31. Juli 2023

Tägliches Monitoring von Waldbränden rund um das Mittelmeer

Die Waldbrände im Mittelmeerraum waren im Juli 2023 überdurchschnittlich heftig und haben verheerende Schäden verursacht. Die abgebrannte Fläche ist laut dem Europäischen Copernicus Programm EFFIS fast doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel. Ein Webdienst des EOC zeigt täglich, wie die Brände sich entwickeln. Auswertungen des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) geben Auskunft über das Schadensausmaß, u.a. mit Daten des deutsche Hyperspektralsatellit EnMAP.

Insbesondere in Griechenland, Italien, Tunesien und Algerien gab es große Brandereignisse katastrophalen Ausmaßes. Um die Umweltauswirkungen, zeitliche Dynamik und Größe solcher Katastrophen über längere Zeiträume zu bewerten und vergleichen zu können, nutzen die Forschenden des EOC optische Satellitenaufnahmen der europäischen Sentinel-Satelliten 3A und 3B, sowie Daten ihrer amerikanischen Äquivalente Aqua und Terra. Diese Satelliten sind mit Instrumenten zur großflächigen Beobachtung der Land- und Ozeanoberflächen ausgestattet und erfassen mehrmals täglich aus 700 bis 800 Kilometer Höhe die Erdoberfläche in breiten Aufnahmestreifen mit einer Bodenauflösung von 250 bis 300 Metern. 

Die hohe zeitliche Frequenz der Aufnahmen erlaubt es, Datenlücken zu schließen. Denn anders als Radarsatelliten – vermögen optische Instrumente nicht durch Rauchsäulen oder Wolken zu schauen. Daher werden die unterschiedlichen Aufnahmen in einem vom EOC entwickelten Prozessor über mehrere Tage hinweg kontinuierlich und automatisch untereinander abgeglichen, immer wieder neu berechnet und überprüft, um die Ergebnisse zu verfeinern und Datenlücken zu schließen.

Diese Analysen laufen im Webdienst des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im EOC zusammen. Dort kann die Entwicklung der Brandflächen über die vergangenen Tage und Wochen beobachtet werden.

Alle Ergebnisse können über den Geoservice des EOC bezogen und sowohl für aktuelle Lagebilder als auch für mehrjährige Zeitreihenanalysen genutzt werden.

Die nachfolgende Detailansicht zeigt exemplarisch den zeitlichen Verlauf des verheerenden Brandes in Algerien zwischen dem 25.-31. Juli 2023, rund 30km westlich der Stadt Bejaia (ca. 200.000 Einwohner). Insgesamt verbrannte hier mit mehr als 15.000 Hektar eine Fläche, vergleichbar mit mehr als 20.000 Fußballfeldern oder der zweifachen Fläche des Chiemsees. 

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Ausgewählte Tage (25., 26., 31. Juli 2023) zur Veranschaulichung der zeitlichen Entwicklung der Brandfläche westlich der Stadt Bejaia (Algerien).

Ergänzend zu den großflächigen Analysen hat der deutsche Hyperspektralsatellit EnMAP (Environmental Mapping and Analysis Program) das Schadensgebiet in Algerien am 26. Juli 2023 im Detail beobachtet. Mit seinen 224 spektralen Kanälen im Wellenlängenbereich zwischen 420 und 2450 Nanometern, und einer Bodenauflösung von 30 Metern sind sehr genaue Analysen möglich. Die nachfolgende Karte des DLR-ZKI zeigt die Brandflächen-Analyse für das Gebiet westlich der Stadt Bejaia (Algerien), welche im Rahmen der „International Charter – Space and Major Disasters“ erstellt wurde. Basierend auf den Auswertungen lassen sich Aussagen zu den vom Feuer betroffenen Siedlungen und Straßen treffen. Das gebirgige, waldreiche Gebiet entlang der Mittelmeerküste wird auch landwirtschaftlich genutzt und war auch in den vergangenen Jahren immer wieder von Waldbränden betroffen.

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ZKI Auswertung von EnMap (Brandflächen) und MODIS Daten (thermale Feuerpunkte) für das von Waldbränden betroffene Gebiet westlich der Stadt Béjaia (Algerien), 26. Juli 2023.

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