Ausbau des Frankfurter Flughafens - eine besondere Aufgabe
Unter Kenntnis der schlechten Erfahrungen beim Bau der Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens wurde der Entscheidungsprozess über eine neue Landebahn von Beginn an neu strukturiert: Die damalige Landesregierung und Ministerpräsident Eichel setzte eine Mediationsgruppe ein, die der Landesregierung Handlungsempfehlungen aussprechen sollte. Im Ergebnisbericht wurden fünf zentrale Bausteine benannt, unter anderem Ausbau, Anti-Lärm-Pakt und Nachtflugverbot. Ministerpräsident Koch definierte das Mediationsergebnis als Grundlage aller weiteren Aktivitäten, etablierte das Regionale Dialogforum (RDF) und benannte mich als dessen Vorsitzenden. Die Intention war die Begleitung der formalen Verfahren bis zur Planfestestellung (damalige Schätzung: zwei Jahre).
Es dauerte dann acht Jahre bis zur Planfeststellung und ich hatte Gelegenheit, mich in einem spannungsgeladenen Gebiet zwischen den Interessen der Luftfahrtseite, der Kommunen, der Bürgerinitiativen, der Politik und weiteren "Stakeholdern" zu bewegen. Viele grundlegende Arbeiten wurden durchgeführt und eine Reihe von Empfehlungen an die Politik formuliert. Mit dem Näherrücken der Planfeststellung wurde die Atmosphäre immer kritischer. Gleichwohl formulierten wir auftragsgemäß einen Anti-Lärm-Pakt. Die verschiedenen Seiten konnten sich seinerzeit nicht zu einer klaren Unterstützung des Anti-Lärm-Paktes durchringen, da sie Nachteile in den formalen Verfahren befürchteten. Nach der Planfeststellung, der Etablierung des Forums für Flughafen und Region und vielen Anstrengungen zur Überzeugung der verschiedenen "Spieler" konnte dann endlich die Arbeit zur Konkretisierung vorangetrieben werden.
Die nun vorgestellten Maßnahmen des aktiven Schallschutzes stimmen in weiten Bereichen mit den damals angesprochenen Punkten überein. Auch die schon zu RDF-Zeiten gemachte Überlegung der Erfassung des Fluglärms durch einen Index zu realisieren, der die Dosis-Wirkungsbeziehung durch Umsetzung der dB in eine Belästigung und quantitative Berücksichtigung der Betroffenen (= Anzahl der Hochbelästigten am Tag beziehungsweise der Aufwachreaktionen in der Nacht) ist erhalten und weiterentwickelt worden. Aus einer Fülle von prinzipiell denkbaren Maßnahmen des aktiven Schallschutzes wurden sieben identifiziert, die rasch umgesetzt werden sollen. Dazu gehören eine Umrüstung der 737-Flotte der Lufthansa, neue Anflugverfahren (segmented RNAV, Gleitwinkel, CDA), Rückenwindkomponente und gezielte Bahnbelegung zur Sicherstellung von Lärmpausen.
Zusätzlich wurden ein Fluglärm-Monitoring und eine Studie zur Lärmwirkungsforschung vereinbart. Das DLR war und ist über meine Person hinweg mit viel Expertise in den Prozess eingebunden und wird beispielsweise auch eine Realsimulation der neuen lärmoptimierten Anflugüberlegungen am Forschungsflughafen Braunschweig durchführen. Auch dieser Teil meiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender des DLR ist täglich spannend...
Weitere Informationen: Umwelt- und Nachbarschaftshaus
Bild: Mathias Ortmann (CC-BY 3.0).