9. März 2023
Mondmission Artemis I

Die ers­ten „Mond-Astro­nau­tin­nen“ keh­ren zu­rück nach Köln

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„Erste Mondastronautinnen“ Helga und Zohar zurück in Köln
Die „ers­ten Mon­da­stro­nau­tin­nen“ Hel­ga und Zo­har zu­rück in Köln
Bild 1/8, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Die „ersten Mondastronautinnen“ Helga und Zohar zurück in Köln

Die ers­ten Mon­da­stro­nau­tin­nen-Phan­to­me Hel­ga und Zo­har wur­den nach ih­rer Rück­kehr am Stand­ort Köln den Me­di­en im In­sti­tut für Luft- und Raum­fahrt­me­di­zin prä­sen­tiert.
Dr. Thomas Berger präsentierte als Leiter des Experiments MARE die beiden Phantome Helga und Zohar
Dr. Tho­mas Ber­ger prä­sen­tie­te die zu­rück­ge­kehr­ten Phan­to­me Hel­ga und Zo­har am Köl­ner „:en­vi­hab“
Bild 2/8, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Dr. Thomas Berger präsentiete die zurückgekehrten Phantome Helga und Zohar am Kölner „:envihab“

Am DLR-In­sti­tut für Luft- und Raum­fahrt­me­di­zin in Köln be­ginnt nun die Aus­wer­tung der über 12.000 pas­si­ven Strah­lungs­de­tek­to­ren aus klei­nen Kris­tal­len, die je­weils über die bei­den Mess­kör­per ver­teilt plat­ziert sind. Mit dem Aus­le­sen der Kris­tal­le ent­steht ein drei­di­men­sio­na­les Ab­bild des mensch­li­chen Kör­pers, das zeigt, wie hoch die Strah­len­be­las­tung auf Kno­chen und Or­ga­ne an un­ter­schied­li­chen Stel­len wäh­rend ei­nes Mond­flugs ins­ge­samt ist.
Präsentation der Strahlungsmesspuppen Helga und Zohar im Kölner :envihab
Prä­sen­ta­ti­on der Strah­lungs­mess­pup­pen Hel­ga und Zo­har im Köl­ner :en­vi­hab
Bild 3/8, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Präsentation der Strahlungsmesspuppen Helga und Zohar im Kölner :envihab

(von links) Dr. Tho­mas Ber­ger, Lei­ter Ex­pe­ri­ment MA­RE, Dr. An­ke Pa­gels-Kerp, DLR-Be­reichs­vor­stän­din Raum­fahrt und Prof. Jens Jor­dan, Lei­ter des DLR-In­sti­tuts für Luft- und Raum­fahrt­me­di­zin bei der Pres­se­kon­fe­renz zur Missi­on MA­RE im Köl­ner :en­vi­hab.
Helga und Zohar in der Orion-Kapsel
Hel­ga und Zo­har in der Ori­on-Kap­sel
Bild 4/8, Credit: NASA/Frank Michaux

Helga und Zohar in der Orion-Kapsel

Die Astro­nau­tin­nen-Phan­to­me Hel­ga und Zo­har wa­ren als Be­sat­zung des ers­ten Mond­flugs des Ar­te­mis-Pro­gramms an Bord.
SLS-Rakete der NASA
SLS-Ra­ke­te der NA­SA
Bild 5/8, Credit: ©NASA

SLS-Rakete der NASA

Die neue SLS-Ra­ke­te an der Star­tram­pe 39B des Ken­ne­dy-Space-Cen­ter.
NASA-Mission Artemis 1
NA­SA-Missi­on Ar­te­mis 1
Bild 6/8, Credit: NASA

NASA-Mission Artemis 1

Mit dem Rei­se­ziel Mond wird die NA­SA-Missi­on Ar­te­mis 1 der ers­te un­be­mann­te Raum­flug des NA­SA-Raum­schiffs Ori­on sein, der die erd­na­hen Or­bits ver­lässt.
Auf dem Weg zum Mond
Auf dem Weg zum Mond
Bild 7/8, Credit: ©NASA, Bildmontage: DLR

Auf dem Weg zum Mond

Das Ori­on-Raum­schiff soll den Mond mehr­mals um­run­den und dann wie­der zur Er­de zu­rück­keh­ren.
Die "Crew" der Artemis-I-Mission zum Mond
Die "Crew" der Ar­te­mis-I-Missi­on zum Mond
Bild 8/8, Credit: NASA/Lockheed Martin/DLR

