Raumfahrt | 24. Juni 2015 | von Manuela Braun

Ein Stahlseil, eine Festplatte und die Konsequenzen

Payload laden
Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Payload laden - Auf einem Wagen wird der Raketenteil mit den vier Experimenten zur Startrampe transportiert

Pläne sind Pläne… und dann kommt die Realität hinzu. Im Idealfall hätte die Höhenforschungsrakete Mapheus5 schon am Montag starten sollen - doch ein angeschlagenes Stahlseil an der schwedischen Startrampe und eine unwillige Festplatte machten dem Mapheus-Team des DLR und der vorläufigen Zeitplanung einen Strich durch die Rechnung.##markend##

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Teamfoto vor der Nutzlast der Mapheus5-Rakete

Zunächst hatte alles noch so gut ausgesehen: Die Oberstufe der Rakete, einer von zwei Motoren, war bereits durch den Tunnel zur Startrampe transportiert und im Startturm aufgerichtet worden. Eigentlich hätte jetzt nur noch ein Knopfdruck dafür sorgen müssen, dass der 1,2 Tonnen schwere Körper mit dem Seilzug in die Höhe gezogen wird. Doch dann wurde dabei das entscheidende Zugseil in Mitleidenschaft gezogen. Und Sicherheit geht nun mal vor. An einem suboptimalen Stahlseil zieht niemand eine mit 900 Kilogramm Zündstoff befüllte Raketenstufe nach oben. Klappe wieder auf, Oberstufe raus und alles im Rückwärtslauf. Das schwedische Team des Raketenstartplatzes Esrange organisierte am Wochenende - ausgerechnet am Mittsommerwochenende, an dem in Schweden jeder feiert und eigentlich niemand arbeitet - ein neues Seil und installierte dieses am Montag im "Skylark Tower", dem 30 Meter hohen Startturm.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Vor Ort arbeiten die Teams der Mobilen Raketenbasis des DLR und der Swedish Space Corporation SCC zusammen

Wissenschaftler und Ingenieure hatten zuvor schon in mehreren Flugsimulationstests die verschiedenen Raketen-Systeme darauf geprüft, ob während des Flugs beispielsweise die Kommunikation vom Boden aus reibungslos funktionieren würde. Mit dem Resultat, dass eine Festplatte im Experiment MEGraMA 2.0 ihren Dienst verweigerte und ausgetauscht werden musste.  Auch diese Macke wurde also ausgebügelt und alles für den realen Flug mit sechs Minuten Schwerelosigkeit vorbereitet.

Die eintägigen Reparaturarbeiten der schwedischen Kollegen am Startturm waren daher keine unwillkommene Zwangspause für das Team der MORABA und der Wissenschaftler vom DLR, das die letzten Tage durchgearbeitet hatte.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Zuerst werden die Raketenmotoren in den Startturm verladen, dann folgt die Spitze der Rakete mit den Experimenten

Am Dienstag hieß es dann: Alles von vorn! Oberstufe und Unterstufe der Rakete wurden in den Startturm transportiert, aufgerichtet und miteinander verbunden. Mit derselben Prozedur ging es mit dem oberen Teil der Rakete mit Experimenten, Servicemodul, Steuerungs- und Bergungssystem und Spitze  weiter. Eine kniffelige Arbeit, bei der die MORABA-Crew in den Verstrebungen des Starturms kletterte, die mit Zündstoff gefüllten Raketenmotoren miteinander verband, Schrauben anzog und Verbindungsringe anlegte. Teamarbeit, bei der es eines definitiv nicht geben darf: Höhenangst. Dann folgte der nächste Schritt - alle Verbindungsschläuche, die die Rakete bis kurz vor dem Start mit Energie, Vakuum, Kühlung und Kommunikationsleitungen versorgen, wurden installiert. Schließlich spät am Abend ein erster Test: Nachdem alle Raketenteile auf Wagen gelegt, durch einen Tunnel gezogen und in eine Rampe eingebaut wurden, muss dennoch alles so funktionieren, als ob dies alles nicht geschehen sei.

Quelle: DLR (CC-BY 3.0)
Keine Chance für Höhenangst: In den Verstrebungen des 30 Meter hohen Skylark Towers klettert die MORABA-Crew

Jetzt fehlt noch die Generalprobe. Im Test-Countdown sitzen heute Ingenieure und Wissenschaftler an ihren Konsolen, lassen jede Prozedur wie beim Start ablaufen - um dann letztendlich doch noch nicht auf den Startknopf zu drücken. Denn das ist erst für den richtigen, den "heißen Countdown" vorgesehen.

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Über den Autor

Manuela Braun macht seit 2010 Öffentlichkeitsarbeit für das DLR – und hat sich auf die Raumfahrtthemen spezialisiert. Als ausgebildete Journalistin in Print und Online ist sie am liebsten dort vor Ort, wo Raumfahrt zum Greifen nah ist. zur Autorenseite