Tech­no­lo­gi­en aus Luft- und Raum­fahrt für die hu­ma­ni­täre Hil­fe

Ein Satellit macht Aufnahmen von Dadaab in Kenia.
Blick auf Da­daab in Ke­nia
Bild 1/10, Credit: Copernicus Sentinel data 2016

Blick auf Dadaab in Kenia

Die Sen­ti­nel-2A-Sa­tel­li­ten­bild­auf­nah­me vom 11. Fe­bru­ar 2016 zeigt Da­daab, den größ­ten Flücht­lings­la­ger­kom­plex der Welt und des­sen Um­ge­bung. Der­zeit le­ben in den Camps rund 328 000 Flücht­lin­ge.
Vorher-Nachher-Vergleich in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Vor­her-Nach­her-Ver­gleich in Bad Neu­e­nahr-Ahr­wei­ler
Bild 2/10, Credit: DLR-ZKI (CC BY-NC-ND 3.0)

Vorher-Nachher-Vergleich in Bad Neuenahr-Ahrweiler

In ei­ner be­son­ders be­trof­fe­nen Re­gi­on liegt Bad Neu­e­nahr-Ahr­wei­ler (Rhein­land-Pfalz). Hier wur­den na­he­zu al­le Brücken be­schä­digt. In ei­nem großen Um­kreis um die Ahr wur­den Ge­bäu­de, Stra­ßen, Schie­nen und das Ge­län­de teil­wei­se oder voll­stän­dig zer­stört. Die DLR/ZKI-Kar­te zeigt die Scha­dens­la­ge am 16. Ju­li 2021 für ein klei­nes Ge­biet im Wes­ten von Bad Neu­e­nahr-Ahr­wei­ler. Zum Ver­gleich Luft­bild­auf­nah­men des Bun­des­am­tes für Kar­to­gra­phie und Geo­dä­sie von vor dem Er­eig­nis.
MEPA Feldanordnung
ME­PA Feld­an­ord­nung
Bild 3/10, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

MEPA Feldanordnung

Die mo­bil ent­falt­ba­ren Pflan­zenan­bau­ein­hei­ten (ME­PA) kön­nen in­di­vi­du­ell oder für grö­ße­re Ge­mein­schaf­ten als Fel­der an­ge­ord­net be­wirt­schaf­tet wer­den.
Offroader im schwierigen Gelände
Offroa­der im schwie­ri­gen Ge­län­de
Bild 4/10, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Offroader im schwierigen Gelände

Ro­bo­ter­ge­steu­er­te Fahr­zeu­ge sol­len Stre­cken be­fah­ren, die für mensch­li­che Fah­rer große Ri­si­ken ber­gen.
Automatische Schadensanalyse
Au­to­ma­ti­sche Scha­dens­ana­ly­se
Bild 5/10, Credit: xView2 data, processed by DLR

Automatische Schadensanalyse

Nach ei­ner Na­tur­ka­ta­stro­phe ist ei­ne schnel­le Er­fas­sung der Schä­den wich­tig. Im DLR-Pro­jekt „Da­ta4Hu­man“ sol­len die Ge­bäu­de­schä­den mit­hil­fe au­to­ma­tisch er­fasst wer­den – mit­tels in­tel­li­gen­ter Da­ten­ver­ar­bei­tungs­me­tho­den aus der Fer­ner­kun­dung. Das Bei­spiel hier zeigt Scha­den­ana­ly­sen zu meh­re­ren Na­tur­ka­ta­stro­phen in den USA - vor und nach den Hur­ri­ca­nes Flo­rence und Matt­hew, ei­ner Flut­ka­ta­stro­phe im mitt­le­ren Wes­ten so­wie dem Busch­feu­er von San­ta Ro­sa. Für die Aus­wer­tung nutz­ten die DLR-Ex­per­ten den öf­fent­li­chen xView2-Da­ten­satz.
Unbemannter Hubschrauber superARTIS im Testflug
Hu­ma­ni­täre Hil­fe: Un­be­mann­te Not­fall­ver­sor­gung in Kri­sen­ge­bie­ten
Bild 6/10, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Humanitäre Hilfe: Unbemannte Notfallversorgung in Krisengebieten

Ge­mein­sam mit dem World Food Pro­gram­me der Ver­ein­ten Na­tio­nen tes­tet das DLR den Trans­port von Hilfs­gü­tern mit ei­nem un­be­mann­ten Hub­schrau­ber in schwer zu er­rei­chen­de Ge­bie­te.
Notfallkartierung: Hungerhilfe in Somalia
Not­fallk­ar­tie­rung: Hun­ger­hil­fe in So­ma­lia
Bild 7/10, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Notfallkartierung: Hungerhilfe in Somalia

2011 wur­de Ost­afri­ka von der schlimms­ten Hun­gers­not der letz­ten Jahr­zehn­te ge­trof­fen. Das DLR er­stell­te für das UN World Food Pro­gram­me (WFP) Not­fallk­ar­tie­run­gen. Die­se Sa­tel­li­ten­bild­kar­te gibt In­for­ma­tio­nen zur Grö­ße der Sied­lun­gen in Baard­hee­re, In­fra­struk­tur und Hy­dro­lo­gie.
Haiti Erdbeben: Veränderungsanalyse
Hai­ti Erd­be­ben: Ver­än­de­rungs­ana­ly­se
Bild 8/10, Credit: GeoEye-1 data, processed by DLR

