Energie | 31. Oktober 2014 | von Jan Oliver Löfken

Mehr Sonnenwärme für deutsche Heizungen

Beispiel für solares Heizen in Deutschland: Energiebunker in Wilhelmsburg

Wind- und Solarparks sowie Biogasanlagen und Holzheizkraftwerke deckten im ersten Halbjahr 2014 über 30 Prozent der bundesdeutschen Stromerzeugung. Trotz Querelen um verzögerten Netzausbau, Ausbaukorridore und sinkende Förderbeträge schreitet die Energiewende im Strommarkt weiter voran. In dem wichtigen Bereich Wärme lässt sich diese Dynamik leider nicht beobachten. Prozesswärme für die Industrie und Raumwärme für Häuser wird noch viel zu wenig aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt.##markend##

Quelle: HAMBURG ENERGIE
Beispiel für solares Heizen in Deutschland: Energiebunker in Wilhelmsburg

"90 Prozent der Haushalte heizen immer noch fossil, meist mit Erdöl oder Erdgas. Da müssen wir ran", sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Zwar sind Erdwärme-Sonden und Holzpellet-Heizungen besonders bei Neubauten beliebt. Doch allein werden sie so bald nicht den CO2-Ausstoß im Wärmebereich signifikant senken können. Heizwärme aus Sonnenenergie könnte einen Teil der Lösung bringen. Solare Fernwärme hat zusätzlich das Potenzial, bis 2050 über ein Fünftel der in Deutschland benötigten Wärmeleistung zu erbringen (ISE Studie s.u.). Allerdings wird diese Technologie bisher fast ausschließlich in Fachzirkeln diskutiert. Nur wenige Pilotprojekte – etwa in Hamburg oder Freiburg – wurden in Deutschland bislang umgesetzt.

Unser Nachbarland Dänemark macht dagegen vor, wie solarthermische Anlagen effizient und zu vertretbaren Kosten in die Versorgung mit Heizwärme integriert werden können. Bis 2035 möchte das Land sowohl die Strom- als auch die Wärmeversorgung komplett auf erneuerbare Quellen umgestellt haben. Dutzende solarthermische Anlagen sind über das ganze Land verteilt und speisen die aus Sonnenlicht gewonnene Wärme, oft in Wärmespeichern zwischengelagert, in die weit verbreiteten Nah- und Fernwärmenetze ein. 2014 werden Sonnenkollektoren mit einer kumulierten Wärmeleistung von über 400 Megawatt zwar nur ein Prozent der gesamten Fernwärme liefern. Doch mit dem derzeit dynamischen Ausbau dieser Heiztechnologie sollen schon 2030 bis zu 15 Prozent der Heizwärme auf Sonnenlicht basieren.

Der Preis für eine Megawattstunde Solarwärme rangiert durchschnittlich bei 45 Euro. Wegen relativ hoher Steuern auf Erdgas ist solare Fernwärme in Dänemark wettbewerbsfähig. Die Kosten für sauberes, solares Heizen hat auch Evelyn Sperber vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik, Abteilung Systemanalyse und Technikbewertung in Stuttgart im Blick. Ihr ist bewusst, dass derzeit hoch effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, meist befeuert mit Erdgas, immer weniger wirtschaftlich laufen. Der Grund: stark gefallene Strompreise. "Für KWK-Anlagen ist es oft einfach nicht wirtschaftlich, zusätzlich Strom zu erzeugen", sagt Sperber. Daher schlägt sie vor, diese Anlagen in Zukunft mit Sonnenkollektoren zu koppeln, um weiterhin genügend Heizwärme zu vertretbaren Kosten liefern zu können.

Welche Rolle solares Heizen in Deutschland in den nächsten Jahren spielen wird, lässt sich heute noch nicht absehen. Zudem macht es wenig Sinn, schlecht gedämmte Häuser einfach mit Sonnenwärme zu heizen. Eine Senkung des Wärmebedarfs und ein effizienter Umgang mit Prozesswärme sollten vor einer Nutzung von Solarwärme kommen. In den Haushalten selbst könnte Sonnenwärme rasch zum Einsatz kommen, da ein knappes Drittel der Haushalte an Fernwärmenetzen hängt, wo die Wärme aus erneuerbarer Energie die bisher genutzten fossilen Energieträger sinnvoll ergänzen kann. Neben dem weiteren Zuwachs an Wärmepumpen, Erdwärme- und Biomasseheizungen könnte das Licht der Sonne die Umstellung des Wärmemarkts auf erneuerbare Quellen signifikant erleichtern.

Quellen:

Energiesystem Deutschland 2050, Fraunhofer Institut ISE, Freiburg

Solare Wärme in Dänemark

Hintergrund Solares Heizen, Solar district heating

 

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Über den Autor

Der Energiejournalist Jan Oliver Löfken schreibt unter anderem für Technologie Review, Wissenschaft aktuell, Tagesspiegel, Berliner Zeitung und das P.M. Magazin. Derzeit diskutiert er im DLR-Energieblog aktuelle Themen rund um die Energiewende. zur Autorenseite