Energie | 26. Juni 2013

Weniger Akzeptanz für die Energiewende: Kippt die Stimmung?

Wie ein stetiges Mantra wiederholen Politker, Energieversorger und Wissenschaftler beharrlich, wie wichtig die Akzeptanz der Bürger für den Erfolg der Energiewende ist. Und tatsächlich steht eine breite Mehrheit weiterhin hinter dem Atomausstieg und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Doch wer genauer hinschaut, erkennt erste Anzeichen des Bröckelns an dieser unerschütterlich geglaubten Zustimmung.

Ein Blick in Umfragen und Statistiken – die übrigens immer zahlreicher werden – zeigt, dass der Höhepunkt für die Energiewende-Akzeptanz offenbar überschritten ist. Beeindruckend ist eine Zahl einer TNS Infratest Umfrage im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (November 2012), nach der für 93 Prozent der Bundesbürger der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien wichtig bis außerordentlich wichtig war. Leicht veränderte Fragestellungen ebenfalls bei einer TNS-Infratest Umfrage im Auftrag der Industriegewerkschaft BCE (Juli 2012) lieferten andere Zahlen. 66 Prozent der Bevölkerung bewerteten die Entscheidung zur Energiewende als gut bis sehr gut. Und nur noch ein Viertel waren mit den Energiewende-Aktivitäten der Bundesregierung zufrieden. Nur Unternehmer befragt sackte dieser Zufriedensheitsanteil sogar auf magere 13 Prozent ab.

Um für die Stimmung der deutschen Wirtschaft möglichst unabhängig von den Fragestellungen der Auftraggeber zu werden, führte die Deutsche Energie-Agentur (dena) vergangenes Jahr der Deutschen Energiewende-Index (DEX) ein. Dieser zeigt ähnlich wie ein Konjunktur-Barometer die Stimmung, mit der Unternehmen, Politik und Meinungsführer die Entwicklung der Energiewende beurteilen. 2012 rangierten die Ergebnisse durchweg im leicht bis stark positivem Bereich. Doch für die ersten drei Monate dieses Jahres sank die Stimmung rapide. Eine Mehrheit der von Energiewende betroffenen Investoren, Verbrauchern, Netzbetreibern und Unternehmen sehen das Projekt erstmals eher negativ. Der Wert (95,8) ist der bislang schlechteste auf der von 0 (sehr negativ) bis 200 (sehr positiv) reichenden Skala.

Dieser Stimmungseinbruch ist bislang nicht auf die gesamte Bevölkerung übertragbar, da verlässliche statistische Daten fehlen. Doch zeigen sie einen Trend, der sich mit Verzögerung und unveränderter Politik auch auf die Bürger übertragen könnte. Aber trotz höherer Strompreise behaupten die Befürworter der Energiewende ihre dominierende Stellung. Aber es sind Ideen gefragt, die Akzeptanz zu sichern und wieder zu steigern. Erste Ansätze gibt es viele: Mehr Mitsprache bei Bauprojekten, Bürgerbeteiligung, langfristige Planungssicherheit für Projekte, Transparenz von Zweck, Kosten und Profiten oder eine Zweckbindung von Gebühren und EEG-Abgaben. Was in welchem Maße sinnvoll und durchsetzbar ist, steht noch längst nicht fest und kann gerne – ergänzt vielleicht mit neuen Ideen – hier diskutiert werden.

Quellen:

DEX-Index der Deutschen Energie-Agentur

Deutscher Energie-Kompass (Juni 2012)

Akzeptanz-Umfrage Agentur für Erneuerbare Energien

Bild: CC-BY-SA Usien

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