Auch in Flugtriebwerken werden zunehmend Leichtbauwerkstoffe eingesetzt. Die Temperatur ist dabei eine besondere Herausforderung. Denn nicht nur in der Brennkammer entstehen hohe Temperaturen, auch im Bereich des Verdichters wird es mit bis zu 250 Grad Celsius sehr warm. Rotierende und hoch belastete Strukturen, wie Fan-Schaufeln, müssen den Anforderungen des Leichtbaus entsprechen und gleichzeitig hohen thermischen und mechanischen Belastungen standhalten. Die Abteilung greift hier auf langjährige Erfahrungen zurück. Bereits 1979 wurden am Institut Schaufeln aus faserverstärktem Aluminium für das J79 Triebwerk in einer speziellen, fasergerechten Bauweise als Schlaufenschaufel entwickelt.
Im Zusammenspiel mit dem Institut für Antriebstechnik und weiteren Partnern bildet das Institut bei der Entwicklung von Triebwerksstrukturen die relevanten Prozessketten nahezu vollständig ab. Die Forschungsarbeiten haben dabei die Auslegungsfähigkeit des Bauteils zum Ziel. Für die Entwicklung von Verdichterblattstrukturen werden gekoppelte numerische Werkezeuge entwickelt, die einen aerodynamischen Vorentwurf innerhalb kürzester Zeit optimieren lassen. Dazu wurde in die DLR-Software Trace der Modul für eine geschlossene interne Strukturberechnung und Optimierung implementiert. Somit ist es möglich in kurzer Zeit aus einer Vielzahl von Parametern mit jeweils eigenem Optimum eine aerodynamische, statische und dynamische Strukturauslegung durchzuführen, bei der alle Optima berücksichtigt werden. Auch Fügeflächen lassen sich mit mathematischen Beschreibungen untersuchen und fließen genauso wie experimentell gewonnene Erkenntnisse in das Produkt mit ein. Zur Protoypenherstellung nutzen die Mitarbeiter die am Institut entwickelte Vakuumkonsolidierungstechnik oder Heißpresstechnik bei thermoplastischen Halbzeugen. Mit Hilfe der Heißpresstechnik erproben die Mitarbeiter eine mögliche Serienfertigung mit akzeptablen Konsolidierungszeiten. Auch im Triebwerksbereich arbeitet die Abteilung mit reinen Faserverbundbauweisen und mit Kombinationen aus Metallen und Faserverbundwerkstoffen.
Ein Beispiel für eine komplett abgebildete Prozesskette ist die Entwicklung eines strukturellen OGV (Outer Guide Vane) in Zusammenarbeit mit Volvo Aeroengines und mit Rolls Royce Deutschland. Bei einem OGV handelt es sich um eine lasttragende Struktur, bei der das Kerntriebwerk über die Leitschaufeln mit dem Triebwerksgehäuse verbunden ist und über die Tragstruktur am Flugzeug montiert wird. Das Institut nutzte für die Entwicklung eine Kombination aus kurz- und endlosfaserverstärkten Werkstoffen und eine auf Serienfertigung abgestimmte Presstechnologie. Auch statische und dynamische Untersuchungen unterschiedlicher Lastfälle, z.B. auf einem Shaker, sind am Institut möglich.