Radfahrer im Straßenverkehr sichtbarer machen

XCYCLE_Radfahrer
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Im Jahr 2014 sind in Deutschland fast 400 Radfahrer bei Unfällen ums Leben gekommen. Dieser Wert macht zwölf Prozent aller Verkehrstoten aus. Das statistische Bundesamt veröffentlichte außerdem die Meldung, dass ca. 78.000 Fahrradfahrer verletzt wurden, 14.500 davon schwer. Insgesamt waren im Jahr 2014 ungefähr 85.000 Fahrradfahrer in Unfälle verwickelt. Soweit nur die Zahlen, die tatsächlich polizeilich gemeldet wurden. Grund genug für die Forscher des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik in dem EU-Projekt XCYCLE an innovativen Lösungen für die Sicherheit der Radfahrer zu forschen.

Mehr Sicherheit für Radfahrer

Gemeinsam mit acht internationalen Projektpartnern entwickeln die Forscher Lösungen, die Radfahrer auch im toten Winkel erkennen und beispielsweise LKW- oder PKW-Fahrer über ein Fahrerassistenzsystem warnen können. Sie analysieren dabei auch bereits vorhandene Sicherheitssysteme. Die aktuellen Entwicklungen in der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation helfen dabei, die Systeme in den Fahrzeugen zu verbessern, um so den Fahrer frühzeitig vor einer Kollision mit einem Radfahrer zu warnen. Die in XCYCLE gewonnenen Erkenntnisse sollen den aktuellen Forschungen an Frühwarnsystemen in den Fahrzeugen eine neue Perspektive geben und insbesondere nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer berücksichtigen.

Sensoren liefern Daten

Grafik_XCYCLE
Grafik_XCYCLE
 
 
 Übersicht des Verbundsystems im Projekt XCYCLE

Ein besonderes Augenmerk legen die Braunschweiger Wissenschaftler auf das Zusammentreffen von LKW und Radfahrern. An der Forschungskreuzung des DLR-Instituts am Braunschweiger Innenstadtring haben sie deshalb spezielle Säulen mit Sensoren aufgestellt, die die Bewegungspfade – sogenannte Trajektoriendaten – zunächst aller Verkehrsobjekte erfassen. Diese werden vor der Auswertung zuerst einer Klassifikation unterzogen: Handelt es sich bei den erfassten Objekten z.B. um ein Fahrrad, einen PKW oder einen LKW? Die Wissenschaftler interessieren sich dabei besonders für Informationen wie Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung. Die Trajektoriendaten geben Aufschluss darüber, wann eine kritische Situation stattgefunden hat und wie genau sie entstanden ist. Dadurch ist es möglich, einen aufkommenden Konflikt bereits im Vorfeld zu erkennen und beispielsweise mittels Drahtloskommunikation eine Warnung an die betreffenden Verkehrsteilnehmer zu senden.

Wie könnte ein Frühwarnsystem aussehen?

Dem LKW-Fahrer könnte z.B. auf einer lokalen Karte die Position des Radfahrers in seinem Fahrzeug angezeigt werden. Es ist ebenfalls denkbar, Warnungen durch Vibrationen oder Widerstandsmomente über das Lenkrad mitzuteilen, falls sich ein Fahrrad gefährlich annähert oder im toten Winkel befindet. Als letzte Maßnahme ließe sich eine Bremsung des LKW vornehmen. Dem Radfahrer könnten ebenfalls Informationen über einen unsicheren Verkehrszustand mitgeteilt werden. Denkbar ist hier ein am LKW oder am Fahrrad verbautes Anzeigenelement oder ausgehender Warnton. Ob die Ampelanlage vor einer möglichen Kollision ebenfalls als Warnsystem dienen kann, soll ebenfalls untersucht werden.

Bis 2018 forschen die Wissenschaftler in XCYCLE. Die in dem Projekt gewonnenen Ergebnisse sollen ein Model für weitere internationale Studien liefern. Die auf der Forschungskreuzung aufgestellten Sensoren erweitern die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM).

Projektpartner:

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