21. Oktober 2016

Hand für Hand: Manfred-Fuchs-Preis der GvF geht an Peter Meusel

Der Mit-Gründer vom Start-Up Wessling Roboticseine Ausgründung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen, und DLR-Mitarbeiter Peter Meusel hat den Manfred-Fuchs-Preis der Gesellschaft von Freunden des DLR (GvF) erhalten. Ausgezeichnet wurde Peter Meusel für die langjährige Weiterentwicklung und erfolgreiche Vermarktung der Roboterhand DLR-HIT-Hand II. Die DLR-HIT-Hand II basiert auf Entwicklungen von robotischen Greifern, die im DLR seit Anfang der 90er entwickelt werden. Die DLR-HIT-Hand ist der weltweit am weitesten entwickelte robotische Greifer, den es zurzeit gibt und gilt als Spitzenprodukt unter Roboterhänden.

Erste Anfänge mit drei Fingern

Bereits seit dem ersten Entwurf für einen neuartigen robotischen Greifer von Prof. Dr. Hirzinger, ehemaliger Institutsleiter Robotik und Mechatronik, arbeitet Peter Meusel mit an der Umsetzung. 1992 entstand nach dem ROTEX-Greifer ein System mit drei Fingern, die jedoch nur passiv bewegt werden konnten. Zwei Jahre später bewegten sich dann die Fingerhülsen, dank eines eingebauten Spindelantriebs, von alleine. Ein vierter Finger kam 1997 bei der Entwicklung der DLR-Hand I dazu. Diese wurden zudem mit einem Basisgelenk ausgestattet, womit die Finger nun insgesamt drei Freiheitsgrade hatten: Schon damals eine revolutionäre Weiterentwicklung.

In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Harbin Institut of Technology (HIT) wurde die DLR-Hand zur DLR-HIT-Hand mit vier Fingern weiterentwickelt. Neben technischen und optischen Verbesserungen wurden zudem auch vermehrt reguläre Kaufteile verwendet, um die Hand günstiger herstellen zu können. Obwohl bereits die erste DLR-HIT-Hand einen Designpreis erhielt, gingen Peter Meusel und Team für die zweite Version des Greifers noch einen Schritt weiter. "Um die Hand noch kompakter zu machen, begannen wir mit dem Re-Design der Hand und entwarfen eine deutlich kleinere und menschenähnlichere Version.", erzählt Peter Meusel. "Obwohl man für die meisten Greiffunktionen nur vier Finger benötigt, entschlossen wir uns einen fünften Finger an die Hand anzubringen. Die DLR-HIT-Hand II war geboren."

Erfolgreiche Ausgründung

Damit die Hand auch wirtschaftlich erfolgreich vermarktet werden konnte, wurden die einzelnen Komponenten am DLR-Institut für Robotik und Mechatronik überarbeitet. Die Anzahl der Teile wurde verringert, die Montage vereinfacht und die zu stark beanspruchten Teile verbessert. Nach langer Vorbereitung und Planung gründet Peter Meusel zusammen mit Prof. Dr. Hong Liu und Dr. Zhaopeng Chen 2013 begleitet vom DLR-Technologiemarketing das Unternehmen "Wessling Robotics GmbH", das die DLR-HIT-Hand II in Lizenz genommen hat.

Die von Wessling Robotics vermarktete Hand ist die am weitesten fortgeschrittene Handentwicklung, die zurzeit auf dem internationalen Markt erhältlich ist. Insgesamt verkaufte das Start-Up schon zehn Hände und mehrere Fingerteile an Kunden weltweit. Vor allem Forschungsinstitute schätzen das Produkt als hochwertiges und vielseitiges Arbeitsgerät. Die Hand gibt den Nutzern die Möglichkeit, neue Forschungstechnologien zu verwirklichen und wird deshalb gerne als "Spitzenprodukt" im Bereich der Roboterhände bezeichnet. Für 2017 hat sich das Team einiges vorgenommen. Die Entwicklung eines schwenkbaren Daumens ist fast abgeschlossen und auch die Realisierung zu einem noch kleineren Model schreitet voran. Auch gibt es bereits einige weitere Anfragen potenzieller Kunden. Einer Weiterentwicklung des Unternehmens und seines auf DLR-Technologien basierenden Produkt-Portfolios steht also nichts im Weg – ganz im Gegenteil, der renommierte, mit 5.000 Euro dotierte Manfred-Fuchs-Preis sollte weiteren Auftrieb geben.

Kontakt

Elisabeth Schreier

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Standort Kommunikation Oberpfaffenhofen
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Peter Meusel

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) / Wessling Robots GmbH
Institut für Robotik und Mechatronik