hotel hat die Internationale Raumstation ISS eigentlich nur den Übernachtungsaspekt gemein. Obwohl: Im Augenblick vollzieht sich gerade ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel: Seit Samstag befindet sich erstmals für einige Tage eine rein privatwirtschaftlich finanzierte Gruppe von Astronauten an Bord der ISS. Für die Vier ist es freilich kein „Hotelaufenthalt“ mit Bedienung und Erholungsprogramm, sondern sie verfolgen ein ambitioniertes Forschungsprogramm mit über 25 Experimenten, vielen Fotoprojekten und einer Menge Öffentlichkeitsarbeit. weiterlesen

Raumfahrt | 08. April 2022 | von Tom Uhlig

Über Levitation, Alchemie und anderes...

Quelle: ESA/NASA
Geschafft - die neue Pumpe für den EML ist eingebaut.

Als ich das erste Mal von einem "Levitator" gehört habe, habe ich das gedanklich gleich neben Golem, dem Stein der Weisen und dem heiligen Gral eingeordnet, also irgendwo in dem Dunstkreis von Magie, Mystik und Verschwörungstheorien - vielleicht hatte ich damals gerade zu viel Umberto Eco gelesen.

Umso mehr hat es mich dann erstaunt, als ich dem Begriff Levitation dann wieder in meinem Physikstudium begegnet bin: Über einem Supraleiter kann man tatsächlich magnetische Gegenstände "fliegen" lassen - eine nicht ganz einfach zu erklärende Interaktion der magnetischen Eigenschaften des Supraleiters mit dem Magneten, ich müsste es auch erst mal wieder nachschlagen. weiterlesen

Raumfahrt | 23. März 2022 | von Tom Uhlig

Ein Außeneinsatz ist kein Spaziergang

Quelle: NASA/ESA/DLR
Jeder Außenbordeinsatz muss genauestens vorbereitet werden – von Seiten der Astronauten ebenso wie von den Mitarbeitern im Kontrollzentrum.

Unsere Astronautenkollegen werden nicht müde, zu betonen, dass ein Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation ISS eben kein „Spaziergang“ ist, wie man so üblicherweise leicht daher sagt. Jeder Extravehicular Activity (EVA) gehen akribische Vorbereitungen, spezifisches Training und Arbeiten von dutzenden von Experten voraus – so auch diesem Außeneinsatz heute von Matthias Maurer und Raja Chari. weiterlesen

Raumfahrt | 18. März 2022 | von Tom Uhlig

"Luftholen" für zukünftige Mondmissionen

Quelle: © DLR
End-to-End-Test für das Life Support Rack an der EPIC-Konsole im Columbus-Kontrollzentrum.

Halten Sie doch mal die Luft an! Und? Wie lange schaffen Sie es? Über eine Minute ist ja schon mal sehr gut - aber wesentlich länger ist eher schon ein Ding der Unmöglichkeit. Luft braucht der Mensch, genauer gesagt: Sauerstoff - und ja nicht zu viel Kohlendioxid!

Daher ist das Environmental Control and Life Support Subsystem (ECLSS - sprich "ikliss"...) in jedem Raumfahrzeug eine ganz zentrale Komponente: Ohne ECLSS kein Leben an Bord. Weil auch ein Ausfall dieses Subsystems in nur kurzer Zeit (wie lange konnten Sie die Luft nochmal anhalten?) katastrophale Folgen haben würde, gibt es  nicht nur ein Gerät zur Sauerstofferzeugung und CO2-Entfernung an Bord der Internationalen Raumstation ISS, sondern gleich mehrere. Und zwar derart, dass diese Geräte auch nach ganz unterschiedlichen Prinzipien arbeiten: Man möchte hiermit sicherstellen, dass es keinen systematischen Fehler geben kann, der dann in jedem der baugleichen Geräte zuschlägt und alle miteinander trotz Redundanz lahmlegt. Auch ganz ordinäre Druckluftflaschen sind darunter... weiterlesen

Raumfahrt | 18. März 2022 | von Tom Uhlig

Mal was ganz anderes...

Quelle: © DLR
Tom Uhlig mit Kinderreporterin Martha im Trainingskontrollraum des GSOC.

Dass ein Job beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt langweilig ist, das kann man wirklich nicht behaupten. Diese Woche durfte ich mich beispielsweise einmal als „Schauspieler“ betätigen: Wir hatten Besuch von der Kinderreporterin Martha und dem zugehörigen Filmteam, das für die Fernsehsendung „1, 2 oder 3“ einen Einspieler drehte. Das Storyboard sah vor, dass Moderator Elton (ich reibe mir verwundert die Augen – war „1, 2 oder 3“ nicht immer Michael Schanze? ;-) ) die 8-Jährige zur Recherche an das Raumfahrtkontrollzentrum „beamte“, wo sie „zufällig“ zunächst auf mich, dann in unserem Trainingskontrollraum auch auf Matthias Maurer traf, der gerade in der Raumstation beschäftigt war. weiterlesen

Raumfahrt | 17. März 2022 | von Bettruhestudien

Probandin berichtet aus der Bettruhe: Grüße von einer irdischen Weltraumreise

Quelle: © DLR
In der Kontrollgruppe der Bettruhestudie sitzen sechs Probandinnen und Probanden täglich zwei Mal drei Stunden aufrecht.

Eine der Probandinnen der zweiten Kampagne der SANS-Bettruhestudie ist im „wahren“ Leben Altenpflegerin und hat unter anderem aus diesem beruflichen Hintergrund an der Studie teilgenommen: Sie wollte die andere Seite kennenlernen, indem sie selbst bettlägerig und immobilisiert und auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Eine ganz besondere Erfahrung für sie, die sie bereits in den ersten Tagen der Bettruhe an eine Kollegin folgendermaßen schilderte: weiterlesen

Raumfahrt | 04. März 2022 | von Ulrich Köhler

Hertzsprung - Finale für irdische Hardware auf dem Mond

Quelle: NASA/GSFC/ASU
Wegen der gekoppelten Rotation des Mondes ist seine Rückseite von der Erde nicht zu sehen. Die Chang’e-5-T1-Oberstufe schlägt am 4. März 2022 im Hertzsprung-Becken auf die Mondoberfläche. Die Mission Chang’e 4 landete am 3. Januar 2019 im Krater von Kármán, dort ist der Rover Yutu-2 noch heute im Einsatz.

Heute, am 4. März 2022, wird um 13.25 Uhr MEZ eine etwa vier Tonnen schwere irdische Blechdose, eine zehn Meter lange Raketenoberstufe, mit 2,58 Kilometern pro Sekunde (9.300 km/h) auf der Mondrückseite am Nordrand des über 500 Kilometer großen Krater Hertzsprung einschlagen. Es wird das erste Mal sein, dass ein menschengemachtes Stück Technik unkontrolliert, unbeabsichtigt und zu den nachfolgend geschilderten Umständen mit einem anderen Himmelskörper des Sonnensystems kollidiert. weiterlesen