DLR und die deutschen Hochschulen - Risiko oder Chance?

2005 veröffentlichte die Volkswagenstiftung das Thesenpapier (PDF), das im Kapitel VI explizit auf Hochschulen und außeruniversitäre Forschung eingeht. Die Hochschulperspektive des Papiers ist durch die Zusammensetzung der Kommissionsmitglieder begründet. Es handelt sich um allesamt aktive oder im Ruhestand befindliche Hochschulleiter. Auch ich war damals beteiligt, als Präsident der Technischen Universität Darmstadt.

Bemerkenswert ist, dass das Papier, entstanden vor der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, sehr zukunftsorientierte Überlegungen, insbesondere die engere, institutionelle Verbindung von außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Hochschulen, adressierte: "Bund und Länder sollen konkrete Schritte unternehmen, um die Trennung von universitärer und außeruniversitärer Forschung in Deutschland zu überwinden." Es überrascht indes wenig, dass die zum Ergebnis führenden Aktivitäten dann von den Hochschulen und Forschungszentren direkt vorangetrieben wurden, mit mehr oder weniger Unterstützung durch Bund und Länder. Sicherlich ist das Modell des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) an dieser Stelle besonders zu nennen. Die Schaffung einer institutionellen Einheit aus Universität und Forschungszentrum kann für Karlsruhe im Nachhinein als "auf der Hand liegend" beurteilt werden. Dies darf aber die Anstrengungen, die zur Realisierung unternommen wurden, nicht schmälern.

Für das DLR mit seinen 13 Standorten wäre eine institutionelle Verbindung mit einer Universität sicherlich nicht zielführend. Aus diesem Grund wurde DLR-intern das Instrument DLR@UNI geschaffen, das einen Rahmen für inhaltlich geprägte Kooperationen definieren sollte. DLR@UNI kann aus verschiedenen Aktivitäten von gemeinsamer Forschung über Weiterbildung bis hin zu gemeinsamen Initiativen in der Existenzgründung bestehen und wird durch eine Anschubfinanzierung seitens des DLR unterstützt. DLR@UNI ist flexibel genug, um sowohl der inhaltlichen Vielfalt als auch den jeweiligen Randbedingungen in der Kooperation Rechnung zu tragen. Mittlerweile wurde drei institutionelle Verbindungen auf dieser Grundlage geschaffen, jeweils sehr speziell, fachlich getragen und mit unterschiedlicher Organisationsstruktur:

DLR@TU Braunschweig läuft unter dem Namen "Campus Forschungsflughafen" und hat Luftfahrt- und Verkehrsforschung als thematische Schwerpunkte. DLR@Uni Stuttgart hat einen "Forschungscampus" mit dem Motto "Gemeinsam die Zukunft gestalten" definiert. In München wurde aus dem DLR-Vorschlag der engeren Kooperation eine Verbindung zwischen DLR, der TU München, der Universität der Bundeswehr und Bauhaus Luftfahrt unter der Bezeichnung "Munich Aerospace, Fakultät für Luft- und Raumfahrt". Um die Kooperation auf solide Füße zu stellen, wurde hier auch eine eigene Rechtspersönlichkeit in Form eines eingetragenen Vereins mit Vorstand, Mitgliederversammlung und Kuratorium geschaffen.

Ziel der Aktivitäten seitens des DLR ist es, durch die direkte, institutionelle Kooperation über die schon erfolgreich geübte Praxis der gemeinsamen Berufungen von Institutsleitungen und zum Teil Abteilungsleitern mit Hochschulen einen weiteren Schritt in Richtung effiziente Nutzung der Ressourcen zu gehen. Für die Hochschulen erleichtert sich dadurch der Zugang zu den Großforschungsanlagen, für das DLR erhoffe ich mir neben fachlichen Synergien insbesondere auch einen besseren Zugang zu den Studierenden.

Bild: Volkswagenstiftung.