Haiti Erdbeben: Veränderungsanalyse

Am 12. Ja­nu­ar 2010 er­schüt­ter­te ein schwe­res Erd­be­ben Hai­ti. In dem Nach­her-Bild vom 18. Au­gust 2010 ist mar­kiert, wel­che Ge­bäu­de wei­ter­hin zer­stört sind, wo neue Ge­bäu­de er­rich­tet wur­den und die ge­naue Ver­brei­tung not­dürf­ti­ger Un­ter­künf­te. Die Ver­än­de­run­gen der Ge­bäu­de wur­den da­bei au­to­ma­tisch er­fasst. Das DLR Earth Ob­ser­va­ti­on Cen­ter nutz­te da­zu Ver­ar­bei­tungs­me­tho­den, die auf ma­schi­nel­lem Ler­nen ba­sie­ren, und Da­ten des Fer­ner­kun­dungs­sa­tel­li­ten GeoEye-1 mit ei­ner Auf­lö­sung von 0,5 Me­ter.
Lagebild aus der Luft
La­ge­bild aus der Luft
Bild 9/10, Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Lagebild aus der Luft

Die ber­gi­ge Re­gi­on ist für die Ret­tungs­kräf­te am Bo­den und das DLR-Team ei­ne an­spruchs­vol­le Her­aus­for­de­rung. Zu se­hen sind die Stadt Ei­sen­erz und das Ge­biet der Ka­ta­stro­phen­schutz­übung, auf­ge­nom­men aus dem DLR-For­schungs­flug­zeug DO-228 D-CODE.
Bodenkontrollstation U-FLY
Bo­den­kon­troll­sta­ti­on U-FLY
Bild 10/10, Credit: ÖRK

Bodenkontrollstation U-FLY

For­scher an der Bo­den­kon­troll­sta­ti­on U-FLY zur Missi­ons­pla­nung des For­schungs­flug­zeugs D-CODE im La­ge­zen­trum.

Weltweit sind immer mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gründe dafür sind Krisen, Konflikte oder Naturkatastrophen, der Klimawandel ist dabei ein bestimmender Faktor. Häufig wird humanitäre Hilfe in einem schwierigen politischen Umfeld mit schlechter Sicherheitslage geleistet, noch dazu meist unter hohem Zeitdruck. Um Maßnahmen noch effektiver und nachhaltiger zu gestalten, suchen Hilfsorganisationen daher zunehmend technologische Unterstützung.

Notfallkartierungen im Krisenfall

Daten, die von satelliten- und flugzeuggestützten Sensoren ermittelt werden, und daraus abgeleitete ortsbezogene Informationen tragen dazu bei, humanitäre Notlagen besser einzuschätzen und Hilfseinsätze zu planen. Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im DLR liefert wertvolle Informationen für die schnelle Reaktion bei Schäden infolge von extremen humanitären Notlagen. Satellitendaten werden in kürzester Zeit aufgenommen, analysiert und zu bedarfsgerechten Karten weiterverarbeitet.

Das DLR engagiert sich weiterhin in Programmen der Vereinten Nationen, beispielsweise im UN-SPIDER-Programm, um den Zugang zu Weltraumdaten zu verbessern, Katastrophen vorzubeugen und sie im Ereignisfall besser zu managen. Hierbei ist besonders die Stärkung lokaler Organisationen und Akteure zum Aufbau eigener Notfallkartierungskapazitäten und zur Selbsthilfe von Bedeutung. Seit vielen Jahren arbeitet das DLR eng mit nationalen Akteuren wie dem Technischen Hilfswerk (THW) oder I.S.A.R (International Search and Rescue Germany) zusammen. Die Echtzeitfunktionalität der MACS-Kamerasysteme des DLR ermöglicht es beispielsweise, ein Einsatzgebiet innerhalb weniger Minuten aus der Luft abzubilden.

Ferner hat das DLR die Initiative „Humanitarian Technologies“ ins Leben gerufen. Ihr Ziel: Spitzentechnologien aus Luft- und Raumfahrt für humanitäre Zwecke weiterentwickeln und in die konkrete Anwendung bringen - kostengünstig und angepasst an die Bedürfnisse von humanitären Organisationen. Die Projekte der Initiative werden dabei interdisziplinär realisiert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure aus dem DLR arbeiten, teils mit Unterstützung der Industrie, gemeinsam mit Hilfsorganisationen daran, neue Technologien und Strategien für eine bessere und effektivere humanitäre Hilfe weltweit zu entwickeln. Bei den jährlich stattfindenden „Humanitarian Tech Days“ knüpft das DLR Kontakte zu humanitären Organisationen und identifiziert gemeinsam mit den Akteuren weitere Bedarfe und Wissenslücken, die mit Hilfe von Technologien aus der Luft- und Raumfahrt abgedeckt werden können.

