Energie | 27. September 2010 | von Jan Oliver Löfken

Energie-Frage der Woche: Fahrrad statt Auto - Liegt hier die Zukunft der E-Mobilität?

Eine Millionen Elektroautos sollen nach Schätzungen der Bundesregierung im Jahr 2020 auf deutschen Straßen rollen, doch bisher sind nur wenige serienreife Elektromobile am Markt. Trotz zahlreicher Pilotprojekte mit Elektroautos werden große Erwartungen durch hohe Anschaffungskosten, kurze Reichweiten und mangelnde Infrastruktur von Stromtankstellen noch gedämpft. Der Absatz von Elektrofahrzeugen auf zwei Rädern - seien es Roller oder Fahrrad - verzeichnet dagegen immer neue Rekorde. Fährt das Elektrofahrrad dem Auto mit E-Antrieb den Rang ab?

Besonders in Großstädten mit starker Verkehrsbelastung ist der Boom der Elektroroller, E-Bike oder Pedelecs unübersehbar. Tausende elektrisch betriebener Zweiräder fahren bereits durch chinesische Metropolen. Hersteller in Deutschland gehen im Jahr 2010 von 200.000 verkauften, elektrisch betriebenen Fahrrädern aus. Tendenz stark steigend. Europaweit wird mit einem Absatz von etwa 600.000 Elektro-Rädern gerechnet.

Boom der Elektrofahrräder

Hersteller haben auf das wachsende Interesse schnell reagiert. Ihr Angebot geht längst über Elektrofahrräder, die allein älteren Personen das Strampeln erleichtern sollen, hinaus. Auf dem Markt sind zum einen die so genannten Pedelecs mit einem eingebauten bis zu 250 Watt starken Motor. Bis 25 Kilometer pro Stunde unterstützt der Motor den Radfahrer, danach schaltet er sich automatisch ab. Schneller sind die E-Bikes, die schon Tempo 45 erreichen dürfen, die allerdings neben einer Mofa-Versicherung auch einen leichten Helm verpflichtend machen. Einzelne Fabrikanten haben sich schon eine Straßenzulassung für noch schnellere E-Bikes mit mehr als 500 Watt Leistung gesichert. Mit wetterfesten Modellen soll in Zukunft auch die Furcht vor einem durchnässenden Regenschauer genommen werden.

Probefahren von E-Bikes auf der Eurobike 2010 in Friedrichshafen; Bild: Pressebild Eurobike.

Probefahren von E-Bikes auf der Eurobike 2010 in Friedrichshafen; Bild: Pressebild Eurobike.

Neben Touristik-Veranstaltern sind vor allem die Berufspendler in städtischen Räumen an Elektrofahrrädern interessiert.  Mit den Motoren, die sowohl in der Vorderrad-, Hinterradnabe oder direkt am Tretlager als Mittelmotor montiert sind, genügt ihnen die Reichweite von 30 bis zu 70 Kilometern. Die Batterie, meist basierend auf modernen Lithiumionen-Akkus, lässt sich leicht entnehmen und an einer Steckdose in etwa vier Stunden aufladen. Autoschlangen und mangelnde Parkplätze sind für Elektrofahrradfahrer wie für die unmotorisierten Radler kein Problem. Und die Preise in der Größenordnung von 2500 Euro sind zwar hoch, schrecken aber nicht so ab wie die mindestens prognostizierten 20.000 Euro für einen Elektro-Kleinwagen.

Mehr Fahrradstreifen in Großstädten

Um den Aufwärtstrend weiter zu stärken, umwirbt die E-Bike-Branche derzeit Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter ganze Flotten von Elektrofahrrädern anschaffen könnten. Parallel erkennen immer mehr Großstädte das Potenzial einer steigenden Fahrradmobilität und weisen auf Straßen eigene Fahrradspuren aus. Denn jedes Auto weniger mindert Abgase und Lärm, reduziert Staus und Flächenbedarf für Parkplätze in den Innenstädten und lässt so die Lebensqualität steigen.

Natürlich steht und fällt die Klimafreundlichkeit der Elektrofahrräder mit dem verfügbaren Strommix. Doch diese Einschränkung haben sie mit den Elektroautos gemein. Dagegen bewegen Elektrofahrräder keine unnütze Masse und weisen einen deutlich geringeren Stromverbrauch auf. Für eine größere Verbreitung von Elektrofahrrädern sind derzeit auch Nutzungsmodelle nach dem Vorbild des Carsharings in Vorbereitung. Ähnlich wie bei einem Mobilfunkvertrag könnte der E-Biker der Zukunft auch ein subventioniertes Fahrrad erhalten mit der Verpflichtung, seinen gesamten Strom bei einem bestimmten Anbieter abzunehmen. So wird die Elektromobilität tatsächlich Realität, doch ein wenig anders als ursprünglich erwartet.

Die DLR-Energiefrage der Woche im Wissenschaftsjahr "Die Zukunft der Energie"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Wissenschaftsjahr 2010 unter das Motto "Die Zukunft der Energie" gestellt. Aus diesem Anlass beantwortet der Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken in diesem Jahr jede Woche eine Frage zum Thema Energie in diesem Blog. Haben Sie Fragen, wie unsere Energieversorgung in Zukunft aussehen könnte? Oder wollen Sie wissen, wie beispielsweise ein Wellenkraftwerk funktioniert und wie effizient damit Strom erzeugt werden kann? Dann schicken Sie uns Ihre Fragen. Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken recherchiert die Antworten und veröffentlicht sie jede Woche in diesem Blog.

Bild oben: Pressebild Eurobike.

TrackbackURL

Über den Autor

Der Energiejournalist Jan Oliver Löfken schreibt unter anderem für Technologie Review, Wissenschaft aktuell, Tagesspiegel, Berliner Zeitung und das P.M. Magazin. Derzeit diskutiert er im DLR-Energieblog aktuelle Themen rund um die Energiewende. zur Autorenseite