Um Europa einen eigenständigen Zugang zum Weltraum zu ermöglichen, beschlossen mehrere europäische Staaten 1973 das Ariane-Programm, eines der insgesamt erfolgreichsten europäischen Technologieprogramme. Deutschland war von Anfang an ein wichtiger Partner. Im Rahmen der europäischen wie der deutschen Weltraumstrategie spielt der Raumtransport auch heute eine zentrale Rolle. Übergeordnetes Ziel ist die Bereitstellung eines zuverlässigen, flexiblen und wettbewerbsfähigen europäischen Trägersystems. Das Ariane-Programm erfüllt diesen Zweck und stellt mit der Ariane 5 eine leistungsstarke Trägerrakete zur Verfügung. Flankiert wird das Angebot heute durch den Vega-Kleinträger und die russischen Sojus-Raketen, die wie Ariane ebenfalls von Europas Raumflughafen in Französisch-Guyana aus starten.
Ariane 5 – die zuverlässigste Trägerrakete der Welt
Die Ariane 5 verbucht die weltweit beste Bilanz aller regelmäßig eingesetzten Trägersysteme. Seit 1996 im Einsatz, ist Ariane 5 speziell darauf ausgelegt, im Doppelstart schwere Nutzlasten mit bis zu zehn Tonnen Gewicht in den Geostationären Transferorbit (GTO) zu transportieren. In diesem Marktsegment der Startdienstleistungen für Telekommunikationssatelliten hat die europäische Trägerrakete heute einen Anteil von über 50 Prozent. Sie brachte nicht nur über 100 Satelliten und Raumsonden ins Weltall, sondern beförderte auch die europäischen Raumfrachter ATV (Automated Transfer Vehicle) zur Internationalen Raumstation ISS. Und sogar für eine der prestigeträchtigsten Weltraummissionen aller Zeiten, das James Webb Space Telescope von NASA, ESA und CSA, ist die Ariane vorgesehen: Ende 2021 soll der Nachfolger des berühmten Hubble-Weltraumteleskops mit der europäischen Ariane 5 starten.
Das Ariane-6-Programm: zukünftiger autonomer Zugang Europas zum All gesichert
Im Rahmen der ESA-Ministerratskonferenz im Dezember 2014 beschlossen die Mitgliedsstaaten die Entwicklung der neuen Trägerrakete Ariane 6. Diese Entscheidung stellt einen wichtigen Meilenstein dar. Denn damit das Ariane-Trägersystem im internationalen Wettbewerb dauerhaft erfolgreich bleibt, muss es nicht nur technisch weiterentwickelt, sondern auch wirtschaftlich betrieben werden können. Voraussetzung hierfür ist eine Umstrukturierung im Bereich des europäischen Trägersektors: Verantwortlichkeiten, Kosten und Risiken werden zukünftig zwischen der ESA und der europäischen Raumfahrtindustrie geteilt. Die Startkosten sollen so im Vergleich zu Ariane 5 um rund die Hälfte reduziert werden.
Diese Kostensenkung und die Modernisierung des bewährten Ariane-Systems sind wichtige Vorteile bei den derzeitigen schnellen Veränderungen im kommerziellen Trägermarkt, auf den zunehmend neue Akteure drängen. Für Ariane 6 wird bei vielen Bauteilen auf die Erfahrungen und die Technologien von Ariane 5 zurückgegriffen. Die Konstrukteure kombinieren dabei bereits vorhandene Bausteine, die sich als zuverlässig erwiesen haben, mit neuen Elementen. So wird es möglich sein, innerhalb weniger Jahre ein neues Raketensystem fertig zu entwickeln. Der Erstflug der rund 60 Meter hohen Ariane-6-Rakete ist für das Jahr 2022 geplant.
Die Trägerkonfiguration der neuen Ariane 6 nutzt sowohl in der Unter- als auch der Oberstufe die Treibstoffkombination Flüssigwasserstoff und Flüssigsauerstoff. Die neue Unterstufe basiert technologisch auf der "alten" Unterstufe der Ariane 5, ist jedoch kostenoptimiert ausgelegt. Als Oberstufe kommt eine Abwandlung der bereits für die Ariane 5ME angedachten neuen Oberstufe mit dem wiederzündbaren Vinci-Triebwerk zum Einsatz. Die Ariane 6 kann, je nach Konfiguration, fünf oder elf Tonnen Nutzlast in den GTO transportieren; dafür ist sie dann entweder mit zwei oder vier Boostern ausgestattet. Gebaut wird sie vom europäischen Raumfahrtunternehmen ArianeGroup.