Raumfahrt | 19. Oktober 2016 | von Bernadette Jung

Wie Forscher die neuesten Erdbeobachtungsdaten nutzen - Teil 2

Quelle: DLR/NASA GSFC/Lee
Höhenmodell des Mangrovenwaldgebiets Sundarbans

Im zweiten Teil der Serie zum TerraSAR-X und TanDEM-X Science Meeting in Oberpfaffenhofen stellen wir weitere Anwendungsgebiete für Satellitendaten vor. Diesmal geht es zum Beispiel um die Bestimmung von Biomasse mit Hilfe der "Erdbeobachter aus dem All". Noch bis Donnerstag, 20. Oktober 2016 nutzen internationale Wissenschaftler den Kongress, um ihre Forschungsergebnisse zur satellitengestützten Erdbeobachtung zu zeigen und sich auszutauschen.

Hoch über dem Sumpf

Nass, warm und salzig - so mögen es Mangroven. Nur im Meerwasser oder Brackwasser von Flüssen fühlen sich die tropischen Bäume wohl. Gemeinsam mit anderen wasserliebenden Pflanzen und Sträuchern können sie sich zu ganzen Wäldern beziehungsweise Sümpfen ausbreiten. An den Küstenregionen bieten sie den Menschen Schutz vor Landverlust durch Küstenerosionen und puffern Sturmflutwellen und Tsunamis ab. Weltweit kommen Mangrovenwälder auf rund 150.000 Quadratkilometer Gesamtfläche. Das bedeutet auch enorme Mengen an Biomasse - Pflanzenteile, die als natürliche Kohlenstoffspeicher das Klima beeinflussen. Doch wieviel Biomasse steckt genau in diesen Wäldern? Und wie steht es um den Zustand dieser unwegsamen Gebiete? ##markend##Um diesen und anderen Fragen auf den sumpfigen Grund zu gehen, wählte Dr. Seung-Kuk Lee vom NASA Goddard Space Flight Center einen 514 Kilometer hohen Ausgangspunkt: Mit Hilfe von TanDEM-X überblickte der Wissenschaftler das weltweit größte Mangrovenwaldgebiet Sundarbans von Indien bis nach Bangladesch - und bestimmte die Höhe der Baumkronen mit einer Genauigkeit von 90 Prozent. Auf dem Science Meeting fasst Lee zusammen: "Der TanDEM-X-Datensatz bietet eine großartige Möglichkeit, die Höhe der Mangrovenwälder großflächig auf globaler Ebene zu vermessen und die Biomasse genauer zu bestimmen."

Radar und Laser in Höchstform

Und die Bestimmung der Biomasse geht weiter - auch Forscher in Schweden sind von den Ergebnissen mit TanDEM-X begeistert. Im hohen Norden Europas finden sich zwar keine Mangroven, dafür aber umso mehr Fichten, Kiefern und Birken. Über 50 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt. Das Volumen der schwedischen Forstgebiete ist in den letzten hundert Jahren um über 80 Prozent gewachsen. Ein guter Grund für Wissenschaftler der Chalmers University of Technology und der Swedish University of Agricultural Sciences, sich das diese Gebiete genauer anzusehen. Die Forschungsgrupppe testete, wie gut sich die TanDEM-X-Daten eignen, um den Klimafaktor Biomasse in Schweden auf regionaler und nationaler Ebene zu bestimmen. Dazu führten sie im nordschwedischen Testgebiet Krycklan Vergleichsmessungen durch. Zuerst per Flugzeug mit einem Laserscan (LIDAR) - eine sehr genaue Messmethode, deren Reichweiter aber stark von Umwelteinflüssen abhängt. Dann eine Auswertung der TanDEM-X-Daten. Das verblüffende Ergebnis: Das Radar ist in seiner Genauigkeit gleichwertig mit den besten Messergebnissen des LIDAR-Scans, mit einem mittleren quadratischen Fehler von 16 Prozent. Diese Maßzahl gibt an, wie stark eine Prognose im Durchschnitt von den tatsächlichen Beobachtungswerten abweicht - je geringer die Zahl, desto besser die Leistung. Für die schwedischen Umwelt- und Forstwissenschaftler bedeutet das, dass sie künftig ihre gesamte heimische Waldfläche mit höchster Genauigkeit vermessen können - mit dem umfassenden digitalen Höhenmodell von TanDEM-X und ihren bisher gewonnenen Daten als Referenz.

Biomasse-Karten im Vergleich

Quelle: DLR / Chalmers University of Technology - Ulander, Askje, Soja/ Swedish University of Agricultural Sciences - Fransson, Persson

 

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Über den Autor

Bernadette Jung ist seit 2010 Redakteurin in der DLR-Kommunikation und zuständig für die Standorte Oberpfaffenhofen, Augsburg und Weilheim. Ihr Steckenpferd - die Vielfalt. So war sie nach dem Studium als freie Redakteurin im TV- und Hörfunk tätig ebenso wie für Online-Plattformen und Zeitungen. Im DLR geht sie jeden Tag Themen aus über einem Dutzend Forschungsbereichen nach, von der Erdbeobachtung über Robotik bis hin zu Plasmaforschung. zur Autorenseite