Die "Crew" der Artemis-I-Mission zum Mond

Die bei­den Mess­pup­pen des Ex­pe­ri­ments MA­RE (Ma­tros­h­ka Astro­Rad Ra­dia­ti­on Ex­pe­ri­ment), die mit der ers­ten Missi­on Ar­te­mis I der NA­SA zum Mond flie­gen, neh­men zwei der Pas­sa­gier­sit­ze der Ori­on-Kap­sel ein (Sitz #3 und Sitz #4).
  • Strahlenbelastung ist eine der zentralen ungelösten medizinischen Herausforderungen der astronautischen Raumfahrt.
  • Das Projekt MARE wird ein dreidimensionales Abbild der Strahlenbelastung des weiblichen Körpers während eines Mondfluges liefern.
  • Nach der Rückkehr von Helga und Zohar beginnt nun am DLR in Köln die detaillierte Datenauswertung.
  • Die Ergebnisse helfen, künftig geeignete Schutzmaßnahmen bei Langzeitmissionen zu ergreifen.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Exploration, Medizin, Strahlenschutz.

Nach ihrer historischen Reise um den Mond mit der NASA-Mission Artemis I sind die Strahlungsmesspuppen Helga und Zohar zurück in Köln. Am 9. März 2023 präsentierte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die beiden Astronautinnen-Phantome nun erstmals den Medien am Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Die Daten des vom DLR geleiteten Projekts MARE (MATROSHKA AstroRad Radiation Experiment) werden nach ihrer Auswertung ein dreidimensionales Abbild der Strahlenbelastung des weiblichen Körpers während eines Mondfluges liefern. Die Forschungsergebnisse fließen auch in irdische Anwendungen.

„Die astronautische Raumfahrt entwickelt sich rasant. Zukünftig werden voraussichtlich auch kommerzielle Raumstationen in niedrigen Erd-Orbits entstehen auf denen Menschen forschen und arbeiten. Gleichzeitig wird die astronautische Exploration des Weltraums zum Mond und darüber hinaus an Fahrt aufnehmen“, sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla. „Die Strahlenbelastung ist dabei eine der zentralen ungelösten medizinischen Herausforderungen der astronautischen Raumfahrt. Diese müssen wir genauer verstehen, um wirksame Maßnahmen zum Schutz von Menschen im Weltraum zu entwickeln. Hier hat das Projekt MARE im Rahmen der Mondmission Artemis I echte Pionierarbeit geleistet, insbesondere mit dem Fokus auf zukünftige Mond-Astronautinnen.“

Scheibe für Scheibe analysieren

Mit der Übergabe der beiden Messpuppen am Kennedy Space Center der NASA im Januar erfolgte bereits der erste Check aller batteriebetriebenen Messinstrumente. „Die aktiven Strahlungsdetektoren haben durchgehend erstklassige Daten geliefert“, freut sich MARE-Projektleiter Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Am DLR-Institut in Köln beginnt nun die Auswertung der über 12.000 passiven Strahlungsdetektoren aus kleinen Kristallen, die jeweils über die beiden Messkörper verteilt platziert sind. Mit dem Auslesen der Kristalle entsteht ein dreidimensionales Abbild des menschlichen Körpers, das zeigt, wie hoch die Strahlenbelastung auf Knochen und Organe an unterschiedlichen Stellen während eines Mondflugs insgesamt ist. „Scheibe für Scheibe nehmen wir Helga und Zohar auseinander, um die Messkristalle auszubauen“, erklärt Berger das Vorgehen. „Die einzelnen Messkristalle können wir dann mithilfe der passenden Laborgeräte hier am DLR auslesen.“

Die beiden Messkörper sind weiblichen Körpern samt Fortpflanzungsorganen nachempfunden, sodass die Strahlungsdosis auch für die besonders strahlungsempfindlichen Organe gemessen werden kann. Die Astronautinnen-Phantome bestehen aus jeweils 38 Scheiben, sind 95 Zentimeter groß, 36 Kilogramm schwer und enthalten aus Kunststoff nachgebildete Organe und Knochen unterschiedlicher Dichte.