Aktuelle Projekte der Initiative „Humanitarian Technologies“

  • MEPA – Mobile Gewächshäuser
    Die im DLR entwickelte „Mobil entfaltbare Pflanzenanbaueinheit“ kann nicht nur Astronauten im All mit Tomaten und Salat versorgen, sondern auch Menschen in einem Krisengebiet, die ihre Ernährungsgrundlagen verloren haben. In diesem Projekt arbeitet das DLR mit dem World Food Programme (WFP) der vereinten Nationen, Plan International, ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Deutschland) und dem Technischen Hilfswerk zusammen.

  • Data4Human: Bedarfsorientierte Datendienste für humanitäre Hilfe
    Präzise und zeitnahe Geoinformationen von Satelliten oder aus dem Internet werden für die humanitäre Hilfe nutzbar gemacht, indem die verfügbaren Daten zuverlässig verarbeitet und analysiert werden, damit sich Helfer schnell einen Überblick über eine Lage verschaffen können. DLR-Fernerkundungsdaten helfen außerdem dabei, die Auswirkungen des Klimawandels zu dokumentieren oder Ernteausfälle zu erkennen. Partner des DLR sind in diesem Projekt das World Food Programme, Human Rights Watch, das Deutsche Rote Kreuz, das Humanitarian Open Stree Map Team sowie das UN Development Programme.

  • Drones4Good: Anwendung von KI im Katastrophenmanagement
    Künstliche Intelligenz (KI) sorgt für die Sicherheit beim Einsatz humanitärer Drohnen. Dabei geht es um die Anwendung von KI im Katastrophenmanagement und die Schwierigkeiten bei der Erfassung und Analyse umfangreicher Fernerkundungsdaten.

  • AHEAD (Autonomous Humanitarian Emergency Aid Devices): Ferngesteuerte Lastwagen transportieren Hilfsgüter
    Robotergesteuerte Fahrzeuge des World Food Programmes sollen Strecken befahren, die für menschliche Fahrer große Risiken bergen. Gesteuert werden sie per Telepräsenz von einem sicheren Ort. Damit werden sichere Transportmöglichkeiten geschaffen, wodurch der Wirkungsbereich des WFP ausgeweitet werden kann.

Unbemannter Hubschrauber liefert humanitäre Güter aus

Ebenfalls gemeinsam mit dem WFP hat das DLR den Transport von Hilfsgütern mit einem unbemannten Hubschrauber in schwer zu erreichenden Gebieten getestet. Dafür wurden mehrere Notfallsituationen nachgestellt, bei denen der DLR-Hubschrauber superARTIS speziell entwickelte Einwegboxen der Firma Wings for Aid mit 20 Kilogramm Hilfsgütern erfolgreich transportiert und abgeliefert hat.

Technologien für das Krisenmanagement im Katastrophenfall

ResponDrone

Das internationale Projekt ResponDrone unter Leitung des DLR entwickelt ein innovatives Krisenmanagementsystem auf Basis einer Flotte unbemannter Luftfahrzeuge, um schneller, effektiver und effizienter auf Katastrophen zu reagieren. Es hat zum Ziel, eine Multi-UAS-Plattform für Rettungseinsatzkräfte zu entwickeln, um die Situationsbeurteilung zu beschleunigen und somit die Erstversorgung in Krisengebieten effizienter zu gestalten. Die ResponDrone-Plattform soll die Entscheidungsfindung erleichtern, indem allen beteiligten Akteuren die relevanten Informationen über ein webbasiertes System in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden.

IN-PREP

Sowohl natürliche als auch von Menschen verursachte Krisen haben immer wieder unvorhergesehene Ausmaße. Häufig sind die Auswirkungen auch grenzübergreifend spürbar. Die Kombination verschiedener Ursachen wie etwa Klimaeinwirkung, Cyber-Angriffe und terroristische Aktivitäten erfordert eine übergeordnete Koordination und Informationsaustausch. Im Projekt IN-PREP werden Werkzeuge entwickelt, mit denen Hilfseinsätze gemeinschaftlich und grenzübergreifend geplant sowie Einsatzkräfte effizient trainiert werden können.

DRIVER+

Echtzeitaufnahmen aus der Luft können einen wesentlichen Beitrag liefern, um die Situation vor Ort nach einer Katastrophe schnell und präzise zu erfassen und so Hilfseinsätze zielgerichtet zu planen. Besonders der Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge (UAS) hat sich hierfür bewährt, da auch schwer zugängliche Gebiete überflogen werden können, ohne dabei Einsatz- oder Rettungskräfte zu gefährden. Im Rahmen des EU-Projekts DRIVER+ wurde das DLR-Forschungsflugzeug D-CODE als Demonstrator für unbemannter Flugzeuge eingesetzt, um Luftbildaufnahmen eines Krisengebiets zu erfassen und in nahezu Echtzeit am Boden für Rettungskräfte zur Verfügung zu stellen. Ein erster wichtiger Schritt für den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge im Krisenmanagement.

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