Die Bundestagswahl und die Konsequenzen
In meinem letzten Blogeintrag habe ich die Themen Wissenschaft, Wissenschaftsmanagement, Wissenschaftspolitik thematisiert und versucht, eine "Sortierung" der jeweiligen Bereiche vorzunehmen. Diese Sortierung könnte - bei entsprechender Berücksichtigung in der Politik - unmittelbare Konsequenzen für den Wissenschaftsbetrieb haben.
Mehr als 30.000 Besucher am Tag der Luft- und Raumfahrt 2013 auf dem Kölner DLR-Gelände. Bild: DLR (CC-BY 3.0)
Am Tag der Bundestagswahl reiste ich abends nach Peking, da dort der diesjährige International Astronautical Congress (IAC) stattfand. Die durch die Wahlergebnisse erzeugte Spannung war auch vor Ort in Peking zu spüren - und war natürlich Gesprächsthema während des von der Deutschen Botschaft in China und dem DLR gemeinsam veranstalteten Empfangs. Wie bei vorangegangenen IAC hatte ich sowohl Gelegenheit, in mehreren Kongressbeiträgen Ideen zu verschiedenen Themen (Innovation, Kooperation, Kommunikation) zu diskutieren als auch Gespräche mit Akteuren aus aller Welt zu führen. Die kurze Zusammenfassung meiner Erfahrungen lautet: Das DLR ist weltweit hoch anerkannt, man ist an unseren Einschätzungen zu ganz unterschiedlichen Fragen sehr interessiert und strebt in vielen Bereichen eine enge Kooperationen mit uns an.
ESA-Ministerratskonferenz in Den Haag, November 2008. Bild: ESA
Besonders interessant war die Frage der weltweiten Entwicklung der Trägersysteme. Neben der Bestätigung unserer Einschätzung, dass die Satelliten der Zukunft eher schwerer werden und deshalb auch die Trägerraketen größere Nutzlast aufweisen müssen, wurde auch die spezielle Natur des Satellitenmarkts, gekennzeichnet durch die Erwartung einer relativ konstanten Anzahl von Satelliten pro Jahr, diskutiert. Diese Erwartung und die Tatsache, dass weitere Unternehmen in den weltweiten Trägermarkt eintreten, müssen für die strategische Ausrichtung Konsequenzen haben. Auch die in diversen Runden klar formulierte Forderung nach neuen Antriebskonzepten und Aspekten der Nachhaltigkeit (z.B. Wiederverwendbarkeit) bestätigt unsere Auffassung der erforderlichen, innovativen Ansätze für die europäische Trägerpolitik: Einfach über die Reduktion der Kosten wird der Wettbewerb nicht zugunsten Europas zu gewinnen sein.
Ariane 5ES-Trägerrakete beim Rollout. Bild: DLR/Thilo Kranz (CC-BY 3.0)
Was hat das nun wieder mit der Bundestagswahl zu tun? Wir stehen nur 14 Monate vor der nächsten ESA-Ministerratskonferenz und müssen zeitnah die Diskussion über zentrale Themen "auf den Punkt bringen". Dazu bedarf es einer klaren Linie, um die verschiedenen Punkte kohärent und im deutschen Interesse in Verbindung zu vertreten. Bei allem Verständnis für die Schwierigkeiten der Koalitionsüberlegungen und -verhandlungen gilt es, die aktuellen fachlichen Themen nicht zu vernachlässigen. Solange die neue Regierung noch nicht im Amt ist, ist die bisherige handlungsfähig und verantwortlich. Im ESA-Ministerrat wird die Bundesrepublik Deutschland durch die zuständige Ministerin bzw. den zuständigen Minister bzw. Staatssekretär/in vertreten. In der Vorbereitung bietet die im Raumfahrtaufgabenübertragungsgesetz (RAÜG) definierte Zuständigkeit des DLR eine sichere Grundlage, um die deutschen Interessen angemessen einzubringen.
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