MARE-Phantome Helga und Zohar im Kennedy Space Center
MARE-Phantome Helga und Zohar im Kennedy Space Center
Die beiden Messkörper bestehen aus jeweils 38 Scheiben, sind 95 Zentimeter groß, 36 Kilogramm schwer und enthalten aus Kunststoff nachgebildete Organe und Knochen unterschiedlicher Dichte. Zohar, bereitgestellt von der israelischen Raumfahrtagentur ISA, wiegt mit der zusätzlichen AstroRad-Strahlenschutzweste der Firma StemRad sogar 62 Kilogramm.
Credit: NASA

Weste für den Strahlenschutz

Zusätzlich wird untersucht wie viel Strahlungsabschirmung die von Zohar getragene Strahlungsschutzweste ermöglichte. Zohar, bereitgestellt von der israelische Raumfahrtagentur ISA, wiegt mit der AstroRad-Weste der Firma StemRad ganze 62 Kilogramm. „Der Vergleich der Strahlungswerte von Helga ohne Weste und Zohar mit Schutzweste zeigt uns, welche Abschirmungswirkung die Weste entfalten kann“, erklärt Berger weiter.

Die umfangreichen Auswertungen werden nun einige Monate in Anspruch nehmen. Mit detaillierten Ergebnissen ist bis Anfang kommenden Jahres zu rechnen. „Schon jetzt sehen wir, dass sich einige unserer Annahmen zur Strahlungsexposition bei Mondreisen bestätigen“, sagt Berger. „Wir benötigen nun alle verfügbaren Messdaten, um detailliertere Aussagen treffen zu können.“

Absehbar ist bereits die Überführung der Forschungsergebnisse in irdische Anwendungen. Ein „Spin Off“ wurde am DLR bereits im Rahmen eines Vorgängerprojekts durchgeführt. In diesem Projekt war ab 2004 ein Phantom namens MATROSHKA für eineinhalb Jahre der Weltraumstrahlung außerhalb der Internationalen Raumstation ISS ausgesetzt, es folgten weitere drei Jahre im Inneren der Raumstation. Ein Zwilling dieses Weltraumphantoms wurde in Zusammenarbeit mit der GSI in Darmstadt für Grundlagenforschung im Rahmen der Krebstherapie verwendet. Im Weiteren wurden gemeinsam mit der israelischen Firma StemRad, die in Kooperation mit Lockheed Martin die AstroRad-Weste entwickelt hat, Forschungen bezüglich der Anwendung und Sicherheit von „X-Ray Protection Equipment“ für Radiologen und Mitarbeitende im Krankenhaus durchgeführt. Dies zielt insbesondere in Richtung verbesserter Schutzkleidung für den Operateur im routinediagnostischen Einsatz und bei längerdauernden komplizierten Eingriffen.

Auf zum Mond mit Artemis

Artemis I ist die erste in einer Reihe von Missionen des Artemis-Programms der NASA. Es sieht vor, nach mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf unserem Trabanten zu landen, dort gemeinsam mit internationalen Partnern eine dauerhafte Basis zu errichten und eine Raumstation in der Mondumlaufbahn zu bauen, von der aus Menschen zu weiter entfernten Zielen, einschließlich des Mars, aufbrechen sollen. Artemis I war der erste Schritt auf diesem Weg. Bei dieser noch unbemannten Mission wurden alle neu entwickelten Systeme im Zusammenspiel getestet – das Orion-Raumschiff, das Europäische Servicemodul (ESM), die Schwerlastrakete SLS (Space Launch System) und die Bodensysteme. Die Sicherheit der Astronautinnen und Astronauten steht dabei an oberster Stelle. Dazu gehört insbesondere der Schutz vor der kosmischen Strahlung, die im Weltraum um ein Vielfaches höher ist als auf der Erde – auf dem Mond zum Beispiel rund 800 Mal. Um künftig geeignete Schutzmaßnahmen bei Langzeitmissionen ergreifen zu können, muss man die Strahlenbelastung genau kennen. Das wurde bei Artemis I mit dem Experiment MARE erforscht.

Das MARE-Experiment

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) leitet das Experiment. Hauptprojektpartner sind die israelische Raumfahrtagentur ISA, der israelische Industriepartner StemRad, der die AstroRad-Schutzweste entwickelt hat, sowie Lockheed Martin und die NASA. MARE stellt in seiner Komplexität und in seiner internationalen Zusammenarbeit mit zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Europa, Japan und den USA das größte Experiment zur Bestimmung der Strahlenbelastung für Astronautinnen und Astronauten dar, das jemals den erdnahen Orbit verlassen hat. Mehr als 25 Tage Flug zum Mond, im Mondorbit und zurück zur Erde liegen hinter den #LunarTwins. Die während Artemis I durchgeführten Messungen liefern wertvolle Daten zur Risikobewertung und -minderung für künftige Erkundungsmissionen.

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